Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
Ulrika verlor an Flughöhe und wäre fast auf den Boden geknallt. Leider schaffte sie es, auf den Füßen zu landen. Sanchez hob wieder den Mopp und machte sich für den nächsten Angriff bereit.
Ulrikas Gesicht war voller Blut, Scheiße und Seifenschaum, und neben ihrem Mundwinkel hing überraschenderweise ein einzelnes Maiskorn. Sie wischte sich den Schmutz mit der knochigen Hand ab.
»An diesem Mopp klebt noch genug Dreck, um eine ganze Vampirarmee damit einzuschmieren«, warnte Sanchez sie noch einmal. »Ein Schritt weiter, und ich bearbeite deine Schuhe damit, du Miststück!«
Ulrika senkte den Kopf und ging leicht in die Knie, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Dann musterte sie Sanchez und überlegte, wie sie am besten vorging. Plötzlich schoss sie vor und packte eines der Tischbeine. Während sie kräftig daran zog, ließ Sanchez den Mopp gegen ihre Wange krachen. Doch Ulrika war stark. Der Tisch bewegte sich und wackelte heftig. Sanchez verlor das Gleichgewicht und fiel herunter. Um nicht ungeschützt mit dem Kopf zuerst auf den Boden zu knallen, drehte er den Mopp so, dass er mit dem Gesicht auf dem schmutzigen Stoffende landete. Es spritzte, und nun war zur Abwechslung Sanchez voller Blut und Scheiße. Aber ihm blieb keine Zeit, deshalb lange zu lamentieren. Er umklammerte den Stiel des Mopps und rappelte sich auf. Kaum stand er, warf sich Ulrika auch schon von links auf ihn. Wie versprochen zielte er jetzt mit dem Moppende auf ihre Füße. Wenn er sich schon gleich von dieser Welt verabschiedete, kamen die Schuhe dieser verdammten Hexe mit! Der Mopp traf Ulrikas bequeme Lesben-Treter. Sie kam ins Straucheln, was Sanchez genug Zeit verschaffte, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Er wusste, dass er es kaum schaffen würde, den Aufzug rechtzeitig zu erreichen, bevor sie ihn eingeholt hatte – aber er musste es wenigstens versuchen!
Er rannte so schnell er konnte durch den Gang zwischen den Spindreihen hindurch, was leider nicht sonderlich schnell war. Nach nur drei Spindreihen stand Ulrika wieder vor ihm. Sie hatte einen Salto über Sanchez’ Kopf hinweg vollführt und war direkt vor ihm gelandet. Jetzt war ihm der Fluchtweg versperrt. Ulrika starrte ihn mordlüstern an. Was für eine durchgeknallte Alte! Sanchez schwang den Mopp, doch diesmal war Ulrika zu schnell für ihn. Sie packte den Mopp beim Stiel und riss ihn Sanchez aus den Händen. Dann warf sie den Mopp auf den Boden und bleckte die Vampirzähne. Mit einem Zischen warf sie sich auf Sanchez. Der kauerte sich hin und hob schützend den Arm über seinen Kopf, doch das nützte ihm alles nichts mehr. Ulrika landete auf seinem Rücken und drückte ihn mit dem Knie zu Boden. Sanchez bekam kaum noch Luft und war vollkommen hilflos.
Dann spürte er Ulrikas heißen Atem an seinem Hals. »Ich konnte dich noch nie ausstehen, Sanchez«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Und jetzt sag mir, was du mit dem Buch des Todes gemacht hast.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, protestierte er.
»Wenn ich dir gleich die Kehle herausreiße, kannst du mich wenigstens nicht mehr so schamlos belügen«, knurrte sie.
»Rick vom Olé Au Lait hat es.«
»Erzähl mir keine Scheiße!«
»Ehrlich!«
Ulrika griff in Sanchez’ Haare und riss seinen Kopf nach oben, wobei sie ihm fast das Genick brach. »Ich glaube dir kein Wort«, sagte sie und schnüffelte an seinem Hals, um die richtige Stelle für den finalen Biss zu finden. »Ich kann es riechen, wenn jemand lügt.«
»Bist du sicher, dass du nicht die Scheiße vom Mopp riechst?«
»Du hältst dich wohl für einen echten Komiker, was? Dann will ich mal probieren, ob du auch komisch schmeckst.«
Sanchez schloss die Augen und bereitete sich innerlich auf den Biss vor. Gleich darauf hörte er noch einmal Ulrikas animalisches Zischen neben seinem linken Ohr.
Dann das Geräusch eines leichten Aufpralls.
Es folgte ein weiteres, längeres Zischen. Ein sehr lautes Zischen . Plötzlich fühlte sich Sanchez’ Rücken an, als würde er lichterloh brennen. Feige blieb er liegen und fügte sich ins Unvermeidliche.
Zu seiner Verwunderung hörte er nun Flakes Stimme. »Alles in Ordnung, Süßer?«
»Hä?«
Sanchez öffnete die Augen. Über ihm stand Flake mit einem braunen Buch in der Hand.
»Was zum Teufel?«, fragte Sanchez verblüfft, der Ulrika nirgends mehr entdecken konnte. »Wo ist denn der irre Bücherwurm hin?«
Flake klemmte sich das Buch unter den linken Arm und hielt Sanchez die rechte Hand hin, um
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