Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
näherte sich Jessica noch weiter. »Keiner dieser Toten hier hat den Stein, und das weißt du. Also heraus mit der Sprache – wo ist er? «
»Ich habe dir schon gesagt, ich weiß es nicht! Ich schwöre!«
»Die nächste Kugel geht in dein Gesicht. Wo ist der Stein?«
»Ich weiß es nicht. Einer von denen hat ihn.« Sie deutete auf die Toten. »Ich glaube, dass Jefe ihn als Letzter hatte.«
Bourbon Kid hielt inne und sah zu den Leichen, auf die Jessica zeigte. Es war nicht zu erkennen, ob er überhaupt wusste, wer Jefe war. Eines war jedoch klar: Das Auge des Mondes war nirgendwo zu sehen.
»Jetzt hat er ihn aber nicht mehr, richtig?«, grollte Bourbon Kid und drehte sich wieder zu Jessica um. »Hätte er den Stein, wäre er nicht tot. Das Auge des Mondes hätte ihn am Leben erhalten. Ich denke, wir können mit einiger Sicherheit behaupten, dass keiner der Toten das Auge bei sich trägt. Die einzigen lebenden Personen in diesem Laden sind du, der Barmann und ich. Ich hab den Stein nicht, der Barmann … er hat nicht den Schneid, ihn anzurühren. Also bleibst nur du übrig.«
Ein lautes Krachen am anderen Ende der Bar, in der Nähe der Hintertür, veranlasste Jessica und Bourbon Kid, die Köpfe herumzureißen. Ein großes Fass war umgestoßen worden, und dahinter kam der Mönch Peto in seinem nun blutbesudelten Cobra-Kai-Kostüm zum Vorschein. In der linken Hand hielt er das Auge des Mondes. Interessanter war jedoch das, was er in der Rechten hatte: eine abgesägte Schrotflinte.
»Noch eine Person ist nicht tot«, verkündete Peto das Offensichtliche und trat aus seiner Deckung nach vorn. Sanchez war erstaunt angesichts der Veränderung in seiner Stimme. Sie klang mit einem Mal unglaublich rau.
Der überlebende Mönch humpelte; er hatte einen Streifschuss an der linken Wade abbekommen. Außerdem sickerte ein dünner Blutstrom aus seinem Mund, auch wenn der Grund dafür nicht ohne Weiteres zu erkennen war.
»Du hast nicht mit der Unverwüstlichkeit der Mönche Hubals gerechnet, stimmt’s?«, krächzte er rau. »Jetzt lass die verdammten Kanonen fallen, Mister, und geh von der netten Lady weg, oder ich pumpe dich so voller Blei, dass du es für den Rest deines erbärmlich kurzen Lebens ausscheißt.«
Bourbon Kid blickte den jungen Mönch nachdenklich an.
»Leck mich am Arsch«, sagte er schließlich.
In seiner früheren mönchischen Existenz wäre Peto entsetzt gewesen angesichts einer derartigen Bemerkung. Doch nach allem, was er in der kurzen Zeit, seit er in Santa Mondega war, durchgemacht hatte, gingen unflätige Kommentare wie der Bourbon Kids geradewegs an ihm vorbei.
»Du hast drei Sekunden, um deine beiden Kanonen fallen zu lassen, oder ich schieße dich über den Haufen«, sagte Peto. In seiner Stimme schwang echte Entschlossenheit.
Sanchez glaubte Peto aufs Wort. Er würde nicht zögern, Bourbon Kid in drei Sekunden über den Haufen zu schießen. Tatsächlich betete er sogar darum.
»Drei …«, schnarrte Peto.
»Zwei …!«, schnarrte der Bourbon Kid ohne jede Spur von Furcht zurück.
Sanchez wollte die Augen schließen, doch dazu blieb ihm keine Zeit. Wenn der Mönch das Herunterzählen nicht selbst beendete, würde Bourbon Kid es tun. Doch Peto war unbeeindruckt von dem Einschüchterungsversuch und zählte selbst weiter.
»Eins.«
KRACH !
Die Tür zu den Toiletten zur Linken Petos wurde so heftig aufgestoßen, dass sie fast aus den Angeln riss, und Dante, noch immer in voller Terminator-Montur, kam herausgestapft. Er richtete eine abgesägte Schrotflinte auf Petos Kopf.
»Tu das nicht, Peto«, warnte er.
»Dante, das geht Sie überhaupt nichts an.«
»Doch, das tut es. Nimm dein Auge des Mondes, und verschwinde damit so schnell wie möglich von hier. Ich kümmere mich um diesen Kerl.«
»Aber er hat Kyle getötet!«
»Peto, du bist ein Mönch. Mönche töten keine Menschen. Ganz egal, aus welchem Grund, Mönche töten niemals. Und jetzt verschwinde von hier. Nimm deinen kostbaren Stein, und geh dahin zurück, wo du hergekommen bist. Los, nur zu. Benutz die Hintertür und verschwinde.« Dante zeigte mit dem Daumen über die Schulter in Richtung der Hintertür, der schnellsten Möglichkeit für Peto, die Tapioca Bar zu verlassen.
Sanchez beobachtete die neueste Entwicklung mit vor Staunen offenem Mund, während er darauf wartete, wie Peto sich entscheiden würde. Nach einer Zeitspanne, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, senkte der Mönch seine Flinte und trat misstrauisch
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