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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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sind durch die Bank besser als du.«
    Das Positivste, das Candy sich ausdenken konnte, war: »Nettes Kostüm, grässlicher Gesang!«
    Powell war schonungslos. »Du bist zum Kotzen«, sagte er. »Du bist eine einzige Schande und ich habe keine Ahnung, wie oder weshalb wir dich ins Finale gelassen haben. Bitte verschwinde von der Bühne.«
    Er hatte natürlich völlig Recht. Nun da die unter dem Tourette-Syndrom leidende Sängerin im Finale aufgetreten war, musste er damit rechnen, dass ein großer Teil des Publikums für sie stimmte, weil sie es auf ihre eigene Art bestens unterhalten hatte, wenn auch nicht mit ihrem Gesang. Das war nur ein weiterer Punkt auf der ständig wachsenden Liste ärgerlicher Irritationen. An der Spitze dieser Liste stand Julius.
    In der Pause, die auf die niedergeschlagene Janis-Joplin-Imitatorin folgte, während sie von der Bühne trottete, entdeckte Powell auf der Bühnenseite einen seiner Wachmänner, der sich bemühte, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Es war Sandy. Der Hotelbesitzer nickte ihm zu und dachte dabei düster: Er weiß, was getan werden muss .

VIERUNDVIERZIG ♦
    In Wahrheit war Sanchez um einiges nervöser als Elvis. Der King hatte schon vorher unzählige Male auf der Bühne gestanden. Es gab nur wenig, das ihm mehr Spaß machte als vor einem Publikum zu stehen. Sanchez hingegen war aus allen möglichen Gründen angespannt und unruhig. Wenn Elvis nun ganz groß herauskam und den Wettbewerb gewann, was würde das zur Folge haben? Würden die Zombies angreifen, und wenn ja, würden sie dann versuchen, jeden zu töten? Oder nur die Leute im Zuschauerraum? Und wenn Elvis verlor und Julius, das James-Brown-Double, gewann, was ergäbe sich daraus? Würde das Hotel in sich zusammenfallen und in die Hölle fahren?
    Sanchez war alles andere als ein Kopfmensch. Er war noch nicht einmal besonders vernunftbestimmt. Dieses ständige Nachdenken verunsicherte ihn zutiefst. Daher tat er, was er immer tat, wenn er nervös war. Er schlug den Weg zur Herrentoilette ein, um seinen Flachmann mit Pisse für das nächste ahnungslose Opfer zu füllen. Er tat dies mit einem gewissen Maß an Beklommenheit eingedenk dessen, was er dort erlebt hatte, aber er klammerte sich an seine Überzeugung, dass in einem Hotel wie dem Pasadena ein solcher Ort längst wieder in einen makellosen Zustand versetzt worden war.
    Der Flur, der zur Herrentoilette führte, war verlassen wie mittlerweile auch das gesamte restliche Hotel. Alle Gäste hatten sich anscheinend in den Konzertsaal begeben, um sich das Finale des Gesangswettbewerbs und anschließend die Kür desSiegers anzusehen. Die Toilette war menschenleer, und Sanchez stellte zu seiner Freude fest, dass jemand erschienen war und die Schweinerei von kurz vorher beseitigt hatte. Das Blut, das aus den Kabinen gesickert war und sich zu einer Pfütze gesammelt hatte, war ebenso verschwunden wie die Leichen der toten Sänger. Beinahe genauso wichtig, auch der schreckliche Gestank hatte sich verzogen, wie er erleichtert feststellte. Er schloss sich in Kabine vier ein und begann mit bemerkenswert ruhiger Hand in seinen silbernen Flachmann zu pinkeln. Es war eine Kunstfertigkeit, die er im Laufe der Jahre perfektioniert hatte, und trotz seiner Nervosität war er absolut zielsicher. Es war außerdem ein überaus befreiender Vorgang. Während er sein Werk vollendete, hörte er jemanden in die Toilette kommen und den Reißverschluss seiner Hose öffnen, um eins der Urinale zu benutzen.
    Sanchez hatte den Flachmann zugeschraubt und die Tür der Kabine geöffnet. Dann ging er hinüber zu einem der Waschbecken, um seine Hände abzuspülen. Er achtete ganz bewusst nicht auf den Mann, der vor dem mittleren Urinal stand, stellte die Flasche neben eins der Waschbecken und drehte den Warmwasserhahn auf. Während er die Hände in den Wasserstrahl hielt, bemerkte er aus dem Augenwinkel, dass der andere Mann ihn anstarrte. Da er um jeden Preis vermeiden wollte, dass der Eindruck entstand, er würde einem Geschlechtsgenossen neugierig beim Pinkeln zusehen, wandte Sanchez so unauffällig wie möglich den Kopf, um einen Blick zu riskieren und zu sehen, wer der Mann war.
    Ihre Blicke trafen sich nur für eine Sekunde. Doch so kurz der winzige Moment auch war, er reichte völlig aus. Sanchez schnappte den Flachmann und rannte zur Tür, wobei er einen großen Bogen um die Urinale machte. Der Mann vor dem mittleren Becken war Invincible Angus. Und er hatte den unglücklichen Barbesitzer

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