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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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und unglücklicherweise eine richtig linke Ratte. Er trug schwarze Stiefel, eine schwarze Lederhose mit silbernen Knöpfen an den Seitennähten und ein silberfarbenes Seidenhemd. Über diesem Hemd hatte er einen schweren schwarzen Ledermantel mit breiten Revers, der fast bis zu seinen Knien reichte.
    Auch wer El Santino vorher noch nie begegnet war, hätte gleich im ersten Augenblick gewusst, dass er es mit dem gefährlichsten Mann in der Stadt zu tun hatte, selbst wenn er noch nie von ihm gehört hatte. Er hatte das schulterlange Haar hinter die Ohren geschoben, wo es von einem schwarzen Cowboyhut gehalten wurde. Sein Gesicht war von Narben entstellt. Er hatte einen schwarzen Stoppelbart und buschige schwarze Augenbrauen, die sich über dem Nasenrücken fast trafen. Hinter ihm, rechts und links vom Eingang zur Bar, standen seine beiden Leibwächter Carlito und Miguel. Sie sahen El Santino so ähnlich und waren ihm so ähnlich gekleidet, dass man sie für seine jüngeren Brüder hätte halten können. Der einzige signifikante Unterschied war, dass ihre Hemden schwarz waren statt silbern – und dass keiner der beiden ganz so groß war wie sein Boss.
    Die Geschichte der Herrschaft El Santinos über die Gegend reichte viele Jahre zurück. Für einige war er eine Legende, ähnlich Keyser Soze. Jahrelang war er ein bekannter Geschäftsmann auf dem Gebiet der Prostitution gewesen, mit Carlito und Miguel als Zuhältern. Eines Tages war seine teuerste Hure, eine atemberaubende Schottin namens Maggie May, von der konkurrierenden Bande der berüchtigten und gefürchteten Brüder Sean und Dermont Vincent abgeworben worden. Die beiden waren trinkfeste Paddys aus Irland – nicht, dass irgendjemand gewagt hätte, sie als Paddys zu bezeichnen. Sie reagierten ziemlich empfindlich bei allem, was mit dem Ould Country zu tun hatte.
    Maggie war El Santinos Lieblingshure gewesen und das einzige von seinen Mädchen, das er selbst auch nur anrührte – deswegen war es eine tödliche Beleidigung gewesen, als sie ihn wegen der beiden Vincents verlassen hatte. Seine Rache erfolgte postwendend und gnadenlos. Die beiden irischen Brüder wurden überfallen, als sie betrunken in der Nightjar Bar saßen. Vier ihrer Freunde, mit denen sie zusammen getrunken hatten, wurden von Miguel und Carlito geköpft, die in jener Nacht, wenn man den Gerüchten glaubte, Katanas mit sich geführt hatten, Samuraischwerter. Maggie May ereilte das gleiche Schicksal als Strafe für ihren schmerzlichen Verrat. Um bei der Wahrheit zu bleiben – es war wahrscheinlich eine Erlösung für sie, denn El Santino hatte sie zuvor für einige Stunden der Gnade von Carlito und Miguel überlassen.
    Sean und Dermont Vincent hatten allerdings nicht so viel Glück. Es hieß, sie wurden als Gefangene in ein Verlies unter dem Schloss von El Santino gebracht, das am Rand der Stadt lag. Nacht für Nacht wurden sie als Sexsklaven an die Perversen und den Abschaum ausgeliehen, die der Gangster auf regelmäßiger Basis unterhielt.
    Nachdem die irischen Brüder solcherart aus dem Weg geräumt waren, wurde der riesige mexikanische Zuhälter die unangefochtene Nummer eins, der Mr. Big in diesem Gewerbe, der brutalste und gefürchtetste Gangster von ganz Santa Mondega. Jedes Mal, wenn Sanchez ihn erblickte, ging ihm ein Bild der gefolterten und vergewaltigten Vincent-Brüder durch den Kopf. So auch jetzt.
    »Und, Sanchez? Hast du irgendwas gesehen, wovon du mir vielleicht erzählen willst?«, erkundigte sich El Santino mit einer Stimme, deren Besitzer man sich lieber nicht vorstellen mochte. Die Stille, die sich in der Bar auf diese Frage hin ausbreitete, hätte man mit einem stumpfen Messer schneiden können.
    »Na ja, dieser Jefe war ein paar Mal hier zu Gast.« Sanchez griff unter den Tresen und nahm ein Handtuch und ein Bierglas hervor. Er war nervös und brauchte dringend etwas, um seine Hände zu beschäftigen, deswegen fing er an, das Glas zu polieren. El Santino war furchteinflößend, und Sanchez war sich seiner zitternden Hände nur allzu bewusst.
    »Ach ja? Und hat Jefe irgendwas zu dir gesagt?«, erkundigte sich El Santino.
    »Nein. Aber ich hab gehört, wie er gesagt hat, dass er zu dir wollte.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich glaub schon, dass er das gesagt hat«, beharrte Sanchez kleinlaut und konzentrierte sich noch stärker auf das Bierglaspolieren.
    »So so, glaubst du.«
    »Darf ich dir einen Drink ausschenken … auf Kosten des Hauses?«
    »Sicher. Whiskey. Einen

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