Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
nur so wimmeln müssen. Sanchez verließ die Treppe und betrat den Flur. An dessen Ende lehnte das Mordopfer an der Wand in einer Blutlache. Schnell schob Sanchez sich das letzte Stück seines dritten Donuts in den Mund, dann holte er den Schlagstock aus dem Holster und machte sich bereit.
Langsam schlich er Richtung Flurende. Die Wände waren so blutverschmiert wie die im Tapioca nach einem Besuch des Bourbon Kid. Wo zum Teufel steckte Jessica? Und Psycho-Beth? Die Tür zu ihrer Wohnung stand einen Spalt weit offen, von drinnen war aber kein Laut zu hören. Sanchez ging noch etwas näher und überlegte, was ihn in der Wohnung wohl erwartete.
Mit dem Rücken an der Wand stellte er sich neben die Tür und spähte durch den Spalt. Dann streckte er das Bein aus und trat die Tür auf. Quietschend öffnete sie sich ein Stück. Obwohl er nichts Auffälliges erkennen konnte, wünschte er sich inständig, er hätte eine Waffe statt des Schlagstocks. Er trat noch einmal gegen die Tür, diesmal etwas kräftiger. Jetzt ging sie komplett auf. Sanchez zählte bis drei, stellte sich vor den Eingang zur Wohnung und hob den Schlagstock.
Drinnen blieb weiter alles ruhig und nichts bewegte sich. Also ließ er den Schlagstock wieder sinken und ging hinein.
Als er das Grauen in der Wohnung sah, blieb ihm der Mund offen stehen.
Was er hier vorfand, war ein wahres Blutbad.
♦ NEUNZEHN
Das Santa Mondega International Hotel wirkte so beeindruckend wie immer, und das obwohl man den Hubal-Mönch Peto hier in der Nacht zuvor geköpft hatte. Und der war nicht das einzige Opfer gewesen. Vor den Stufen zum Eingang hatte Dante Robert Swann mit einem Kopfschuss erledigt. Kacys Schuss ins Gesicht von Agent Roxanne Valdez kam natürlich auch noch dazu. Dafür war es wieder verdammt sauber im Hotel. Wer nicht wusste, was hier passiert war, dem wäre auch nichts aufgefallen.
In der Lobby ging es ein wenig ruhiger zu als sonst, aber das war in der Stadt momentan überall so, einfach weil über Nacht die Einwohnerzahl abrupt gesunken war.
Dante marschierte zum Empfangstresen, Kacy folgte ihm. Hinter dem Tresen stand Benito in der beschissenen pinkfarbenen Portiersuniform, die Dante früher auch getragen hatte. Damals hatte er selbst hier gearbeitet.
»Morgen, Benny«, sagte Dante fröhlich. »Ich habe meinen Zimmerschlüssel verloren, könntest du mir einen anderen geben?«
Benito schien sich zu freuen, ihn zu sehen. Die beiden waren früher gut miteinander klargekommen. »Dann sind zwanzig Dollar für den Ersatz fällig«, erklärte er entschuldigend.
»Das ist okay, schreib’s auf die Zimmerrechnung.«
»Klar, mach ich.«
Benito tippte etwas in die Tastatur auf seinem Tresen, dann holte er einen Schlüssel aus der Schublade neben seinem rechten Bein und schob ihn rüber zu Dante.
»Pass aber diesmal besser drauf auf«, sagte er. »Beim nächsten Mal beträgt die Gebühr nämlich schon dreißig Dollar.«
»Danke.«
Als Dante sich umdrehte, befand sich Kacy schon auf dem Weg zur Treppe. »Wollen wir nicht den Fahrstuhl nehmen?«, rief er ihr hinterher.
»Nein, ich nicht. Du?«
Er überlegte kurz. In Santa Mondega waren Fahrstühle lebensgefährlich.
»Nein«, sagte er. »Ich nehme mit dir die Treppe.«
Auf dem Weg nach oben war Dante damit beschäftigt, Kacys Hintern vor ihm zu bewundern. Nebenbei überlegte er, was sie beide in ihrem Hotelzimmer wohl gleich erwarten würde. War noch immer alles so, wie sie es zurückgelassen hatten? Oder waren die Bullen da, um die Morde an Robert Swann und Roxanne Valdez zu untersuchen? Gab es überhaupt noch genug Bullen in der Stadt, um eine Mordermittlung durchzuführen? Offiziell hatte er das Zimmer gemietet und es ausschließlich mit Kacy bewohnt, deshalb gab es eigentlich auch keinen Grund, im Zimmer nach Beweisstücken zu suchen. Als sie es betraten, waren tatsächlich nur die Betten frisch gemacht. Sonst hatte sich nichts verändert.
»Nimm nur das mit, was du wirklich brauchst«, sagte er zu Kacy, wusste aber schon, dass sie die meisten Klamotten aus dem Schrank behalten würde.
Natürlich hörte sie nicht auf ihn und stopfte einen großen Koffer mit Kleidung voll. Sie hatte ihn auf dem Bett aufgeklappt, durchwühlte eine Kommode und schien wirklich alles daraus mitnehmen zu wollen. Dante hingegen begnügte sich mit einem kleinen Koffer, in den er ein paar Boxershorts, zwei Jeans und ein paar T-Shirts warf.
»Warme Sachen brauchst du nicht, Kacy, schon vergessen? Im Moment kann
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