Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
indem er heftiger auf seine Tastatur hämmerte. »Benson hat seinen Namen am Telefon verraten, dieser Trottel. Er wird auch unsere Namen verraten, wenn der Kid ihn ein wenig unter Druck setzt. Das ist eine verdammt ernste Sache, Mann.«
De La Cruz’ Stimmung wurde bei jedem Wort düsterer, während er laut aussprach, was beide seit der Bluttat der vergangenen Nacht gedacht, aber nicht gesagt hatten.
»Möchtest du, dass ich Benson verschwinden lasse?«, erbot sich Hunter.
»Ja, das möchte ich. Aber es gibt ein Problem. Ich kann ihn nirgendwo finden. Der schleimige Bastard hat sich irgendwo verkrochen. Wir kümmern uns zu gegebener Zeit um ihn, aber ich denke, zuerst sollten wir versuchen, den Bourbon Kid zu erwischen, bevor er Benson findet und unser geliebter Freund anfängt zu singen wie ein gottverdammter Kanarienvogel.«
»Du glaubst also nicht, dass Benson mit dem Kid fertig werden könnte?«
»Hunter, du könntest mit ihm fertig werden, und ich könnte es auch, aber Benson ist einfach zu unberechenbar. Wenn unsere neu gewonnenen Kräfte so groß sind, wie wir glauben, dann sollte jeder von uns in der Lage sein, mit diesem Bourbon trinkenden Hurensohn den Boden aufzuwischen. Aber wir wollen kein Risiko eingehen, indem wir Benson hinter ihm herschicken.«
»Okay, gut. Wie lautet dein Plan?«
»Sieh dir das hier an«, sagte De La Cruz und drehte den Monitor halb herum, so dass Hunter einen Blick auf den Inhalt des Bildschirms werfen konnte.
»Was ist das?«, fragte Hunter nach einem kurzen Blick auf das in einem Fenster laufende Schwarzweißvideo.
»Eine Überwachungskamera.«
»Wovon?«
»Sie zeigt das Massaker hier im Hauptquartier in der Nacht der Sonnenfinsternis vor einem Jahr, als der Bourbon Kid sämtliche Kollegen im Dienst umgelegt hat, einschließlich dieser gutaussehenden Rezeptionistin Amy Webster.«
Hunter warf einen weiteren Blick auf den flackernden Bildschirm. De La Cruz hatte den Film angehalten, und vor lauter Rauschen war kaum etwas zu erkennen. »Welcher Teil ist das?«, fragte er.
»Das ist der Teil, in dem er Archie Somers umlegt, indem er ihm das Buch auf die Brust drückt.«
»Wie zum Teufel bist du an diese Aufnahmen gekommen?«, fragte Hunter. »Ich wusste nicht einmal, dass es im Hauptquartier Überwachungskameras gibt!«
»Ich hab die Aufnahmen auf YouTube gefunden.«
»Du nimmst mich auf den Arm!«
»Ganz und gar nicht, Spacko. Wie sich herausgestellt hat, wurden wir von der Abteilung für Innere Angelegenheiten überwacht. Sie haben heimlich Kameras in jedem beschissenen Büro installiert, um uns zu überprüfen.«
»Das ist doch bestimmt illegal?«
»Bei Lethal Weapon 3 haben sie es auch gemacht«, erwiderte De La Cruz schulterzuckend.
»Ah. Na dann«, sagte Hunter und verzog das Gesicht. »Ich schätze, wenn sie es im Film machen, dann geht es hier erst recht.«
De La Cruz zuckte erneut die Schultern. »Du hast es erfasst, Dick.« Er tippte auf die Leertaste, und das Video lief weiter. Hunter verfolgte die letzten Momente von Archie Somers, als der Detective zuerst den Bourbon Kid angriff und dann, nach einem kurzen Gerangel und einem Wortwechsel, zurückstolpernd in einem Feuerball aufging und schnell zu einem Häufchen Asche verbrannte. Nachdem Somers tot war, verließ der Bourbon Kid (der der Kamera ständig den Rücken zuwandte) das Hauptquartier, und die Aufzeichnung endete.
»Hübsch«, sagte Hunter. »Und? Haben wir etwas Neues gelernt?«
»Offen gestanden – ja. Ich denke, wir haben etwas Neues erfahren«, sagte De La Cruz, indem er nervös an seinem Hemdkragen zupfte. »Der Bourbon Kid ist nicht das, was wir bis jetzt dachten, verstehst du?«
»Ich dachte, er wäre ein Massenmörder. Ist er ein Massenmörder?«
»Sicher …«
»Dann ist er genau das, was ich denke.«
De La Cruz grinste humorlos. «Witzbold oder wie? Nein, die Sache ist die. Ich habe die Aufzeichnung schon mehr als hundertmal angesehen, und eine Sache hat mich immer wieder gestört.«
»Was für eine Sache?«
»Warum lässt der Bourbon Kid das Buch ohne Namen zurück? Liegt es daran, dass es ihn nicht interessiert, oder liegt es eher an dem hier …?« Er benutzte die Computermaus, um die Aufzeichnung ein wenig zurückzuspulen. Dann ließ er sie erneut ablaufen. »Sieh genau hin.«
Hunter sah genau hin. Er konzentrierte sich auf die bewegten Bilder und versuchte angestrengt, etwas zu entdecken, das ihm bis zu jenem Augenblick entgangen war. Doch nichts dergleichen sprang
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