Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
du ein professioneller Attentäter oder so was?«
»Nein, nichts dergleichen.«
Beth zeigte auf Silvinho. »Und warum hat er gesagt, dein Bild wäre überall in den Nachrichten?« Kaum hatte sie die Frage gestellt, traf die Erkenntnis sie wie ein Schlag. »Oh Gott, du bist …«
»Nicht mehr.«
»Du bist …« Sie konnte es nicht aussprechen.
JD zuckte mit den Schultern. »Nun flipp mal nicht aus, Beth. Ja, ich war …«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Ja.«
»Nein, das ist unmöglich.«
»Halb so wild. Ich bin nicht mehr so.«
»Du bist der Bourbon Kid! Du hast Bertram Cromwell ermordet!«
»Nein, hab ich nicht.« JD ging auf sie zu, während er noch immer das Messer polierte.
Beth hob den Baseballschläger und ging in Verteidigungsstellung. »Wo bist du heute Morgen gewesen? Wo bist du hingegangen?«
»Ich war spazieren.«
»Oh Gott, da hast du Cromwell ermordet, stimmt’s? Und deshalb wolltest du auch, dass wir sofort aus der Stadt abhauen. Ich sollte auf keinen Fall rausfinden, wer du wirklich bist.«
Plötzlich klang JD s Stimme wieder normal, und er sagte ruhig: »Leg den Schläger weg, Beth. Komm, wir müssen abhauen. Wenn dieser Kerl dich ausfindig gemacht hat, kriegen wir bald noch mehr Besuch. Sie werden dich finden, und dann bringen sie dich um.«
Beth wich zurück und hob drohend den Schläger. »Du bist nicht der, für den ich dich gehalten habe.« Sie warf einen letzten Blick auf den toten Silvinho. »Ich will nicht mehr mit dir zusammen sein. Was passiert, wenn wir uns streiten? Schneidest du mir dann auch die Kehle durch?«
»Beth, sei doch nicht dumm. Ich würde dir nie etwas tun. Und mit dem Töten hab ich abgeschlossen. Der Kerl eben war noch eine letzte Ausnahme.«
»Aber du hast ihn zuerst angegriffen«, widersprach sie und holte tief Luft. »Er hatte mir gar nichts getan, sondern wollte nur wissen, wo du bist!«
JD verlor langsam die Geduld. »Sei doch nicht so naiv, verdammt! Schau ihn dir doch nur mal an. Der Mann ist kein harmloser Chorknabe, das sieht man doch!«
Beth schüttelte den Kopf. »Schau dich doch nur mal selbst an!« Sein Gesicht, seine Hände und sein Hemd waren voller Blutspritzer, und er hielt das Messer noch immer angriffsbereit in der Hand.
Von der Straße waren plötzlich Polizeisirenen zu hören.
JD streckte die Hand aus. »Komm, Beth. Wir müssen hier verschwinden. Die Bullen sind unterwegs.«
Entsetzt wich sie zurück. »Ich werde nie wieder nach einem Mord abhauen. Und erst recht nicht mit dir. Wie konntest du das nur tun?«
JD ging einen Schritt auf sie zu, die Hand noch immer ausgestreckt. Schnell lief Beth zurück in ihre Wohnung. »Hau ab, ich gehe nirgendwo mit dir hin.«
»Beth, die Scheißbullen sind unterwegs. Wir müssen weg, komm jetzt!«
Ein letztes Mal schüttelte Beth ihren Kopf. »Du hast alles kaputtgemacht.« Sie holte das Herz aus ihrer Jeanstasche und warf es ihm vor die Füße. »Bitte sehr, das kannst du wiederhaben. Ich will nicht, dass du deshalb nochmal hier auftauchst. Leb wohl, Jack!«
Während er noch wortlos den Stoff mit dem Herzen darauf anstarrte, knallte Beth ihm die Tür vor der Nase zu.
Eine Sekunde später hämmerte JD gegen die Tür und brüllte aus Leibeskräften. »Beth, bitte, denk nach! Die Hälfte der Polizei dieser Stadt besteht aus Vampiren! Du solltest mich doch besser kennen!«
»Nein, tu ich nicht!«
Sie hörte ihn frustriert seufzen, als er dann wieder etwas sagte, hatte er sich etwas beruhigt. »Hör mal, ich werde jetzt ein paar Sachen zusammenpacken und in einer Stunde bin ich wieder hier. Genauso, wie wir es geplant hatten. Überleg es dir nochmal. Mein Bild wird in jeder Nachrichtensendung gezeigt. Ich muss weg von hier – mit dir oder ohne dich.«
Tränen liefen Beth über die Wangen. All diese Jahre des Wartens waren vollkommen umsonst gewesen. Achtzehn Jahre hatte sie vergeudet, weil sie einen Kerl für die Liebe ihres Lebens gehalten hatte, den sie auf einer Halloween-Party kennengelernt hatte. Sie war in einen Mann verliebt gewesen, von dem sie absolut nichts wusste. Und wie sich nun herausstellte, war er der Bourbon Kid, ein infamer Serienkiller, der unschuldige Menschen umbrachte.
»Verschwinde einfach, Jack«, schluchzte sie. »Und mach dir gar nicht erst die Mühe, in einer Stunde wiederzukommen. Ich werde es mir ganz bestimmt nicht mehr anders überlegen. Ich will dich nie wieder sehen!«
♦ SIEBZEHN
Seit Flake und Sanchez in der Umkleide im Keller des Reviers
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