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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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eine?«
    »Ja.«
    »Geben Sie sie mir.«
    »Kriege ich sie zurück?«
    »Nein.«
    Harry konnte den enttäuschten Ausdruck in seinem Gesicht nicht kaschieren. Aber er schien auch messerscharf zu begreifen, was mit ihm geschehen würde, wenn er der Bitte des Kid nicht nachkäme. Er beugte sich nach unten und begann in einem großen Kasten voller CD s, der neben seinem rechten Fuß auf dem Boden stand, herumzukramen. Nach ein paar Sekunden angelte er ein Blues-Brothers-Album heraus und reicht es dem Kid.
    »Da haben Sie die Scheibe. Gibt es sonst noch etwas?«
    »Ja. Sind Sie für die Begleitmusik der Finalisten zuständig?«
    »Für ein paar Titel, ja. Die Hausband spielt zwei der Songs. Die Musik für die anderen vier Teilnehmer lege ich auf.«
    »Dann spielen Sie keinen Titel für den Blues Brother, wenn er dran ist.«
    Harry war sichtlich verwirrt. »Hä? Mir wurde gesagt, ich solle ›Mustang Sally‹ auflegen, damit er dazu singen kann. Ich habe das Stück extra aus dem Internet runtergeladen.«
    Der Kid lehnte seine neu erworbene Gitarre gegen die Wand neben der Tür, griff in seine Jacke und holte eine dunkelgraue Pistole hervor. Er zeigte sie Harry von allen Seiten. »Wenn Sie für ihn diesen Titel auflegen, schieße ich Ihnen mit dieser Kanone ins Gesicht.«
    Harry traf seine Entscheidung in Windeseile. »Okay. Aber damit vermindern sich seine Siegchancen beträchtlich.«
    »Lassen Sie das mein Problem sein.«
    Harry zuckte die Achseln. »Okay. Wie Sie wollen. Ist das alles?«
    »Nein. Ich bin in fünf Minuten zurück. Und ich will Ihren Platz.«
    »Super. Ich freu mich schon darauf.«
    »Tatsächlich?« Der Anflug eines Lächelns erschien auf dem Gesicht unter der Kapuze. Harry schreckte vor dem Anblick zurück.
    Der Kid verstaute die Pistole in der Jacke, griff wieder nach der Gitarre und machte Anstalten, das Tonstudio zu verlassen. In diesem Moment schaltete Harry den CD -Player auf seinem Mischpult ein. Der Song »That’s Not My Name« von den Ting Tangs drang aus den Lautsprechern.
    Der Kid blieb auf dem Weg zur Tür stehen.
    »Suchen Sie auch die Musik aus?«, erkundigte er sich.
    »Ja. Ein cooler Song, nicht wahr? Der reinste Ohrwurm.«
    »Nehmen Sie auch Wünsche entgegen?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Ich fürchte nein, mein Freund. Ich halte mich an eine feste Playlist.«
    »Kann ich etwas bestellen?«
    »Äh – an was hatten Sie gedacht?«
    »›Live and Let Die.‹ Das bringt mich für später in die richtige Stimmung.«
    »Was geschieht denn später?«
    »Ich werde jemanden töten.«
    Harry atmete zischend ein und wurde für jemanden, der normalerweise ein ziemlich rotes Gesicht hatte, totenblass. Er war jedoch vernünftig genug, den Kid nicht zu lange warten zu lassen. Er drehte sich in seinem Sessel und bückte sich mit dem Tempo von jemandem, der keine Lust hatte, als zukünftiges Mordopfer zu enden, zu dem CD -Kasten auf dem Fußboden hinunter und begann die Scheiben hektisch durchzublättern.
    Als er endlich die Paul-McCartney- CD fand, war der Bourbon Kid längst hinausgegangen.

DREIUNDVIERZIG ♦
    Da er wusste, dass eine Horde teilweise verwester untoter Kreaturen zum Hotel unterwegs war, setzte Nigel Powell alles daran, dass das Finale so bald wie möglich begann. Zuallererst und vor allem anderen musste er dafür sorgen, dass das Orchester wusste, welche Songs die Teilnehmer am Finale singen würden. Unter den Musikern war Widerspruch laut geworden, aber Powell hatte weder Zeit noch Lust, darauf einzugehen, und hatte unmissverständlich klargemacht, dass eine Diskussion über die Auswahl der Songs nicht in Frage komme. So wie die Dinge zurzeit stünden, werde das Orchester lediglich die Titel für Judy Garland und James Brown spielen.
    Das Ganze entwickelte sich zum stressigsten Tag des Jahres. Die Back-From-The-Dead -Show war jedes Mal ein nervenzermürbendes Ereignis, aber dieses Jahr war sie von Anfang an ein einziges Desaster, und jetzt versuchte der Godfather of Soul, so viele Finalisten auszuschalten, wie er konnte. Bislang hatte Powell noch keine Idee, wie er es anstellen sollte, dass dieser mordlustige kleine Wichser es nicht bis ins Finale schaffte.
    Nachdem er die Musikauswahl und einige andere dringenden Angelegenheiten geregelt hatte, kehrte er auf die Bühne zurück und gab dem Bühnenhelfer, der für die Bedienung des Vorhangs zuständig war, mit einem Kopfnicken ein Zeichen. Der Titel »Live and Let Die« von Paul McCartney wurde gespielt, aber auf ein Zeichen in

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