Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
aufgebracht und erschreckte mehrere andere Gäste des Cafés. Er sprang auf und war bereit zur Konfrontation, doch ein einziger Blick in das Gesicht des Mannes, der den Stuhl genommen hatte, bewegte ihn klugerweise dazu, sich einen neuen Stuhl von einem anderen Tisch zu holen. Benson hatte das Ganze wortlos beobachtet.
»Manche Leute mögen das vielleicht nicht, wissen Sie«, sagte er nun, als sich der andere an seinen Tisch setzte.
»Wir alle haben Dinge, die wir nicht mögen«, antwortete der andere. Seine dünnen, farblosen Lippen bewegten sich kaum.
»Zugegeben. Aber was ich nicht mag, das sind Fremde, die sich ohne Einladung an meinen Tisch setzen, wenn ich ungestört meinen Kaffee trinken will. Warum suchen Sie sich keinen anderen Tisch?«
»Weil ich hier sitzen will.«
Benson war nicht eingeschüchtert von der Masse seines Gegenübers. Der untote Detective war dieser Tage mehr als imstande, mit jedem Gegner fertig zu werden. Er beugte sich über seinen Teller und biss eine Ecke aus seinem Schokoladenring.
»Doughnut …« Es war einer von jenen Kommentaren, die man sowohl als Feststellung als auch als Frage auffassen konnte. Der Fremde betrachtete es als Frage.
»Nein, danke«, sagte er. »Schlecht für die Arterien, wissen Sie? Und jetzt legen Sie dieses Ding weg. Noch einen Bissen davon, während ich mit Ihnen rede, und ich reiße Ihnen den Arsch auf.«
Benson spürte echte Überzeugung im Tonfall des anderen. Auch wenn Vorsicht nicht unbedingt nötig gewesen wäre, beschloss er doch, ein wenig davon walten zu lassen, mehr aus Neugier als irgendetwas anderes. Er legte den Doughnut auf den Porzellanteller.
»Okay, mein großer Junge. Dann fangen wir mal an. Wer zum Teufel sind Sie?«
Der andere beugte sich über den Tisch, bis die Gesichter der beiden Männer kaum noch fünfzehn Zentimeter voreinander waren.
»Ich bin dein oberster Herr.«
Benson war nicht im Geringsten beeindruckt. »Wissen Sie, ich berichte dem Polizeichef dieser Stadt persönlich. Und ich darf Ihnen versichern, nicht einmal er ist mein Herr. Das ist alles nur Schau. Ich bin mehr oder weniger der Boss von ganz Santa Mondega, klar. Ganz egal, wie hoch Sie zu stehen glauben, Mister, ich bin ein klein wenig höher. Kapiert?«
Der stämmige Mann lehnte sich zurück und lächelte geduldig. Ein Lächeln voller Selbstvertrauen. Es beunruhigte Benson nicht, aber es verwirrte ihn. Wer zum Teufel war dieser Typ?
»Du denkst, du könntest den Job von Archie übernehmen, oder Armand Xavier oder wie zum Teufel er sich auch immer genannt hat, wie?«, fragte der andere.
»Ich hab bereits den Job von Archie, danke, Kumpel. Ich brauche Ihre Hilfe nicht dafür.«
»Somers und ich waren Freunde, weißt du? Damals, als er sich noch Xavier nannte.«
»Schön für Sie.«
»Dann wurde ich von ihm hintergangen. Ich wollte nicht, dass er meine Tochter heiratet, also stellten er und sein Komplize Ishmael Taos mir eine Falle. Eine ziemlich üble Geschichte. Sie legten mich für eine Weile in ein Grab, als Mumie. Ich rede hier von Jahrhunderten.«
Bensons Magen zog sich zusammen. »Wie bitte?«
»Du hast ganz richtig gehört, Sohn.« Der Fremde setzte seine Sonnenbrille ab und lieferte den finalen, unumstößlichen Beweis. Ein hell leuchtender grüner Stein saß an der Stelle, wo sein rechtes Auge hätte sein sollen. »Ich bin der Boss. Nenn mich den Dunklen Herrn, wenn du so willst. Du könntest mich auch Mom nennen, aber das würde ich dir nicht empfehlen. Manche Leute nennen mich auch Mr. E, doch dieser Name ist bald redundant. Und wenn du es ganz genau wissen willst, nenn mich Rameses Gaius. So nennen mich meine Freunde – und du, junger Mann, bekommst die Chance, mein Freund zu sein.«
»Gaius? Aber … wie?«
»Spielt keine Rolle. Ich habe dich beobachtet, Benson. Dich und deine beiden Freunde De La Cruz und Hunter. Eine Bande von dämlichen Idioten seid ihr, alle drei! Werwölfe für eure schmutzigen Geschäfte zu benutzen! Habt ihr denn überhaupt keine Selbstachtung?«
»Wir …«
»Still. Ich rede.«
»Entschuldigung.«
»Eine traurige Bande seid ihr. Du und deine Kumpane, ihr habt euch in meine Angelegenheiten eingemischt. Ihr seid ohne meinen Segen hingegangen und habt nach dem Bourbon Kid gesucht.«
»Ich wusste nicht, dass wir …«
»Still.«
Gaius sprach leise, doch entschieden, und Benson spürte, dass eine weitere Unterbrechung höchst unklug gewesen wäre.
»Ich hatte bereits einen Plan, wie ich den Bourbon Kid
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