Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
ihm aufzuhelfen. Sanchez nahm ihre Hand, zog sich daran hoch und stellte sich auf die Beine. Flake lächelte glücklich, als würde sie sich über irgendwas wahnsinnig freuen.
»Was ist denn hier gerade passiert?«, fragte Sanchez.
»Ich hab dem Miststück dieses Buch über den Schädel gezogen«, verkündete Flake und hielt ihm das braune Buch hin.
»Und wo steckt sie jetzt?«
»Sie ist in Flammen aufgegangen und dann zu Staub zerfallen. Sieh mal.« Sie zeigte auf ein Häuflein schwarzer Asche. Sanchez ahnte, dass er davon bestimmt auch was auf dem Rücken hatte. »Offenbar kann man mit diesem Buch Vampire killen.« Flake zuckte mit den Schultern.
»Und woher wusstest du das?«
»Das hab ich nicht gewusst, aber in meinem Horoskop stand heute, dass ich mit einem Buch mal was anderes tun soll als lesen.«
»Und machst du immer alles, was in deinem Horoskop steht?«
»Klar, Big Busty Sallys Horoskop ist so was wie meine Bibel!«
»Dann muss ich dieser Sally wohl einen Präsentkorb schicken. Hat sie dir auch gesagt, dass du runter in den Keller kommen sollst?«
Flake lachte. »Nein, ich bin einfach Ulrika gefolgt und wollte dich retten. Als ich ankam, saß sie auf deinem Rücken. Dann hab ich gesehen, dass dieses Buch aus einem der Spinde herausschaute, und dachte an mein Horoskop. Also hab ich ihr damit auf den Kopf gehauen. Kaum hat das Buch sie berührt, ist Ulrika in Flammen aufgegangen.«
Sanchez klopfte sich ab. »Und das hast du echt nur wegen deines Horoskops gemacht?«
»Na ja, wenigstens zum Teil«, antwortete Flake. »Aber natürlich vor allem weil wir doch jetzt ein Team sind. Da müssen wir aufeinander aufpassen. Und du warst ja so schlau, sie hier herunter in die Falle zu locken, damit wir sie zusammen erledigen können.«
Sanchez hustete. »Ähm, ja, stimmt. Ich musste sie natürlich von dir ablenken und wusste, dass sie mir folgen würde.«
»Du bist so clever, Sanchez. Ich würde dich am liebsten küssen, aber du siehst aus, als hättest du Scheiße im Gesicht.«
»Ach, das ist nichts«, sagte er und wischte sich das Gesicht ab. »Nur lass dir das nächste Mal nicht wieder so viel Zeit, bis du auftauchst, okay?«
»Tut mir leid«, sagte Flake. »Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie das Ganze ausgegangen wäre, wenn ich das Buch nicht gefunden hätte.«
Da hatte sie nicht ganz unrecht. Das Buch war ein unglaublicher Glücksfall. »Was hat es eigentlich mit dem Buch auf sich?«, überlegte Sanchez laut.
»Vielleicht sind Vampire allergisch gegen Bücher?«, mutmaßte Flake.
»Sie war Bibliothekarin.«
»Oh.«
»Die hatte jeden Tag tausend Bücher in der Hand. Deshalb vermute ich stark, dass dein Buch etwas ganz Besonderes ist. Ein Buch, das Vampire erledigt. Hm, das könnte ein Vermögen wert sein. Vielleicht sollten wir es bei eBay versteigern!«
Flake war da ganz offensichtlich anderer Meinung, das sah man ihr an. »Wenn das hier eine tödliche Waffe gegen Vampire ist, behalte ich das lieber für mich. Ulrika war hier, weil sie nach einem Buch gesucht hat, und sie war bereit, dafür über Leichen zu gehen. Lass mich erst mal nach diesem Buch googeln. Wir brauchen ganz bestimmt nicht noch mehr Bibliothekare, die hier antanzen.«
Das sah Sanchez ein. »Ist wirklich ein Problem«, sagte Sanchez. »Draußen ist es dunkel. Die Straßen könnten also voller Vampire sein. Meinst du, die planen irgendeine große Sache?«
Flake schnitt eine Grimasse. »Falls ja, könnte dieses Buch wahnsinnig wichtig werden. Wir sollten wirklich besser mit niemandem darüber reden.«
♦ DREIZEHN
Auch wenn man das bei seinem Äußeren nicht vermutete, Silvinho war ein großer Kunstliebhaber. Er war riesig, trug Militärklamotten und hatte einen pink gefärbten, riesigen Irokesenschnitt. So stellte man sich den typischen Schöngeist eher nicht vor. Gerade hatte er seine letzte Mission für die Shadow Company abgeschlossen – die Ergreifung und Hinrichtung des Bourbon Kid – und ging nun mit einem Besuch im städtischen Museum seiner eigentlichen Leidenschaft nach. Anschließend würde er mit seinem Team direkt abreisen. Das Leben als Söldner gefiel ihm. Er hatte vorher Jahre in Kriegsgebieten hinter der gegnerischen Front mit Liquidierungen verbracht. Leider bedeutete das aber, dass er oft monatelang kein einziges Bild zu Gesicht bekam. Als Söldner zog er mit seinen Kameraden von Land zu Land und hatte so Gelegenheit, die Kunstschätze dieser Welt kennenzulernen – jedenfalls wenn er nicht
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