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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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bist einen weiten Weg hierhergekommen. Du stammst nicht aus Santa Mondega, habe ich recht?«
    »Das ist richtig. Mein Vater ist mit uns hierhergezogen, als ich gerade ein paar Monate alt war.«
    »Aus Kansas, denke ich.«
    »Delaware.«
    »Sch. Unterbrich mich nicht, es sei denn, du stimmst mir zu. Du störst mich in meiner Konzentration.«
    »Verzeihung.«
    »So«, fuhr Annabel de Frugyn fort. »Du hast Heimweh, nicht wahr? Du möchtest zurück nach Hause, aber du bist nicht sicher, wie du das anstellen sollst.«
    Beth runzelte die Stirn. War diese Frau überhaupt eine echte Wahrsagerin? Nur weil sie als Dorothy aus dem Zauberer von Oz verkleidet war, hieß das noch längst nicht, dass sie aus Kansas kam und glaubte, dass es zu Hause am schönsten war. Sie konnte nicht anders, sie spürte Erleichterung bei dem Gedanken, dass all das hier bald vorbei sein würde und JD käme, um sie zu holen. Diese alte Wahrsagerin hier war ein Witz. Nicht nur das, sie schien tatsächlich dumm genug zu glauben, dass Beth den Zauberer von Oz nicht gesehen hatte. Das Mädchen ließ die hässliche alte Frau trotzdem weitermachen.
    »Dein Freund ist ebenfalls auf der Suche. Seine Straße endet da, wo er seine Seele findet.«
    Beth hob eine Augenbraue. »Meinen Sie nicht sein Gehirn?«
    »Was?«
    »Im Zauberer von Oz hat sich die Vogelscheuche ein Gehirn gewünscht.«
    »Was ist der Zauberer von Oz ?«
    »Machen Sie Witze?«, fragte Beth und vergaß vor Überraschung einen Augenblick lang ihre guten Manieren.
    Annabel lehnte sich zurück und sah ein wenig beleidigt drein. »Möchtest du jetzt, dass ich dir die Zukunft vorhersage, oder nicht?«
    »Oh, Verzeihung. Bitte fahren Sie fort.«
    »Danke sehr.« In der Stimme der alten Wahrsagerin schwang eine Spur von Misstrauen mit. Sie war es einfach nicht gewohnt, so direkt herausgefordert zu werden. »Der Weg, den du wählst, spielt überhaupt keine Rolle, mein Liebes. Du wirst unausweichlich am gleichen Ziel ankommen. Sämtliche Wege führen dich zu dem, was für dich Zuhause ist. Dieser Junge wird immer bei dir sein … im Licht des schlaflosen Mondes.«
    Beth hob fragend eine Augenbraue. Sie hat den Verstand verloren , dachte sie. Diese alte Schachtel ist völlig durchgeknallt. »Was genau bedeutet das?«, fragte sie und wünschte sich, dass diese ganze dämliche Geschichte möglichst bald vorbei war.
    Statt einer Antwort zuckte die dunkel gekleidete Frau plötzlich zusammen, als hätte ihr jemand eine Nadel in den Arm gestochen.
    »Es ist jemand an der Tür!«, zischte sie.
    »Was?«
    Bevor sie antworten konnte, klopfte es laut an der Wohnwagentür.
    »Das ist für dich, Beth«, sagte Annabel de Frugyn leise.
    »Verzeihung?«
    »Es scheint so, als hätte die böse Hexe dich gefunden. Du solltest ihr aufmachen.«
    Beth spürte, wie Angst von ihr Besitz ergriff. »Meine Stiefmutter ist hier?«
    Annabel de Frugyn nickte. »Sie ist gekommen, um dich nach Hause zu holen.«
    »O nein! Ich habe JD versprochen, auf ihn zu warten! Können wir nicht so tun, als wäre ich nicht hier?«
    Eine Faust hämmerte dröhnend über den trommelnden Lärm des Regens hinweg gegen die Tür. Dann vernahm Beth die Stimme, die schon immer jeden Nerv in ihr zum Erstarren gebracht hatte.
    »Beth! Bei Gott, ich weiß ganz genau, dass du da drin bist! Du musst dich nicht verstecken, ich habe dich durch das Fenster gesehen! Du kommst auf der Stelle mit mir nach Hause. Warte nur, bis ich dich in die Finger kriege, du verdammtes kleines Miststück …!«
    Beth erhob sich und ging zur Tür, während sie sich innerlich gegen den geistigen und körperlichen Ansturm zu wappnen versuchte, der sie draußen erwartete.
    Als sie die Hand nach dem Türknauf ausstreckte, um sich ihrem Schicksal zu stellen, machte Annabel de Frugyn leise eine letzte Bemerkung in ihre Richtung.
    »Beth, du hast Blut an den Händen.«
    Es war ein eigenartiger Kommentar, selbst nach den Maßstäben der Wahrsagerin, doch er brachte die gewünschte Reaktion. Beth hielt inne und sah auf ihre Hände hinunter. Kein Blut zu sehen. Sie drehte die Hände um. Auch kein Blut, nicht ein Tropfen. Sie blickte auf und sah die eigenartige, hässliche Frau fragend an.
    »Ich kann kein Blut sehen«, sagte sie.
    »Aber du wirst es sehen, mein Liebes. Du wirst es sehen.«

Neun
    JD und Casper kämpften sich zwanzig Minuten lang durch den sintflutartigen Regen, bis sie endlich zu Hause waren. Die gemietete Unterkunft, in der sie zusammen mit ihrer Mutter Maria wohnten,

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