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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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ist Jimi Hendrix«, widersprach Elvis.
    Sie hatten beide Recht. Drüben vor der gegenüberliegenden Korridorwand wurde soeben Richard, der kleinwüchsige Jimi-Hendrix-Imitator, von zwei Zombies bei lebendigem Leib, die Beine zuerst, gefressen. Er lebte noch und stieß qualvolle Schreie aus. Elvis beeilte sich, seinem Freund einen heftigen Stoß in Richtung Hotellobby zu versetzen.
    »Komm schon, Mann«, murmelte er. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Die Schweine fressen ihn auf!« Sanchez konnte sich offenbar nicht von dem schrecklichen Anblick losreißen.
    »Vergiss ihn«, sagte Elvis herzlos. »Er ist höchstens die Vorspeise. Du wirst noch der verdammte Hauptgang, wenn du nicht endlich deinen fetten Hintern bewegst!«
    Sanchez ließ sich das nicht zweimal sagen. Er rannte hinter Jacko durch den Korridor, hielt sich dabei dicht hinter ihm und dankte seinem Schicksal, dass dieser Typ offenbar eine gewisse Macht über die Zombies besaß. Etwa zwanzig dieser Kreaturen hatten sich vor den Korridorwänden aufgebaut. Sie gehorchten Jackos Befehl, sich zurückzuhalten, konnten es jedoch gleichzeitig kaum erwarten, sich jeden zu schnappen, der sich von der Gruppe entfernte. Der King folgte ihm und drohte mit der Faust jedem, der Anstalten machte, sich auf Sanchez zu stürzen. Janis Joplin klammerte sich an Elvis’ goldenes Jackett und überschüttete mittlerweile die kaum gebändigten Zombies mit einer Flut von Schimpfwörtern.
    Emily und Freddie Mercury am Ende der Gruppe waren am meisten gefährdet. Emilys lächerliche roten Schuhe eigneten sich nicht zum Rennen. Sie verlor den Absatz ihres linken Schuhs, während sie eilig den anderen folgte und sich dabei mit einer Hand an Janis’ Kleid festhielt. Freddie rempelte sie ständig vonhinten an und war ihr dabei auf den Fuß getreten, sodass der Absatz irgendwann abgebrochen war.
    Emily hatte Schwierigkeiten, sich auf ihre Flucht zu konzentrieren, wusste sie doch, dass jederzeit ein Zombie von hinten oder von der Seite nach ihr greifen konnte. Die Kreaturen waren durchaus bereit, sich zurückzuhalten, wenn Jacko – oder Robert Johnson, wie sie glaubte, ihn jetzt nennen zu sollen – sie zurückscheuchte, aber sobald das Ende der Gruppe flüchtender Sänger sie erreichte, hatten ihre verfaulten Gehirne die Warnung längst vergessen. Als die Fliehenden sich den gläsernen Türen zur Eingangshalle näherten – ein Flügel war zuvor von Angus‘ Kugel zerschmettert worden –, griff eine der deformierten Gestalten Freddie Mercury an. Emily, die sich bemühte, nicht auf die Zombies zu achten, hielt den Blick starr auf die Glastür und den Hotelausgang dahinter gerichtet. Sie bemerkte anfangs nicht, wie ein besonders großer Zombie Freddie von hinten packte und seinen Mund mit einer schweren Knochenhand verschloss. Aber sie hörte seine erstickten Hilfeschreie.
    Sie fuhr herum und verfolgte entsetzt, wie der hässliche, halbnackte Riese Freddie durch den Korridor zu schleifen begann. Der Sänger trat hektisch mit den Füßen aus und wollte sich losreißen, doch ein paar andere Zombies erkannten seine Notlage und stürzten sich sofort auf ihn. Während Paul McCartneys Froschgesang die grässlichen Laute, die sie von sich gaben, nahezu vollständig übertönte, begannen die Zombies ihn mit bluttriefenden Mündern zu zerfetzen, während sie ihn zurück zur Treppe schleppten, die zur Bühne führte.
    Vorne konnte Sanchez erkennen, dass der Ausgang in Reichweite gelangte. Ein Blick nach hinten sagte ihm, dass Elvis ihm nach wie vor folgte. Ein Überleben erschien durchaus möglich. Froh, dass sie die Zombies offenbar hinter sich gelassen hatten, rief er über den Lärm Elvis zu: »Wenigstens versinkt das Hotel nicht im Schlund der Hölle, wie Gabriel es prophezeit hat!«
    »Fordere das Schicksal bloß nicht heraus!«, warnte Elvis ihn über den Lärm.
    Aber die Gabe des rundlichen Barbesitzers, immer wieder das Schicksal herauszufordern, hatte ihn nicht verlassen. Kaum eine Sekunde nach Elvis’ Warnung entdeckte Sanchez einen Riss im Fußboden des Korridors vor ihm, begleitet von einem knirschenden Laut. Er war nur vier oder fünf Zentimeter breit und wahrscheinlich nicht sehr tief, aber er verfolgte sie von seinem Beginn etwa fünfzehn Meter hinter ihnen und trennte den Teppichboden auf. Der Fußboden brach auf wie ein ausgebrütetes Ei. Zombies wichen davor zurück und drückten sich an die Korridorwände.
    Am Ende der Gruppe sah Emily es ebenfalls. Putzbrocken

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