Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Terroristen, der ein Samuraischwert geschwungen hatte.
Der Letzte der vier, der am weitesten von Bull entfernt saß und dafür Sanchez hinter dem Tresen am nächsten war, hieß Tex mit Namen. Mit seinen fast zwei Metern und den unglaublich breiten Schultern war er ein Gigant. Seine schwarzen, fettigen Haare waren schulterlang, und er trug einen etwas längeren Kinnbart. Auch wenn Tex der größte der vier Männer war, unterschieden sie sich in dieser Hinsicht kaum. Silvinho, der Kleinste von ihnen, war immerhin eins neunzig groß, und wenn man seinen Haarschnitt mitrechnete, fast zwei Meter.
Jeder der vier Soldaten hatte ein Glas Bier vor sich stehen. Immer wenn Bull einen Schluck nahm, folgten ihm die anderen drei auf dem Fuß. Er war eindeutig der Anführer, der das Tempo vorgab. Niemand trank sein Glas schneller leer als Bull. Er war der Erste, der sein Bier leerte, und die drei anderen folgten seinem Beispiel. Jeder der vier arbeitete sich gegenwärtig durch die zweite Zigarre des Tages. Wie bei allem anderen warteten die drei, bis Bull seine angesteckt hatte, bevor sie seinem Beispiel folgten.
Zu Sanchez’ nicht geringer Verärgerung hatten die vier seit mehr als einer halben Stunde kein Wort mehr gesprochen. Bull hatte die Drinks bestellt, und dann hatten die vier Männer schweigend dagesessen und starr geradeaus gesehen. Normalerweise hätte sich Sanchez deswegen in die Hosen gemacht, doch seit den Ereignissen früher am Tag, als er sein drittes Bourbon-Kid-Massaker überlebt hatte, war er darüber hinweg, sich in der Öffentlichkeit in die Hosen zu machen.
Wegen des üblen Wetters und weil Halloween war, lief niemand draußen herum oder steckte den Kopf in die Bar, um zu sehen, ob das Tapioca geöffnet hatte. Das heißt, bis eine unbegleitete Frau eintrat. Sie hatte den Gang und die Figur einer Frau Anfang zwanzig, doch der müde Ausdruck in ihrem Gesicht ließ vermuten, dass sie eine ganze Reihe von Jahren älter war. Ihre langen braunen Haare schienen trocken zu sein, obwohl sie vollkommen durchnässt war vom Regen. Ein dunkelblauer Rock schwebte über ihren Knöcheln, doch er trug kaum etwas dazu bei, sie warm zu halten. Sanchez bemerkte, dass ihr ähnlich gefärbtes Sweatshirt eine Kapuze besaß, die nun zurückgeschlagen über den Schultern lag. Offensichtlich hatte sie sie über dem Kopf getragen, um ihre Haare trocken zu halten, doch sie war schlau genug gewesen, sie abzunehmen, bevor sie die Bar betrat.
Obwohl Sanchez die Frau nicht besonders gut leiden konnte – sie hatte eine bunte Vergangenheit und eine entstellende Narbe im Gesicht, die es schwierig machte, mit ihr zu reden, ohne sie dabei anzustarren –, beschloss er, sie freundlich zu begrüßen (insofern er überhaupt imstande war, einen Gast freundlich zu begrüßen) – schon allein deswegen, weil der Mangel an Unterhaltungen allmählich an seinen Nerven zerrte.
»Was darf’s denn sein?«, erkundigte er sich.
»Orangensaft bitte«, antwortete sie.
»Sorry, ist gerade aus.«
»Dann Ananas.«
»Ebenfalls aus.«
»Okay, welche alkoholfreien Getränke gibt es?«
»Wasser.«
»Wasser?«
»Ja. Aber es ist gelb gefärbt, irgendwie.«
»In diesem Fall verzichte ich, danke.« Sie zog einen Hocker heran und setzte sich neben Tex. »Was dagegen, wenn ich mich so lange hier hinsetze, bis der Regen vorbei ist?«, fragte sie.
Die vier Söldner beachteten sie gar nicht. Sanchez lächelte. »Sicher, kein Problem. Solange du dich an das Rauchgebot hältst, heißt das.«
»Schon okay.« Sie lächelte höflich zurück. »Ich rauche nicht.«
»Du hast mich nicht richtig verstanden«, sagte Sanchez. »Die Tapioca Bar ist nur für Raucher. Nichtraucher haben keinen Zutritt.«
Die Frau blickte zu den vier Männern auf den Hockern zu ihrer Linken. Jeder der vier starrte stur geradeaus und paffte eine dicke braune Zigarre.
»Im Ernst?«, fragte sie, an Sanchez gewandt.
»Ich fürchte ja.«
»Ehrlich?«
»Ganz ehrlich. Entweder du fängst an zu rauchen, oder du verschwindest.«
Tex drehte sich zu der Frau um und blies ihr eine Lunge voll Rauch ins Gesicht. Dann musterte er sie von oben bis unten, bevor er ihr zum Schluss in die Augen starrte. »Besser, Sie tun, was er Ihnen sagt, Lady«, empfahl er in breitem Südstaatendialekt.
Die Frau stand von ihrem Hocker auf und zog sich die Kapuze über. Sie warf Sanchez einen enttäuschten Blick zu, dann wandte sie sich ab und kehrte nach draußen in den strömenden Regen zurück.
Sanchez
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