Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
»Die beiden sind auf jeden Fall Vampire. Sie haben mir sogar erzählt, dass sie letzte Nacht das Blut von Archie Somers getrunken haben.«
»Was?«, fragte Gaius verwirrt.
»Ich fand das ja auch sehr merkwürdig. Die beiden meinten, sie hätten einen Beutel Blut mit Archie Somers’ Namen darauf gefunden. Und zwar im Polizeirevier. Keine Ahnung, wie der da hingekommen ist.«
Gaius sprang wütend auf. »Du weißt doch wohl, was Archie Somers mir angetan hat, oder etwa nicht?«, brüllte er.
»Hm, er hat Ihre Tochter gegen Ihren Willen geheiratet.«
»Archie Somers, damals noch Armand Xavier, hat mich verraten. Er ist dafür verantwortlich, dass ich erst betäubt und dann mumifiziert wurde. Ich habe Hunderte von Jahren in diesem verdammten Sarg im Museum verbracht.«
»Tja, klingt so, als wären Sie nicht gerade sein größter Fan?«
»Verdammt richtig! Als er umgebracht wurde, hat sich der Fluch von mir gehoben, und ich konnte aus meinem Sarg im Museum ausbrechen.«
»Wenigstens hat die Geschichte ein Happy End.«
Gaius überging diese Bemerkung und starrte tief in Gedanken versunken vor sich hin. »Sehr interessant«, sagte er dann. »Immerhin haben die beiden sein Blut nicht aus dem Heiligen Gral getrunken.«
»Aus dem Heiligen Gral? Machen Sie Witze?«
»Das geht dich zwar nichts an, aber nein, das war kein Witz. Wichtig ist nur, dass ich nun doch noch einmal eine Chance bekomme, um mich an Armand Xavier zu rächen. Sein Blut fließt durch die Adern von Dante Vittori und seiner nörgeligen Freundin. Das ist meine Gelegenheit, um es Armand heimzuzahlen. Rache an ihm und diesem grässlichen Pärchen! Zwei Fliegen mit einer Klappe! Wo stecken die beiden jetzt?«
»Ich habe ihnen gesagt, dass sie zu mir in den Swamp ziehen sollen. Im Augenblick sind sie gerade in dem Hotel, in dem sie wohnen. Die Kleine wollte sich ein paar saubere Klamotten holen. Wenn sie alles zusammengepackt haben, kommen sie in den Swamp. Soll ich sie Ihnen dann vorbeischicken?«
Gaius machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nein, das wird nicht nötig sein«, sagte er. »Ich habe da ganz andere Pläne für die beiden. Schleich dich in ihr Vertrauen. Das hier ist deine Chance, alles wiedergutzumachen, Vanity. Ja, mehr noch als das – es ist deine Chance, in der Hierarchie der Vampire ganz weit aufzusteigen, falls du mir jetzt hilfst.«
Vanity hatte alle Träume von einem Aufstieg in Gaius’ Organisation eigentlich schon beerdigt. Die Aussicht auf Macht und Privilegien war ein starker Motivator. »Okay«, sagte er und bemühte sich, nicht breit und selbstgefällig zu grinsen. »Was genau haben Sie vor?«
»Du tust den beiden gegenüber erst einmal, als wäre alles in Ordnung. Setz einfach deinen legendären Charme ein. Erzähl ihnen, was du willst, aber sorg dafür, dass sie im Museum für Kunst und Geschichte landen. Ich lasse meinen Sarg für die beiden vorbereiten. Dann können Armand Xavier und diese beiden kleinen Esel, in deren Adern sein Blut fließt, einmal ausprobieren, wie es ist, Hunderte von Jahren darin eingesperrt zu sein.«
»Sie wollen sie mumifizieren?«
»Eine gerechte Strafe, findest du nicht?«
Vanity gestattete sich nun doch ein strahlendes Lächeln. »Gefällt mir«, sagte er. »Ein aufrichtig böser Plan.«
»Ganz genau das ist er«, bestätigte Gaius ernst. »Aber wenn du die Sache wieder vermasselst, mich verarschst oder dich als unfähig erweist, reiß ich dir die Eingeweide heraus und hänge sie in deinem Nachtclub auf. Das ist deine letzte Chance, du Wichser, und der Tod hat deinen Namen schon auf der Liste. Klar?«
»Absolut klar. Ich werde Sie nicht enttäuschen. Ich freue mich sogar auf diese Aufgabe.«
»Schön, und jetzt verschwinde verflucht nochmal aus meinem Büro, du Pussy!«
♦ SECHZEHN
Beth verließ den Fahrstuhl im dritten Stock. Ihre Zweizimmerwohnung befand sich am Ende des Flurs. Sie lief mit klopfendem Herzen zu ihrer Tür. Ihr neues Leben mit JD weit weg von Santa Mondega war nur eine Stunde entfernt. Was sollte sie mitnehmen und was zurücklassen? Ihr Traum von einer Zukunft mit JD wurde jetzt wahr. Sie konnte sich genau an seinen ersten Kuss vor achtzehn Jahren erinnern, und wie wunderbar sie sich dabei gefühlt hatte. Doch was war darauf gefolgt? Achtzehn Jahre in der Hölle – allein zehn davon im Gefängnis für den Mord an ihrer Stiefmutter. Das Gericht hatte Notwehr nicht gelten lassen, obwohl es genauso gewesen war. Beths Stiefmutter hatte sie mit einem Messer
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