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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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an werde ich es immer halten. Und jetzt beeil dich. Ich möchte, dass du so schnell rennst, wie du kannst. Sieh nicht zurück, bis du beim Haus deines Vaters angekommen bist, klar?«
    »Klar.« Casper streckte die Arme aus und drückte JD fest an sich. JD wusste, dass sein Bruder große Angst hatte, deswegen erwiderte er die Umarmung für ein paar Sekunden und streichelte ihm über das dichte braune Haar, bevor er ihn durch die Tür nach draußen schob.
    Allein in der blutbesudelten kleinen Diele atmete er auf, trotz seiner Angst und seines Entsetzens froh darüber, dass Casper nur das Blut an der Wand gesehen hatte.
    Was Casper nicht bemerkt hatte, war der Vampir, der zu ihrer Linken in der Küche stand und sie mit blutigen Fängen bösartig angrinste.

Zehn
    »Ich schwöre, es wird dir noch leidtun, dass ich extra rauskommen und dich holen musste!«, fauchte Olivia Jane ihre Stieftochter Beth an, während sie das Mädchen an den langen braunen Haaren hinter sich her den gewundenen Pfad hinaufzerrte, der zu ihrem Haus führte. Olivia Jane sah schrecklich aus, was gelinde ausgedrückt höchst ungewöhnlich war. Beth schrieb es dem Regen und dem Sturm zu und der Tatsache, dass ihre Stiefmutter zweifellos höchst aufgebracht war.
    »Aber Mutter, ich habe einen Jungen kennen gelernt!«, bettelte sie. »Ich habe ihm versprochen, dass wir uns um ein Uhr am Pier treffen. Kann ich nicht wenigstens noch bis dahin bleiben und dann direkt nach Hause kommen?«
    »Wag es nicht, mir zu widersprechen, Fräulein! Du kommst mit mir nach Hause und damit basta. Ich habe nicht fünfzehn Jahre mit deiner Aufzucht verbracht, nur damit du mir im letzten Moment einen Strich durch die Rechnung machst.«
    Der Sturm trug dafür Sorge, dass die beiden Frauen völlig durchnässt und erschöpft waren, als sie vor der Haustür ankamen. Beths blau-weißes Kleid klebte an ihrem Leib. Sie war froh, dass niemand sie so sehen konnte, denn das Kleid war fast durchsichtig geworden und überließ kaum noch etwas der Fantasie. Ihre Stiefmutter trug ein langes rotes Gewand, das Beth noch nie an ihr gesehen hatte und das ebenfalls wie eine zweite Haut an ihr klebte.
    Olivia Jane zog einen großen Schlüssel aus einer Tasche und drehte ihn im Schloss, bevor sie die Tür aufstieß. Sie zerrte ihre verzweifelte, stolpernde Stieftochter hinter sich her und schubste sie herzlos zu Boden. Beth schlitterte mit dem Gesicht voran über den roten Teppich und spürte, wie sie sich an Nase und Kinn die Haut verbrannte.
    Sie rollte sich zur Seite ab und bemerkte erschrocken, dass sie Besuch hatten. Durch die Tür zu ihrer Linken, die ins Wohnzimmer führte, erblickte sie eine Gruppe von Männern und Frauen in langen Gewändern, weißen für die Männer, roten für die Frauen. Alle trugen Masken vor den Gesichtern. Einer der Männer, mit einer kunstvollen Widderkopfmaske, trat in den Flur und sah Olivia Jane an.
    »Das also ist unsere Opferjungfrau?«, fragte eine tiefe Stimme unter der Maske. »Wie hübsch sie ist!«
    »Nicht mehr lange.«
    Beth sah, wie sich die Lippen ihrer Stiefmutter bewegten, und sie vernahm ihre Stimme, doch sie konnte nicht fassen, was sie hörte. Starr vor Angst beobachtete sie, wie der maskierte Mann ihrer Stiefmutter einen kleinen goldenen Dolch reichte. Olivia Jane nahm ihn bereitwillig entgegen, bevor sie sich ihrer Stieftochter zuwandte. Ihr Gesicht war eine Fratze des Bösen.
    »Fünfzehn Jahre lang habe ich dein Gejammer ertragen«, zischte sie. »Fünfzehn Jahre lang habe ich dich durchgefüttert, dich unterrichtet, mir deine Torheiten angehört. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du dafür bezahlen und deinen Wert beweisen wirst – damit ich meinen Platz als Hohepriesterin einnehmen kann.« Sie sah den maskierten Mann an ihrer Seite an und gestattete sich ein Grinsen. Als Antwort streichelte er ihr lüstern über den Oberschenkel.
    »Dann los, bring es hinter dich«, drängte er sie. »Die Geisterstunde ist fast vorüber.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte begannen die Glocken einer Kirche unten in der Stadt zu läuten. Von ihrem Platz unten am Boden sah Beth, wie das Lächeln aus dem Gesicht ihrer Stiefmutter verschwand und die Bosheit zurückkehrte. Dann ergriff der Mann hinter der Maske erneut das Wort.
    »Rasch, Olivia Jane. Sie muss geopfert werden, bevor die Glocke aufhört zu schlagen!«
    Beth beobachtete voller Entsetzen, wie die schmuddelige, kaum wiederzuerkennende Frau sich auf sie stürzte, den spitzen goldenen

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