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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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plötzlich dein Gewissen?«
    »So in etwa könnte man es ausdrücken, ja. Hast du damit ein Problem?«
    »Natürlich habe ich ein Scheißproblem damit!« Als Julius bemerkte, dass er die Stimme erhob, senkte er sie ein wenig, ehe er fortfuhr. »Sie ist die größte Gefahr für meinen Sieg in diesem Wettbewerb. Wenn sie es bis ins Finale schafft, dann war’s das. Ende des Spiels. Ich muss bei dieser Show gewinnen und sie ist die Einzige, die besser singen kann als ich.«
    »Ich habe einen anderen Plan.« Die Stimme des Kid klang mit jeder Silbe tiefer.
    »Nun, das wird sicher was Tolles sein, vermute ich. Und wie sieht der aus?«
    »Lern besser zu singen.«
    Der Fahrstuhl stoppte und die Türen glitten auf. Während er ausstieg, attackierte Julius wütend den anderen Mann. »Du bist ein verdammter Komiker, weißt du das?«
    Der Kid drückte auf den Parterreknopf und kehrte in die Mitte der Fahrstuhlkabine zurück.
    »Wo zum Teufel willst du hin?«, fragte Julius.
    »Meine Arbeit ist getan.«
    Während die Fahrstuhltüren sich zu schließen begannen, machte Julius einen Schritt vorwärts und streckte die linke Hand aus, um die Türen offen zu halten.
    »Du weißt, dass du nicht bezahlt wirst, wenn du nur drei von ihnen tötest, nicht wahr? Der Auftrag betraf alle vier«, erklärte er.
    »Mir egal.«
    »Nun, das ist richtig gut – denn jetzt muss ich die fünfzig Riesen jemand anderem zahlen, und er braucht nichts anderes zu tun, als Judy Garland zu töten.«
    Der Kid schüttelte langsam den Kopf. »Niemand rührt sie an. Nicht heute.« Seine Stimme klang wie knirschendes Geröll.
    »Tut mir leid, Mann, aber sie ist Geschichte. Selbst wenn ich die verdammte Böse Hexe des Westens anheuern muss, um sie aus dem Weg zu räumen. Sie wird diesen verdammten Wettbewerb niemals gewinnen.«
    »Möglich, dass sie ihn nicht gewinnt, aber sie kommt ins Finale.« Der Kid deutete mit einem Kopfnicken an, Julius solle die Fahrstuhltüren freigeben.
    Der Sänger blickte ein letztes Mal in die dunklen Brillengläser und schüttelte in hilfloser Wut den Kopf. »Ich hätte mir denken können, dass man sich auf dich nicht verlassen kann. Du gottverdammter Idiot!«
    Der Kid griff in seine Lederjacke. Julius ließ sich schnell die möglichen Konsequenzen dieser Geste durch den Kopf gehen. Zigaretten vielleicht. Oder eine Waffe. Höchstwahrscheinlich eine Waffe. Bei diesem Gedanken war er klug genug, die Tür loszulassen, sodass sie sich schließen konnte.
    Sämtliche freudige Erregung, die Julius verspürt hatte, war verflogen, verdunstet wie Tau in der Wüste. Obgleich sein perückenloser Schädel sich abgekühlt hatte, begann er zu schwitzen. Scheiße! Verdammt gottallmächtige Scheiße! Er erkannte, dass dieDinge nun eine katastrophale Wendung zum Schlimmsten genommen hatten. Die Judy-Garland-Imitatorin war immer noch am Leben – zumindest einstweilen. Aber sie musste aus dem Rennen sein, ehe das Finale begann.
    Aus dem Rennen hieß tot.

ZWEIUNDZWANZIG ♦
    Sanchez’ Augenlider fühlten sich an, als wären sie mit Erdnussbutter zusammengeklebt. Er öffnete sie langsam, erst das eine, dann das andere, und blinzelte mehrmals. Hatte er einen Kater? Nein. Aber jemand hatte ihm gerade ins Gesicht geschlagen. Er identifizierte diese Empfindung. Irgendwie war er daran gewöhnt. Dies war jedoch der Schlag eines Mannes. Das wusste er, weil seine linke Wange ein wenig stärker brannte als üblich nach einem Klaps. Mehr Sorge machte ihm jedoch der pulsierende Schmerz in seinem Hinterkopf. Er erinnerte sich jetzt vage. Der Schmerz rührte von dem heftigen Aufprall her, den er hatte einstecken müssen, als er vor der Herrentoilette gegen die Korridorwand geschleudert worden war. Das musste einige Zeit früher gewesen sein. Er blinzelte abermals und versuchte, seine Sicht zu klären, aber es funktionierte nicht. Das lag zum Teil daran, dass er gerade erst das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Aber es kam auch daher, weil er auf einem Klappbett in irgendeinem großen und gediegen ausgestatteten Wohnmobil auf und ab hüpfte. Das Bett war an der Seitenwand befestigt und der Wagen war mit hoher Geschwindigkeit unterwegs.
    »Wo zur Hölle bin ich?«, stöhnte er, nachdem ihm weder seine Augen noch seine Logik eine Erklärung lieferten.
    »Auf Devil’s Graveyard«, antwortete eine Stimme. »In etwa zehn Minuten ist dieser Schmerz in deinem Kopf wie weggeblasen.«
    Sanchez richtete sich auf. Dann stellte er fest, dass er seineHände nicht bewegen konnte.

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