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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Sanchez.
    »Halt noch eine Weile aus. Mal sehen, was weiter geschieht. Hier oben scheinen wir ja einstweilen sicher zu sein.«
    Sanchez würde ohne Elvis nirgendwohin gehen, und sein Kumpel schien Recht zu haben. Die Zombies hielten sich von der Bühne fern. Sie war seines Erachtens der sicherste Ort in einem Hotel, das alles andere als sicher war.
    Der Mann in Rot stand neben Powell, und Jacko drehte sich um. Er blickte zu Sanchez und Elvis und den anderen Sängern. Dann zwinkerte er Sanchez zu und entfernte sich zum hinteren Teil der Bühne, von wo er vorher gekommen war.
    »Wer zum Teufel war das denn?«, fragte Sanchez laut und hoffte, von irgendwem eine Antwort zu erhalten.
    Nigel Powell reagierte auf die Frage und erwiderte so leise, als führte er Selbstgespräche: »Wir sind allesamt geliefert«, sagte er. »Dazu verdammt, in der Hölle zu schmoren.« Er erhob die Stimme und brüllte fast. »In der Hölle, hört ihr?«
    »Wie bitte?«
    Sanchez hatte gehofft, dass Powell ihnen vielleicht einen Fluchtweg zeigte. Schließlich konnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, ehe die Zombies davon abließen, die schreienden Zuschauer zu zerfetzen und sich daranmachten, auf die Bühne zu klettern. Einige von ihnen waren bereits in den Orchestergraben vorgedrungen und wüteten unter den Musikern. Instrumente kreischten und jaulten, als die Bandmitglieder vergeblich versuchten, sich zur Wehr zu setzen. Speziell der Tubist blies sich die Seele aus dem Leib in der Hoffnung, die Monster mit tiefen Basstönen aus seinem riesigen Instrument in Schach zu halten.
    Ausnahmsweise machten alle anderen einen weitaus verängstigteren Eindruck als Sanchez, jedoch mit zwei Ausnahmen: Elvis war, wie immer, das Paradebeispiel für absolute Coolness, und Jacko schien von dem, was um ihn herum geschah, völlig unberührt zu sein. Während er darauf wartete, dass einer der beiden einen Vorschlag machte, wie sie fliehen könnten, hörte Sanchez, wie plötzlich die Schreie der Zombies und ihrer Opfer von Musik überdeckt wurden. Und diesmal war es nicht die Tuba. Aus den Lautsprechern im Zuschauerraum drangen die Klänge der Paul-McCartney- CD , die der DJ vorhin gespielt hatte. Das Publikum unten wurde von McCartney und einem Chor quakender Frösche mit dem Song »We All Stand Together« berieselt. Von wegen zusammen stehen, dachte Sanchez, eher schon zusammen wegrennen. Wenn es jemals ein Zeichen geben sollte, was er tun sollte, dann war es dies.
    »Jetzt reicht’s. Ich verschwinde von hier!«, erklärte er undhoffte sehnsüchtig, dass sich ihm jemand anschloss und dann die Führung übernahm.
    »Warte nur noch eine Sekunde«, schnappte Elvis. Er ging zu Powell hinüber und blieb dicht vor ihm stehen. »Nun, wie kommen wir aus dieser Scheiße raus, hä?«, fragte er und bohrte dem Mann einen Zeigefinger in die Brust.
    »Ich … ich weiß es nicht«, stotterte Powell. »Ich glaube … ich nehme an, hier oben auf der Bühne sind wir am sichersten. Vielleicht kommen sie nicht herauf.«
    Elvis schüttelte den Kopf und verzog den Mund zu einem abfälligen Grinsen, um das ihn sogar der King persönlich beneidet hätte. »Ja? Und was war es noch, das Sie vorhin zu mir gesagt haben?«, fragte er.
    »Was denn? Ich weiß es nicht. Jetzt ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt für solche Spielchen.«
    »Sie sagten, ich verdiene es nicht, auf dieser Bühne zu stehen.«
    »Mein Gott, wie schlimm. Kommen Sie endlich drüber hinweg.«
    »Das bin ich längst. Aber wissen Sie was?«
    »Was denn?«
    »Jetzt verdienen Sie es nicht, auf dieser Bühne zu sein.« Er lehnte sich ein Stück nach hinten und rammte dann mit aller Kraft seine Faust mitten in das geschockte Gesicht Nigel Powells. Sie traf mit ihrer ganzen Wucht die Nase des Mannes. Ein ekelhaftes Knirschen ertönte, gefolgt von einer kleinen Blutfontäne, als der Boxhieb den Schöpfer und zugleich leitenden Juroren der Show von den Füßen holte. Er ließ ihn über den Bühnenrand in den Orchestergraben darunter fliegen. Der Mann landete mitten in einem Gewimmel aus Zombies und halbverzehrten Musikern, abgerissenen Gliedmaßen und zerfetzten Eingeweiden. Der Ausdruck seines Gesichts spiegelte das nackte Entsetzen wider. Noch nie war der Mann mit der orangefarbenen Haut so bleich gewesen.
    Die Zombies gestatteten ihm einen qualvollen Schrei, ehe er unter einer Gruppe von ihnen verschwand, um gierig verschlungen zu werden. Sie wussten anscheinend, wer er war. In den tiefsten Winkeln ihrer verfaulenden

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