Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
der Neuen Welt.
Und auch den Dunklen Lord Xavier erkannte Flake wieder. Allerdings war sie ihm unter dem Namen Archibald Somers begegnet. Bis zu seinem Tod war er in Santa Mondega Polizist gewesen und besessen davon, den Bourbon Kid zu schnappen. Auf der nächsten Seite mutmaßte der Verfasser des Buches, dass Lord Xavier und seine Familie schwarze Magie betrieben hatten – was bei jemandem, der den Titel Dunkler Lord trug, nicht gerade eine Überraschung war. Flake las weiter und erfuhr auch, warum jeder Leser des Buchs ohne Namen bald tot aufgefunden wurde. Es nannte nämlich mehrere hochstehende Vampire beim Namen, zu denen auch Jessica gehörte. Und der ahnungslose Sanchez war mit dem Buch des Todes unterwegs zur Casa de Ville. Flake musste ihn aufhalten!
Sie zückte ihr Handy und rief Sanchez an. Es klingelte zwei Mal, dann ging die Mailbox an und Sanchez’ Stimme verkündete:
Guten Tag, dies ist die Mailbox von Detective Sanchez Garcia. Derzeit bin ich damit beschäftigt, ein paar schwere Jungs dingfest zu machen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.
Flake wartete bis zum Piepton und sprach dann mit sich überschlagender Stimme eilig eine Nachricht auf. »Sanchez, hier ist Flake. Bleib weg von der Casa De Ville. Deine Freundin Jessica ist ein Vampir. Das steht im Buch ohne Namen . Sobald du ihr das Buch des Todes ausgehändigt hast, wird sie dich bestimmt umbringen. Ruf mich sofort an!«
Um sich abzulenken, blätterte Flake dann weiter im Buch ohne Namen herum, was aber nicht besonders hilfreich war. Sie konnte an nichts anderes denken als an die Gefahr, in der Sanchez schwebte. Wie konnte sie ihm helfen? Das würde er in der umgekehrten Situation schließlich auch für sie machen.
Flake klappte das Buch zu, starrte den abgewetzten Einband an und dachte daran, wie sie Ulrika Price getötet hatte. Natürlich! Sie hielt ja gerade die Anti-Vampir-Waffe schlechthin in der Hand! Das Buch ohne Namen!
Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, um in die Casa De Ville zu gelangen, und Jessica damit auf den Kopf hauen. Genauso wie sie es bei Ulrika Price gemacht hatte. Damit würde sie Sanchez dann auch endgültig beweisen, dass Jessica eine Vampirin war. Aber wie sollte sie dafür nah genug an Jessica herankommen?
»Komm schon, Flake, denk nach!«, murmelte sie vor sich hin. »Was würde Sanchez an deiner Stelle tun, wenn du jetzt gerade bei den Vampiren in der Casa De Ville sitzen würdest?«
Plötzlich kam ihr eine Idee. Wieder griff sie in die unterste Schublade und kramte in dem Sammelsurium herum, das sie eben beiseitegeschoben hatte, um an das Buch ohne Namen heranzukommen. Und tatsächlich befand sich unter den Sachen etwas, das jetzt sehr nützlich werden konnte: eine Sprühdose mit schwarzer Farbe. Flake holte sie heraus und schüttelte sie. Dem Klang nach war die Dose noch voll genug.
Flake klappte das Buch ohne Namen zu und zog die Kappe von der Dose ab. Nach kurzem Zögern sprühte sie ein bisschen Farbe auf den oberen Buchdeckel. Das Material nahm die Farbe erstaunlich gut an, und es sah aus, als würde die besprühte Stelle schnell trocknen. Flake pustete darauf und strich dann mit dem Finger darüber. Sie war noch feucht, schmierte aber nicht allzu sehr. Zwar war ihre Fingerspitze jetzt leicht schwarz, ansonsten aber sog der Buchdeckel die Farbe auf wie ein Tattoo. Wenn sie etwas aufpasste und die Seitenränder vor der Farbe schützte, sollte es ein Leichtes sein, das Buch ohne Namen wenigstens äußerlich in das Buch des Todes zu verwandeln. Jedenfalls mit etwas Abstand betrachtet. Jetzt gab es wieder Hoffnung für Sanchez. Flakes Plan war wirklich nicht perfekt und ziemlich riskant, aber etwas Besseres fiel ihr momentan nicht ein.
Die nächsten zwanzig Minuten war Flake mit dem Umspritzen des Buchs beschäftigt. Als nirgendwo mehr das ursprüngliche Braun des Einbands durchschimmerte, stellte Flake das Buch aufrecht auf den Tisch vor einen rostigen kleinen Ventilator und hoffte, dass es schnell trocknen würde. Während sie beobachtete, wie der Ventilator sich langsam drehte, dachte sie darüber nach, wie sie Jessica am besten konfrontierte. Oder besser, wie sie eine echte Konfrontation komplett vermied. Das würde die Sache einfacher machen.
Flake schaute auf ihr Handy. Kein entgangener Anruf, keine SMS . Sie holte tief Luft und rief noch einmal bei Sanchez an. Hoffentlich nahm er jetzt ab. Dieses Mal war nicht mal ein Rufton zu hören, lediglich eine weibliche Stimme, die eine
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