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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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erblickte eine Gelegenheit, die Stimmung seiner vier Gäste aufzumuntern. »Eigenartige Braut, wie?«, sagte er in der Hoffnung, eine Reaktion seitens einem von ihnen zu erhalten. Sie ignorierten ihn, doch er fuhr nichtsdestotrotz fort. »Die Leute nennen sie die ›Irre Beth‹.«
    Am anderen Ende der Theke hob Bull den Kopf und fixierte den Barmann mit einem scharfen Blick. Er sollte Sanchez zum Verstummen bringen, doch der dickhäutige Servierer dubioser Drinks interpretierte es als Aufmunterung fortzufahren und tat dies eifrig. »Sie ist als Teenager durchgedreht, weil ihre Mutter nicht wollte, dass sie sich mit einem Jungen traf. Sie brachte ihre Mutter kaltblütig um, in einer Halloween-Nacht. Schlitzte ihr die Kehle auf, von einem Ohr bis zum anderen.«
    Silvinho, der pinkhaarige Typ neben Bull, hob den Kopf und sah Sanchez an, als hätte der bisherige Verlauf der Geschichte sein Interesse geweckt.
    »Von wo bis wo?«, fragte er.
    »Von einem Ohr bis zum anderen«, wiederholte Sanchez bereitwillig, während er sich zur Verdeutlichung mit dem Finger über den Hals fuhr.
    »Tatsächlich?«
    »Jepp.« Dann bemerkte Sanchez, dass sich der Typ insgeheim über ihn lustig machte und ihn auslachte. Wenigstens hob sich die allgemeine Stimmung ein wenig. Die vier Männer waren aus ihrem tranceähnlichen Zustand erwacht und grinsten und warfen sich wissende Blicke zu.
    »Los, erzähl deine Geschichte zu Ende, Barmann!«, rief Bull vom Ende des Tresens. Es ging um Blutvergießen, deswegen konnten die vier gar nicht anders, als sich ein wenig für die Geschichte zu interessieren. Schon von Berufs wegen, quasi.
    »Nun ja, jedenfalls brachte sie ihre Mutter um, indem sie ihr die Kehle von einem Ohr bis zum anderen aufschlitzte.«
    »Von wo bis wo?«, riefen die vier unisono.
    » Harrharrharr! Wie dem auch sei, ihre Mutter wollte nicht, dass sie sich in jener Nacht auf dem Pier mit diesem Jungen traf. Also drehte sie durch, weil sie dem Jungen versprochen hatte, da zu sein, und in ihrer Wut bringt sie die Mutter um. Und dann rennt die dumme Kuh runter zum Pier, und es stellt sich raus, dass der Junge nicht mal da war. Er ist nie aufgetaucht. Sie wurde verhaftet und wegen Mordes für zehn Jahre ins Gefängnis gesteckt. Seit sie wieder frei ist, kommt sie jedes Jahr zu Halloween her und wartet am Ende des Piers bis ein Uhr morgens, wenn die Geisterstunde vorbei ist, in der Hoffnung, dass sich der Typ noch mal zeigt. Deswegen nennt sie jeder hier die ›Irre Beth‹. Ich schätze, der Junge hat auch gemerkt, dass sie irre war, und gemacht, dass er wegkam. Trotzdem, schlecht sieht sie eigentlich nicht aus.«
    »Ich würd’s ihr besorgen«, verkündete Tex.
    »Diese Narbe ist ziemlich abstoßend, meinst du nicht?«, bemerkte Razor. Die übrigen drei Mitglieder der Shadow Company zögerten kurz, bevor sie zustimmend nickten.
    »Ich erinnere mich an die Geschichte«, sagte Bull, als redete er zu sich selbst. »Ich hab in der Zeitung davon gelesen. Es ist heute auf den Tag achtzehn Jahre her. War die gleiche Nacht, in der mein Vater ermordet wurde.«
    Sanchez spürte, wie die Stimmung wieder umzukippen drohte. Scheiße! Was konnte er tun, um dieses grauenvolle, unheilige Schweigen zu verhindern? Ein witziger Kommentar war dringend erforderlich. »Hat ihrer Mutter die Gurgel durchgeschnitten, von einem Ohr bis zum anderen«, sagte er ein weiteres Mal, indem er den imaginären Schnitt mit dem Daumen andeutete.
    Schlechtes Timing. Alle vier Männer schüttelten den Kopf, um ihr Missfallen zu bekunden. Und um anschließend wie programmierte Maschinen mit leeren Gesichtern nach vorn zu starren und sich nicht mehr zu rühren.
    Diesmal dauerte das peinliche Schweigen nicht lange. Nach weniger als einer Minute läutete Bulls Handy. Das plötzliche Geräusch ließ Sanchez zusammenzucken, doch keiner der Männer beachtete ihn, als Bull das Handy hastig aus der Tasche zog und den Anruf bereits nach dem zweiten Klingeln entgegennahm.
    »Hallo …? Ja, hier Bull … Verstanden. Danke.« Er beendete das Gespräch und schob das Handy zurück in die Tasche, dann erhob er sich von seinem Hocker.
    »Es ist Zeit, Freunde. Wir haben ihn.«

Fünfundfünfzig
    Dante, Peto und der Bourbon Kid verließen die Polizeistation ohne weiteren Zwischenfall und ohne noch jemanden umbringen zu müssen, was Dante wirklich erleichterte. Offensichtlich hatte sich die Nachricht bereits in der Stadt verbreitet, dass der Bourbon Kid zurück war und nicht nur aus Spaß

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