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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Farnen.
    Nach einer Weile vernahm er trotz des stetigen Prasselns des Regens Stimmen. Es war der Gesang, den Emma und er bereits vorhin gehört hatten – das Lied für die gefallenen Elfen. Michael steuerte darauf zu. Lichter tauchten vor ihm auf, schaukelten zwischen den Bäumen, und dann sah er die Prozession. Etwa dreißig Elfen mit dunklen Umhängen und brennenden Kerzen in den Händen schritten durch den Wald. Die Kerzenflammen schienen gegen den niederströmenden Regen immun zu sein, denn sie erloschen nicht. Michael versteckte sich hinter einem Baum und schaute zu, wie sie vorbeigingen. Wieder empfand er Trost, als er der Melodie lauschte, und fühlte, wie die Panik in ihm versiegte. Und dann, als die Elfen aus seinem Blickfeld verschwanden, hörte es auf zu regnen.
    Michael stand da, tat lange, tiefe, langsame Atemzüge und lauschte dem Wasser, das vom Blätterdach und den Zweigen der Bäume tropfte. Seine Hand tastete nach der Glaskugel unter seinem Hemd. Es musste nach Mitternacht sein. Er war dreizehn Jahre alt. Und wenn man die Umstände in Betracht zog, war er jetzt der älteste Wibberly.
    Er nahm die Kugel von seinem Hals und legte sie auf eine flache, dicke Wurzel. Mit voller Wucht trat Michael auf die Kugel, und das Glas zerbarst knirschend unter seinem Absatz. Etwas zischte, und Michael wich zurück, als sich ein silbrig grauer Nebel in dem Dunkel des Waldes ausbreitete. Aus dem Nebel bildeten sich die Konturen einer Gestalt; sie nahm Form an, Füße und Beine, Arme, Schultern, ein Kopf. Und Michael sah, wie sich aus dem zarten Rauchgespinst die vertrauten Züge seines Vaters herauskristallisierten.
    Die Nebelgestalt glich in allem dem Avatar, den Rourke ihnen am Hang des Vulkans präsentiert hatte – er war genauso gekleidet, trug die gleiche Brille, Haar und Bart waren ebenso zerzaust und ungepflegt, selbst die Müdigkeit in seinen Augen war vorhanden. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Gestalt vor Michael aus Rauch bestand. Michael konnte geradewegs durch sie hindurch auf die Bäume dahinter blicken.
    »Unglaublich«, murmelte die Nebelgestalt und blickte verdattert auf ihre eigenen geisterhaften Hände. Die Stimme war dünn und widerhallend, als würde sie von weither kommen. »Es funktioniert tatsächlich. Aber dann …« Blitzschnell wirbelte die Gestalt um die eigene Achse und erblickte Michael. »Oh mein Gott … bist du …? Das kann doch nicht sein … Michael?«
    Michael nickte. Zu mehr war er nicht fähig.
    »Aber … du … bist so … groß!«
    Michael hatte sich nicht gerührt. Er hatte keine Ahnung gehabt, was geschehen würde, wenn er die Murmel zerbrach, aber ein zweites Mal in so kurzer Zeit seinem Vater gegenüberzustehen – oder besser gesagt einer Version seines Vaters –, war einfach zu viel für ihn.
    »Oh mein Junge …« Die Gestalt stürzte vor, als wollte sie ihn umarmen. Michael konnte nicht mehr ausweichen, was auch nicht nötig war, denn die Erscheinung fuhr geradewegs durch ihn hindurch. Michael drehte sich um und sah den Geist einen Meter hinter sich stehen. Der wirkte verwirrt und ein wenig verlegen. »Nun, das war … dämlich.«
    »Also schön«, setzte Michael an. Er wollte die Situation in den Griff bekommen.
    »Sind wir in irgendeinem Wald?«
    »Was? Ja, aber …«
    Die Gestalt wedelte ungeduldig mit der Hand. »Völlig egal. Ich muss dir etwas sagen. Es mag schwer zu glauben sein, aber ich bin …«
    »Ich weiß, wer du bist.«
    »Wirklich? Du willst damit sagen, dass du mich erkennst? Aber du kannst dich doch unmöglich an mich …«
    »Ich habe ein Bild von dir gesehen.« Michael hatte sich wieder gefasst, obwohl seine Stimme immer noch bebte. »Was für einen Beweis kannst du mir geben, dass du derjenige bist, der du zu sein behauptest?«
    »Einen Beweis? Du meinst so eine Art Ausweis?«
    »Keine Ahnung! Nur irgendeinen Beweis!« Michael spürte, wie er seine mühsam wiedergewonnene Fassung erneut zu verlieren drohte. »Woher soll ich denn wissen, dass du wirklich mein Vater bist?«
    »Aber natürlich bin ich nicht dein Vater!«
    Damit hatte Michael nun wirklich nicht gerechnet. Vor lauter Überraschung vergaß er, in Panik zu geraten.
    »Ist dein Vater etwa eine seltsame, geisterartige Erscheinung? Nein. Dein echter Vater, der aus Fleisch und Blut, ist irgendwo anders. Das hoffe ich wenigstens. Ich bin ein Spiegelbild von Richard Wibberly, wobei ich nicht nur seine äußere Erscheinung wiedergebe, sondern auch alles andere, einschließlich

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