Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
erwischt werden. Als er mit der Hüfte die Seite des Tisches berührte, hielt er inne und schielte nach unten auf das Buch, das relativ zu seiner Position mehr oder weniger verkehrt herum lag, sodass die Schrift auf dem Kopf stand. Etwas auf der offenen Seite erweckte sofort seine Aufmerksamkeit. Er drehte sich um, sodass er einen genaueren Blick darauf werfen konnte. War es möglich, dass …? Nein, sicher nicht! Mit einem Finger drehte er das Buch auf dem Tisch herum, bis es richtig vor ihm lag. Und tatsächlich, seine Augen hatten ihn nicht getäuscht. Er hatte soeben gesehen, was auch Officer Quaid aufgefallen war.
Ach du heilige Schande!
Fünfundfünfzig
Peto hatte keine rechte Vorstellung, was dieser ganze Verkleidungs- und Kostümzirkus überhaupt sollte, doch Kyle hatte ihn überzeugt, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Am vorangegangenen Morgen hatten sie zwei Kostüme gemietet. Obwohl sie keine Ahnung hatten, wer die Cobra Kai waren, fanden beide rasch Gefallen an den neuen Kostümen. Der Besitzer des Kostümverleihs hatte erzählt, dass die Cobra Kai eine Bande von Martial-Arts-Kämpfern aus einem Film namens Karate Kid waren. Die Kostüme waren aus einem stabilen schwarzen Material gefertigt. Die Hosen waren weit und komfortabel, und die ärmellosen Wickeljacken zeigten auf dem Rücken eine recht künstlerische gestickte Darstellung einer gelben Kobra. Zum ersten Mal in ihren Leben hatten Kyle und Peto eine Vorstellung, wie es sich anfühlte, cool auszusehen.
Sie hatten ungefähr zwanzig Minuten draußen vor der Nightjar Bar gewartet, bevor sie sich gezwungen sahen zu akzeptieren, dass Dante nicht mehr kommen würde. Peto war besonders enttäuscht, weil er den jungen Mann mochte und ihn als einen der angenehmeren Zeitgenossen betrachtete, denen sie bisher in Santa Mondega begegnet waren. Wie es aussah, gab es zwei Möglichkeiten: Entweder würde Dante nicht auftauchen und hatte dies von Anfang an nicht vorgehabt, oder er war früher am Morgen da gewesen, hatte gesehen, dass die Nightjar Bar geschlossen war, und war deswegen in ein anderes Lokal gegangen. Diese zweite Möglichkeit brachte Kyle und Peto darauf, ihr Glück in der Tapioca Bar zu versuchen. Sie mussten sich allerdings beeilen, denn die Zeit wurde allmählich knapp. Ein Blick hinauf zum Himmel zeigte, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis sich der Mond vor die Sonne schob.
Während die beiden Mönche in flottem Laufschritt durch die Straßen eilten, wurde ihnen alsbald klar, dass sie buchstäblich gegen den Mond rannten. Auf dem ganzen Weg blieb er immer einen Schritt hinter ihnen, während er sich weiter und weiter vor die Sonne schob, die nun direkt über Santa Mondega im Zenit stand.
Nachdem sie sich einen Weg durch die unablässig wachsende Menschenmenge auf den Straßen gebahnt hatten, erreichten sie schließlich die Tapioca Bar , doch es blieb ihnen nur noch sehr wenig Zeit. Als sie zum Eingang trotteten, wurde ihnen klar, dass es zu spät war, um jetzt noch einen Plan zu schmieden, also betraten sie die Bar einfach so durch den Haupteingang. Sobald sie drinnen waren, erkannte Peto, dass sich an einem der Tische Ärger zusammenbraute. Ein paar unglaublich lächerlich angezogene Gestalten schienen sich alle zusammen auf einen Kerl mit einer dunklen Sonnenbrille und einer schwarzen Ledermontur stürzen zu wollen. Es sah aus wie ein Verhör unter Folter, obwohl Peto nicht sicher sein konnte, weil er sich alle Mühe gab, sich nicht beim Gaffen erwischen zu lassen.
Sie gingen zur Theke, hinter der wie immer Sanchez stand, nur dass er heute ein merkwürdig eng sitzendes Kostüm mit einer schwarzen Kapuze über dem Kopf und einer Maske vor dem Gesicht trug. Die beiden Mönche von Hubal waren von all den fantasievollen Kostümen inzwischen ziemlich entnervt, denn einige sahen unheimlich echt aus, und Kyle und Peto hatten nicht die geringste Ahnung, welche Berühmtheiten die jeweiligen Träger darstellen wollten. Wie stets in potenziell gefährlichen Situationen überließ Peto klugerweise Kyle das Reden, wenigstens zu Anfang.
»Zwei Gläser Wasser bitte, Sanchez«, sagte Kyle zu dem Barmann.
»Hey, Robin – bring den beiden Mönchen zwei Bier … auf Kosten des Hauses!«, befahl Sanchez dem Koch Mukka, dann wandte er sich wieder an Kyle und Peto. »Damit ihr Bescheid wisst, ihr beiden – heute bin ich nicht Sanchez. Heute bin ich Batman.«
»Bat … Man?«, fragte Kyle und bewunderte insgeheim, wie schlau es war von
Weitere Kostenlose Bücher