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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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Tatsache, dass einige der gewalttätigsten Leute in der Stadt (und sehr wahrscheinlich auch der Mörder seines Bruders Thomas) an diesem Tisch saßen, hätte er wie gebannt die Vorgänge beobachten müssen. Doch wie das so war, hatte er den Blick auf etwas anderes gerichtet. Der Grund war, dass er einen Mann entdeckt hatte, der draußen vor der Bar herumhing. Die Doppeltüren der Tapioca Bar waren weit geöffnet, und der Bursche lümmelte sich auf dem Bürgersteig vor dem Lokal. Was Sanchez an ihm auffiel, war sein Kostüm. Er steckte in einem roten Anzug mit gelben Streifen entlang den Seitennähten der Hose und den Jackenärmeln. Er hatte außerdem einen dichten schwarzen Haarschopf im Stil der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts und mächtige Koteletten. Und als Krönung trug er eine große goldumrandete Sonnenbrille.
    Für eine Sekunde hätte Sanchez schwören können, sein alter Freund Elvis wäre von den Toten auferstanden. Doch das war sicherlich ein lächerlicher Gedanke. Er begriff nicht, warum er ihn überhaupt in Erwägung gezogen hatte, und nachdem er den Fremden für eine halbe Minute beobachtet hatte, verwarf er ihn gänzlich. An diesem Tag waren wahrscheinlich hundert Elvis-Doppelgänger in der Stadt unterwegs, und es wäre reine Zeitverschwendung, alle in Augenschein zu nehmen, weil sie jemandem ähnelten, der vor ein paar Tagen gestorben war. Abgesehen davon kam in diesem Moment eine verdammt scharfe Braut in einem schwarzen PVC -Kostüm und einer Maske in die Bar, die aussah wie … Catwoman?
    Noch während die Frau in die Bar kam, wurde Sanchez’ Aufmerksamkeit wieder von El Santinos Tisch angezogen. Einer der beiden Mönche forderte in diesem Augenblick den blauen Stein zurück, doch die beiden Cobra Kais sahen sich zwei Lone Rangers, Carlito und Miguel, einem El Santino in Kiss-Outfit sowie Jefe in seinem Freddy-Krueger-Kostüm gegenüber. Jeder von diesen vier unangenehmen Zeitgenossen zielte mit einer Kanone auf die beiden Mönche. Das war ein schlechtes Zeichen. Jeder der vier war imstande abzudrücken.
    Sanchez hatte die Mönche kämpfen und Gegner besiegen sehen, die viel größer und stärker und besser bewaffnet gewesen waren als sie selbst, doch er hatte auch mehr als einmal dabei zugesehen, wie El Santino und seine Handlanger töteten. Er wusste, dass man sich nicht mit ihnen anlegte, nicht einmal dann, wenn man ein Mönch von Hubal war.
    Er kannte auch Jefes Ruf als Killer. Die einzige Person am Tisch, von der er überhaupt nichts wusste, war der junge Kerl in seinem Terminator-Kostüm. Und er war zugleich derjenige, dem Sanchez nun die größte Aufmerksamkeit widmete. Als nämlich die beiden Mönche sich in das Verhör einmischten, schien der Terminator seine Gelegenheit zur Flucht gekommen zu sehen. Während niemand von den anderen auf ihn achtete, unternahm er einen verstohlenen Versuch, sich von seinem Stuhl zu erheben, den er gleichzeitig rückwärts vom Tisch wegschob. Er bewegte sich mit größter Diskretion, und für einen Moment sah sein Vorhaben in der Tat vielversprechend aus, doch dann gab es ein lautes Quietschen von einem der Stuhlbeine.
    Die beiden maskierten Lone Rangers Carlito und Miguel reagierten sofort. Sie wirbelten ihre Waffen herum und zielten auf den Kopf des Terminators.
    »Setzen!«, schnarrte Miguel.
    Dante tat wie geheißen und setzte sich wieder, auch wenn Sanchez bemerkte, dass er seinen Stuhl nicht an den Tisch zog wie zuvor. Ihm dämmerte offensichtlich, dass er nicht lebend aus der Bar kommen würde, und das machte ihn wütend. Eines hatte er sich nämlich immer versprochen, und das war, nicht wie eine Pussy abzutreten. Wenn sein Leben schon auf dem Spiel stand, dann wollte er nicht wimmernd, sondern mit einem lauten Knall gehen – und da er keine Pistole hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Mundwerk zu benutzen und ein paar Leuten so richtig die Meinung zu geigen, bevor er ins Gras biss. Normalerweise war Kacy immer in der Nähe, um seine aggressive, konfrontierende Art zu bremsen, doch diesmal war sie nirgendwo zu sehen. Sie wartete sicher ängstlich im Motel auf seine Rückkehr. Er würde es nicht so weit kommen lassen, dass irgendjemand ihr erzählte, er wäre wie ein Feigling gestorben, nein, mein Herr. Wenn sie durch irgendeinen Zufall erfuhr, wie er gestorben war, sollte sie hören, dass er wie ein Mann gestorben war. Wie der Mann, den sie geliebt hatte. Und dieser Mann war ein furchtloser Trottel. Zeit, es ein letztes Mal zu

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