Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Lieutenant Scraggs verschwunden war. Ein Schrei folgte, der die Vermutung nahelegte, dass sich der Deckel vom Becher gelöst und der Inhalt den einen oder anderen empfindlichen Körperteil des unglücklichen Lieutenants versengt hatte. Es folgte eine Serie von Flüchen, zweifelsohne an die Adresse von Somers gerichtet, doch der Beamte der Spurensicherung kam nicht zurück, um dem bärbeißigen alten Veteranen seine Empörung ins Gesicht zu brüllen.
»Haben Sie irgendwas von dem Burschen am Schalter erfahren?«, fragte Jensen.
Somers kam ins Zimmer zurück und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
»Scheiße, ist der heiß!«, sagte er und leckte sich die Lippen, die er sich offensichtlich ein wenig verbrüht hatte. »O ja. Der Portier meint, dass sein Kollege von der Nachtschicht Elvis gesehen hat, wie er nach oben gegangen ist.«
»Elvis?«
»Ja, Elvis. Sie wissen schon, der King of Rock ’n’ Roll.«
»Whoa! Moment mal!«, sagte Jensen und rief sich eine Unterhaltung ins Gedächtnis, die er vor Kurzem geführt hatte. »Einer der Sanitäter bei der Farm heute Morgen hat einen Burschen namens Elvis erwähnt.«
»Tatsächlich? Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt, der Barmann der Tapioca Bar , Sanchez Garcia, hätte Elvis wahrscheinlich angeheuert, um den Mörder seines Bruders und seiner Schwägerin zur Strecke zu bringen.«
»Was? Scheiße! Warum haben Sie mir das nicht vorher gesagt?« Somers wandte sich wütend um, als suchte er nach etwas, das er in seiner Frustration treten konnte. Da das einzige Objekt in Reichweite der Leichnam von Marcus dem Wiesel war, überlegte er es sich anders.
»Nun, ich dachte, es wäre Sarkasmus.«
»Meine Güte, nein! Jensen, Sie hätten mir das erzählen müssen! Elvis ist ein einheimischer Mietkiller und Schläger. Ein richtig gemeiner Bastard, und diese Sache trägt ganz und gar seine Handschrift.«
»Tatsächlich? Dann glauben Sie also nicht, dass Bourbon Kid das getan hat?« Jensen war ehrlich überrascht. Die anderen Cops, mit denen er gesprochen hatte, behaupteten ohne Ausnahme, dass Somers dem Bourbon Kid jedes Verbrechen in die Schuhe zu schieben versuchte.
»Nein. Das war Elvis, kein Zweifel. Ob wir Beweise gegen ihn finden können, ist eine andere Frage. Er ist ein Profi. Er hat sich dem Portier gezeigt, weil er erkannt werden wollte, damit er seine Belohnung abholen kann, aber er hat ganz bestimmt keinerlei Spuren hinterlassen, mit denen wir etwas anfangen könnten. Wir können aufhören zu suchen – wir werden nichts finden. Was wir herausfinden müssen, ist, warum hat er sich ausgerechnet diesen armen Tropf vorgeknöpft? Marcus das Wiesel hätte Thomas Garcia und seine Frau Audrey niemals umbringen können, ganz gleich, was dieser Schwachkopf von Sanchez vielleicht glauben mag. Er ist … er war ein Dieb, kein Killer. Elvis hat eindeutig den falschen erledigt, falls er im Auftrag von Sanchez gehandelt hat.«
Jensen ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht vorher mit Somers über Elvis geredet hatte. Vielleicht hätte es das Leben von diesem Marcus dem Wiesel gerettet, wenn er den Mund aufgemacht hätte. Die Lehre, die er daraus zog: Wenn jemand in Santa Mondega dir etwas erzählt, das ein wenig verrückt klingt, spricht eine ganze Menge dafür, dass es wahr ist.
»So«, sagte Jensen. »Und wo können wir diesen Elvis finden?«
»Nun ja, falls er immer noch nach dem Mörder von Sanchez’ Bruder und Schwägerin sucht, wird er wohl ziemlich bald im Leichenschauhaus auftauchen. Elvis ist ein gemeiner Hundesohn, ein richtig gemeiner Mistkerl, aber wenn es ihm gelingt, Bourbon Kid aufzuspüren, wird er ziemlich schnell feststellen, dass er ein Stück mehr vom Kuchen abgebissen hat, als er kauen kann.«
Achtzehn
Es war nichts, das sehr häufig geschah, und es war nichts, das Sanchez mochte. Ein Besuch von El Santino in der Tapioca Bar bedeutete bestenfalls schlechte Nachrichten – und nach allem, was sich sonst noch so gegenwärtig in der Stadt ereignete, war die Chance sehr hoch, dass er ernsthaft schlechte Laune hatte.
»Sanchez«, sagte er und nickte zur Begrüßung. »Wie laufen die Geschäfte?«
»Gut, danke. Und selbst?«
El Santino gab einen feuchten Kehricht darauf, wie Sanchez’ Geschäfte liefen, und der Barmann war klug genug, das zu begreifen. Positiv an der ganzen Geschichte war, dass El Santino offensichtlich nicht vorhatte, Sanchez zu erledigen.
Der Gangster war ein Riese von einem Mann. Richtig groß und breit und imposant
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