Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
oder weniger genauso aus wie Minuten zuvor, als er sie noch getragen hatte, so übel war sein Gesicht zugerichtet worden.
Doch was war mit Jessica? Sanchez entdeckte keine Spur von ihr. Die meisten Gäste in der Bar waren ihm völlig gleichgültig, doch er war mehr als nur ein wenig besorgt wegen des Schicksals der wunderschönen Frau, die er fünf Jahre zuvor schon einmal gerettet hatte.
Der nächste Leichnam war einer, von dem Sanchez geglaubt hatte, er würde ihn niemals sehen: El Santino, der Mann, von dem die Leute sagten, dass er niemals sterben konnte. Der Gene-Simmons-Doppelgänger sah aus, als wäre er geschlachtet worden. Sein Kopf und sein Gesicht waren über den Boden verteilt, als wäre er unter eine Dampfwalze geraten. Er schien außerdem einen Arm und ein Bein verloren zu haben. Irgendjemand hatte ihn richtig in der Mangel gehabt, wie es schien.
Sanchez’ Gesichtszüge wurden hart, als er schließlich Jessicas blutverschmierte Gestalt entdeckte. Er begriff nicht, wieso er sie vorher hatte übersehen können. Sie lag unter dem mit dem Gesicht nach unten liegenden toten Mönch, den er Augenblicke zuvor gesehen hatte. Sie lebte noch, gerade so, doch sie hatte Mühe zu atmen. Ihr Ringen nach Luft wurde nicht begünstigt durch das Gewicht des toten Mönchs auf ihrer Brust. Sie stemmte den Leichnam ein wenig hoch, und Sanchez erkannte jetzt, dass es Kyle war. Von dem anderen Mönch war keine Spur zu sehen.
Und wo ist Bourbon Kid? Es war, als hätte er die Frage laut gestellt, denn er hatte sie noch nicht zu Ende gedacht, als er bereits seine Antwort erhielt.
» Ich bin immer noch hier. Denk nicht mal daran, Catwoman helfen zu wollen«, sagte eine Stimme aus den dunklen Schatten zu seiner Linken.
Aus dem Qualm und der Dunkelheit trat Bourbon Kid. Er hielt in jeder Hand eine rauchende Pistole und stieg langsam über Leichen auf dem Weg zu Jessica, die sich verzweifelt bemühte, Kyle von sich herunterzuschieben, sodass sie aufstehen konnte, bevor die nächsten Kugeln geflogen kamen.
Sanchez wünschte, er wäre ein tapfererer Mann, doch er wusste, dass es seinen sicheren Tod bedeutete, sollte er ihr zu Hilfe kommen. Abgesehen davon wusste er, dass sie eine ganze Menge Kugeln vertragen konnte. Er hatte vor fünf Jahren schon einmal zugesehen, wie Bourbon Kid versucht hatte, sie zu töten. Jessica hatte damals überlebt, und wenn sie diesmal überlebte, so schwor er sich, würde er erneut ein sicheres Versteck für sie finden und sich um sie kümmern.
Bourbon Kid war nur noch vier oder fünf Meter von ihr entfernt, als es ihr endlich gelang, sich von der Leiche Kyles zu befreien. Sie stand im Begriff, sich auf die Beine zu kämpfen, als ihre Nemesis den rechten Arm hob, mit der Pistole in der Hand zielte und ihr zwei Kugeln in die Brust schoss. Sie wurde gegen einen umgekippten Tisch geschleudert und hustete Blut. Ihre Brust wogte, und sie sah aus, als würde sie an dem Blut ersticken, das plötzlich ihren Mund füllte. Sanchez schrak zurück vor dem grässlichen Anblick. Es gab keinen Zweifel, Jessicas Ende stand unmittelbar bevor.
»Du Bastard! Du verdammter Bastard!«, kreischte sie Bourbon Kid an, und das Blut troff ihr dabei aus dem Mund.
»Das stimmt. Ich bin ein Bastard, da hast du völlig recht, und ich bin hier, um dich zu töten. Es ist Zeit, die Arbeit zu beenden, die ich vor fünf Jahren angefangen habe. Und jetzt gib mir meinen blauen Stein, du verdammtes Miststück!«
»Fick dich. Ich hab ihn nicht«, sagte sie hustend und würgend. »Einer dieser Toten muss ihn haben.«
Jessica brauchte dringend Zeit, und ihr schien aufgegangen zu sein, dass ein feindlicher Tonfall gegenüber Bourbon Kid nicht hilfreich war. Plötzlich änderte sie ihre Strategie und schlug einen versöhnlicheren Ton an. »Warum suchen wir nicht zusammen danach?«
Sanchez konnte sehen, dass der Bourbon Kid unbeeindruckt blieb. Er feuerte zwei weitere Schüsse auf Jessica ab, diesmal mit der Pistole in der linken Hand. Eine Kugel traf ihr linkes, die andere ihr rechtes Knie, und weiteres Blut spritzte über ihr schwarzes Katzenkostüm. Ihre Toleranz gegen Schmerzen wurde bis an die Grenze gefordert. Sanchez zuckte zusammen angesichts der Agonie, die sie erleiden musste. Wenn sie noch ein klein wenig länger am Leben blieb, würde Bourbon Kid vielleicht die Munition ausgehen, oder die Polizei würde eintreffen.
»Wir machen überhaupt nichts zusammen«, erwiderte die dunkle Gestalt rau, stieg über Carlitos Leichnam und
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