Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
würde er gleich hinfallen, aber irgendwie schaffte er es, rechtzeitig den Türknauf zu erwischen und sich daran festzuhalten. Er drehte ihn herum und öffnete die Tür. Die ging überraschend schwungvoll auf. Jemand hatte mit Kraft von außen dagegengedrückt. Rockwell wurde im Gesicht getroffen und stürzte. Beth wollte gerade zu ihm laufen, um ihm aufzuhelfen, als sie sah, wer hereinkam.
Der Mann war ein echter Riese und vom Schnee vollkommen durchnässt. Am auffälligsten aber war der pinkfarbene Irokesenschnitt auf seinem ansonsten rasierten Schädel. Er musterte den benommen am Boden liegenden Rockwell.
»Alles in Ordnung, alter Mann?«, fragte er.
Rockwell murmelte etwas wie Ich bin auf meinen Eiern gelandet . Der Riese mit dem pinkfarbenen Haar beugte sich zu ihm herunter und wollte ihn hochziehen. Als ihm aber der Geruch des Alten in die Nase stieg, prallte er zurück und hielt sich die Nase zu.
»Mann, stinkst du!«, rief er und trat einen Schritt zurück.
Die Fahrstuhltüren schlossen sich langsam, und der Fremde schaute hinüber zu Beth, die ihn jetzt wiedererkannte. Er war am Abend zuvor mit drei seiner Kameraden im Tapioca gewesen. Und wenn sie seinen Gesichtsausdruck richtig deutete, erkannte er sie ebenfalls wieder. Er ging zum Aufzug, doch der schloss sich endgültig, bevor er ihn erreichte, und fuhr nach oben.
Beth hatte keine Ahnung, was der Mann in ihrem Haus wollte, aber er war ihr nicht geheuer. Sie war erleichtert, dass sie nicht mit ihm zusammen im Aufzug fahren musste.
♦ FÜNFZEHN
Kurz nach der großen Versammlung in der Casa de Ville hatte Vanity sich von Dante und Kacy getrennt. Die beiden mussten noch diverse Sachen erledigen, bevor sie in den Swamp gingen. Vanity hatten sie erzählt, sie hätten noch irgendwo Sachen in einem Hotelzimmer. Also war er allein mit Cleavage und Moose losgezogen, um neue Clan-Mitglieder aufzutun. Doch bevor er damit weit gekommen war, bekam er leider einen Anruf, der ihn ins Büro des großen Rameses Gaius beorderte. Weil es dringend war, hatte Vanity keine Gelegenheit mehr, sich noch in einen Anzug zu werfen, um den neuen Boss zu beeindrucken. Stattdessen tauchte er in Jeans und seiner schwarzen Lederjacke mit dem goldenen Shades-Schriftzug auf. Damit vermasselte er bestimmt den so wichtigen ersten Eindruck.
Vanity betrat Gaius’ Büro im vollen Bewusstsein, dass seine Tage möglicherweise gezählt waren. Immerhin war er der Chef des Clans, den der Bourbon Kid infiltriert hatte. Das hatte ihm nicht gerade besondere Beliebtheitspunkte eingebracht. Gaius neigte zu cholerischen Wutausbrüchen, und wahrscheinlich würde er seine Wut gleich an Vanity auslassen. Blieb nur zu hoffen, dass er noch alles erklären konnte, bevor Gaius den Stab über ihn brach. Die Geschichte wies den ehemaligen Herrscher von Ägypten als rücksichtslosen Killer aus, der seinen Opfern selten Zeit ließ, noch lange Verteidigungsplädoyers zu halten. Falls die Gerüchte stimmten, konnte er Blitze aus seinen Fingerspitzen schießen lassen. Vanity befürchtete ernsthaft, dass ihm eine Demonstration dieser Kräfte bevorstand.
Das Büro wurde von einer einigermaßen attraktiven Vampirin mit sportlicher Figur aus dem Panda-Clan bewacht. Mit geheucheltem Selbstbewusstsein trat Vanity auf sie zu.
»Hallo, ich soll mich bei Rameses Gaius melden«, erklärte er.
Die Miene des Panda-Mädchens blieb undurchdringlich. »Er erwartet dich. Geh rein.«
»Danke.« Vanity holte tief Luft. Ob man ihm ansah, wie nervös er war? Bevor er die Tür öffnete, zog er schnell einen Handspiegel aus der Jackentasche und tat, als würde er sein Aussehen damit kontrollieren.
Das Panda-Mädchen schüttelte den Kopf. »Du bist ja ein Irrer«, sagte sie und grinste.
Vanity ignorierte sie und starrte weiter in den Spiegel, strich sich über den Kinnbart und das wellige dunkle Haar hinter die Ohren. Als Vampir konnte er sein Bild im Spiegel natürlich gar nicht sehen, aber der Gag kam bei Frauen immer gut an.
»Wie wäre es, wenn wir beide mal zusammen essen gehen?«, fragte er und zwinkerte dem Panda-Mädchen zu.
Sie schüttelte Kopf. »Ein Mann, der einen Handspiegel mit sich herumschleppt, ist mir zu eitel.«
»Nichts gegen den Spiegel«, sagte Vanity und versuchte, nicht beleidigt zu klingen. »Er ist antik – handgefertigt von einem mächtigen Hexer aus Ägypten. Das Ding ist unzerstörbar. Nicht einmal dein hässlicher Anblick könnte es zerspringen lassen.«
Die Vampirin seufzte. »Falls
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