Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
Arbeit.«
»Was denn?«
»In der 48. Straße gab es einen Mord. Der Rettungswagen ist gerade eingetroffen. Nach Zeugenaussagen der Nachbarn soll der Freund einer Bewohnerin im dritten Stock einem Mann die Kehle durchgeschnitten haben. Fahr hin und finde heraus, wer ihr Freund ist, warum er den Kerl erledigt hat und wo er jetzt steckt. Die Mieterin heißt Beth Lansbury. Meinst du, du kriegst das hin?«
Sanchez zuckte mit den Schultern. »Denk schon. Der Freund von Psycho-Beth also, ja? Wusste nicht mal, dass sie einen hat.«
»Ich auch nicht«, sagte Harker und überreichte Sanchez den Zettel und ein paar Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. »Hier, nimm Streifenwagen Nummer sieben. Steht hinterm Revier. Die Adresse findest du auf dem Zettel. Sollten sich irgendwo in der Nähe des Tatorts weitere Streifenpolizisten befinden, schicke ich sie dir vorbei. Die können dann übernehmen.«
Sanchez nahm den Zettel und schaute ihn sich an. »Wissen wir, wer das Opfer war?«
Harker schüttelte den Kopf. »Niemand aus der Stadt. Irgendein Kerl mit einem pinkfarbenen Irokesenschnitt, wie ich höre. Bestimmt eine Drogengeschichte.«
Hinter Harker horchte jetzt Jessica auf. »Sagten Sie gerade ein Typ mit einem pinkfarbenen Irokesenschnitt?«
»Ja, verrückt, oder?«
»Wie hieß er?«
Harker runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. »Die Leute vom Rettungswagen sagten irgendwas von Silver oder so ähnlich.«
»Silvinho?«
»Genau! Kannten Sie ihn?«
»Ja.« Jessica stand auf. »Das war ein beinharter Kerl. Es gibt bestimmt nicht viele Leute in dieser Stadt, die nah genug an ihn herangekommen wären, um ihm die Kehle durchzuschneiden.«
»Tja, irgendjemand hat es aber geschafft.«
Jessica schob sich am Captain vorbei und nahm Sanchez den Zettel aus der Hand. »Okay«, sagte sie dann. »Ich komme mit, Sanchez. Diese Beth Lansbury muss ich unbedingt persönlich kennenlernen.«
Sanchez konnte sein Glück kaum fassen. Jetzt war es ganz eindeutig – das war das endgültige Zeichen! Jessica wollte in seiner Nähe sein! Die Uniform zeigte Wirkung! Weiber mögen eben Kerle in Uniform, dachte er. Das hier war gerade mal sein erster Tag als Hilfsbulle, und schon durfte er Jessica im Streifenwagen herumkutschieren! Der Anfang zu etwas ganz Großem war gemacht.
♦ ACHTZEHN
Sanchez hatte nie zuvor ein Polizeiauto gefahren. Ein paar Mal hatte er hinten gesessen, jetzt aber Herr über Sirene und Blaulicht zu sein, war schon ziemlich großartig. Und dass Jessica dabei war, machte es nur noch unglaublicher.
»Hey, Jessica, schau dir das mal an«, sagte er und drosselte die Geschwindigkeit des Wagens, bis sie im Schneckentempo dahinkrochen. Dann lenkte Sanchez den Wagen auf den Bürgersteig, wo gerade eine alte Dame mit einem Gehstock verzweifelt versuchte, trotz des Schnees heil nach Hause zu kommen. Sanchez drückte auf einen Knopf am Armaturenbrett, und die Sirene ging los. Der Lärm war ohrenbetäubend, und die alte Frau verlor vor Schreck das Gleichgewicht. Sie rutschte aus, landete auf dem Rücken und schrie vor Schmerz. Sanchez schaltete die Sirene wieder aus und gab Gas. Dann tippte er Jessica mit dem Ellbogen an, die missbilligend den Kopf schüttelte.
»War das nicht witzig?«, fragte er.
»Rasend komisch. Wie wäre es, wenn du uns jetzt einfach zum Tatort bringst?«
»Ja, gute Idee, aber sag Bescheid, falls du noch mehr alte Leute siehst. Oder kleine Kinder. Oder Katzen.«
Jessica seufzte tief. »In solchen Momenten frage ich mich immer, warum jemand wie du noch Single ist. Du bist wirklich ein absoluter Traummann.«
»Tja.« Sanchez richtete seine Sonnenbrille. »Ich hatte einfach in den letzten fünf Monaten keine Zeit, weil ich so damit beschäftigt war, dich gesund zu pflegen.«
»Ja, das ist schon bitter.«
»Wusstest du eigentlich, dass man deinem letzten Freund, diesem Jefe, während der Sonnenfinsternis das Gesicht weggeschossen hat?«
»Ach ja?«
»Ja, der ist hinüber.«
Jessica schien Jefes Tod nichts auszumachen. So ist das halt, wenn man monatelang im Koma lag, dachte Sanchez sich. »Dann bist du wohl auch wieder Single? Vielleicht gehen wir beide mal zusammen weg?«
Jessica starrte aus dem Fenster der Beifahrertür. »Können wir bitte schön über was anderes reden?«
»Wie du willst.«
Sie fuhren auf eine rote Ampel zu, und Sanchez trat auf die Bremse. Der Wagen schlitterte ein paar Mal hin und her, bevor er vor der Ampel stehen blieb. Sanchez sah Jessica an, die noch immer
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