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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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Er presste eine Hand auf das klaffende Loch, wo Sekunden zuvor noch sein Auge gewesen war, und bemühte sich vergeblich, den Blutstrom einzudämmen, der zwischen seinen Fingern hindurchquoll.
    JD war außerstande, einen direkten Vorteil aus der misslichen Lage des Blutsaugers zu ziehen. Er stand vornübergebeugt da und rang verzweifelt nach Atem. Er brauchte drei oder vier mächtige Versuche, bevor sich seine Luftröhre genügend geweitet hatte und erneut Sauerstoff in seine Lungen strömte. Endlich richtete er sich wieder auf und warf erst einen Blick auf Kione und dann auf das Messer in seiner Hand. Er hatte keine Zeit, sich einen komplizierten Plan auszudenken. Stattdessen übernahm sein Instinkt die Führung. Er packte den Augapfel am Ende der Klinge, riss ihn herunter und warf ihn zu Boden. Bevor er wegrollen konnte, zertrat er ihn zu einer unkenntlichen Masse. Dann hielt er das Messer vor sich und machte sich bereit für einen neuen Angriff auf den Vampir, der hysterisch kreischend um sich schlug und alles in der Küche zu Boden riss, was nicht niet- und nagelfest war.
    Es war keine Situation, mit der ein Sechzehnjähriger normalerweise vertraut war. JD hatte noch nie ein Messer in der Hand gehalten, um damit zu kämpfen. Er hatte noch nie jemandem ein Auge ausgestochen und es ausgerissen und zertreten. Doch er war auch noch nie in seinem eigenen Haus von einem Vampir angegriffen worden, der kurz zuvor seine Mutter vergewaltigt und große Stücke aus ihr herausgebissen hatte.
    Kione wandte sich gegen JD , um erneut anzugreifen, auch wenn er sich längst nicht mehr so sicher fühlte. Dieser verdammte Junge hatte ihn jetzt zum zweiten Mal überwältigt, und Kiones Selbstvertrauen schwand rasch dahin. Wie zur Bestätigung packte JD das Messer an der Spitze und schleuderte es wie ein Akrobat in einem Zirkus. Es wirbelte durch die Luft und bohrte sich in das verbliebene, gesunde Auge des Vampirs. Erneut spritzte Blut, und Kione stieß einen schrillen Schrei voller Angst, Terror und Verzweiflung aus, als seine Welt von einer Sekunde zur anderen in absoluter und ewiger Dunkelheit versank. Das Nächste, was er spürte, war, wie sein Kopf auf den Fliesenboden der Küche knallte, als er hintenüberkippte. Gefolgt von JD s Knie auf seiner Brust, das verhinderte, dass er wieder auf die Beine kam. Und schließlich der grausige Schmerz, als auch sein rechtes Auge mit einem ploppenden Geräusch aus der Höhle gerissen wurde.
    Dann die flüchtige Empfindung eines brutalen Schlages gegen den Kopf, bevor er bewusstlos wurde. Ein Gefühl, an das er sich bald gewöhnen sollte.

Zwölf
    Beth lag auf dem roten Teppich in der Eingangshalle und riss die Hände hoch, um sich zu schützen, während sie den Kopf zur Seite wandte und angstvoll die Augen schloss.
    Die Kirchenglocke schlug immer noch, und das Geräusch übertönte das Rauschen des Regens und des Sturms. Das junge Mädchen, das bereits jetzt eine wahre Achterbahn von einem Abend hinter sich hatte, fand sich erneut auf dem abschüssigen Teil der Strecke wieder. Sie schrie laut auf, als sie spürte, wie die Spitze des goldenen Dolches die zarte Haut ihrer Wange durchtrennte und bis zu ihren Zähnen dahinter eindrang. Die Klinge erzeugte einen langen Schnitt, ehe sie zurückgezogen wurde, kurz bevor sie Beths Mundwinkel erreichte. Beth öffnete die Augen, doch sie füllten sich rasch mit Tränen vor Schmerz, so dass es beinahe unmöglich war zu sehen, wo der Dolch jetzt war. Mit verzweifelt rudernden Händen tastete sie nach dem Arm ihrer Stiefmutter, bevor sie erneut zustechen konnte.
    Sie sah den Blitz aus hell funkelndem Gold, als der Dolch ein zweites Mal auf ihr Gesicht herabstieß. Instinktiv riss sie den Arm hoch, um ihn abzuwehren, während sie zur gleichen Zeit durch reinen Zufall eine Handvoll des roten Gewands ihrer Stiefmutter zu packen bekam. Sie zog daran, so fest sie konnte, und spürte, wie die ältere Frau das Gleichgewicht verlor. Olivia Jane fiel nach vorn auf ihre entsetzte Stieftochter, und der Kampf zwischen ihnen endete abrupt.
    Das Läuten der Kirchenglocke verklang, und für einen Moment war nichts mehr zu hören außer dem Prasseln des Regens draußen. Dann erhob der Anführer des Kults, der große Mann mit der Widdermaske, das Wort im Namen der übrigen Mitglieder seines Clans, die sich in der Halle hinter ihm eingefunden hatten, um dem Opfer beizuwohnen.
    »Olivia Jane?«, intonierte er feierlich in die plötzliche Stille hinein. »Alles in

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