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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Individuen sind, die jemals der grässliche Magnus waren – erkennt der neue Magnus, wer er wirklich ist.
    Der letzte grässliche Magnus trat in diesem besagten Haus zutage, wurde dort sozusagen erweckt, und zwar etwa um das Jahr 1900. Das ist es, was ich herausgefunden habe. Und es war dieser Magnus, gegen den meine Gefährten und ich vor vierzig Jahren kämpften und den wir besiegt zu haben glaubten. Seitdem hat kein anderer seine Stelle eingenommen. Ich glaube, dass er der letzte war, der aus der Vergangenheit geholt wurde.«
    »Aber wenn Sie den letzten vernichtet haben, müsste die Sache doch eigentlich vorbei sein, oder?«
    »Das möchte man glauben, ja. Aber selbst nach seinem Tod hat sein Geist seine Gefolgsleute inspiriert und angetrieben. Und jetzt, da die Prophezeiung sich erfüllt, da die Bücher gefunden und zusammengebracht werden, ist er entschlossen, wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren und seine alte Macht zu beanspruchen.«
    »Aber wie ist das überhaupt möglich?«
    »Mein Junge, die Antwort liegt neben dir.« Er nickte zu dem roten Buch, das auf dem Ast neben Michael lag. »Und das ist der Grund, warum er die Chronik des Lebens nie in seine Gewalt bringen darf.« Dr. Pym klopfte den rauchenden Tabak aus seiner Pfeife. »Und jetzt wird es wohl Zeit, nach deiner Schwester zu sehen.«
    Michael nickte. »Emma ist wahrscheinlich bei Gabriel …«
    »Oh«, sagte der Zauberer, »ich habe nicht von Emma gesprochen, sondern von Katherine.«
    Kate befand sich in einem anderen Baum, und um dorthin zu gelangen, mussten der Zauberer und Michael über etliche Brücken aus ineinander verschlungenen Ästen gehen und eine steile und unebene Treppe hinuntersteigen, die sich um einen mächtigen Baumstamm wand. Währenddessen erzählte Dr. Pym, dass er kurz nach Ausbruch des Vulkans im Tal angekommen war, gerade noch rechtzeitig, um den Drachen mitsamt seinen Passagiere vorbeifliegen zu sehen. Er war ihm zum Volk der Elfen gefolgt.
    »Du kannst dir das Durcheinander vielleicht vorstellen: In die Freude der Elfen über die Rückkehr ihrer Prinzessin mischten sich Trauer und lautes Wehklagen über jene, die in der Schlacht gefallen waren; Emma schrie nach jemandem, der Gabriel helfen solle; mein eigenes Auftauchen stiftete zusätzliche Verwirrung – und dann war mit einem Mal Katherine da.«
    Dr. Pym blieb stehen und drehte sich um. Sie waren auf der Treppe, Michael stand zwei Stufen hinter ihm und hielt mit der einen Hand die Chronik fest, mit der anderen stützte er sich am Baum ab. Er hatte seinen Blick fest auf den Rücken des Zauberers geheftet gehabt, um zu vermeiden, in den gähnenden Abgrund zu seiner Linken zu schauen. Jetzt blickte ihn der Zauberer direkt an.
    »Michael«, sagte Dr. Pym mit ernster Stimme. »Ich weiß nicht, wie ich dich auf das vorbereiten soll, was dich erwartet, aber sei versichert, dass alles gut werden wird.« Und ohne ein weiteres Wort der Erklärung wandte sich der alte Mann wieder um und ging weiter die Treppe hinunter.
    Hinter einer Biegung kamen sie zu einem Raum, der dem Gemach ähnelte, in dem Michael erwacht war – eine tiefe Höhle im Stamm, zu der ein breiter, flacher Ast führte. Der Zauberer zögerte am Eingang und bedeutete Michael, einzutreten. Im Inneren befanden sich drei Personen. Prinzessin Wilamena stand links. Sie trug ein dunkelgrünes Seidenkleid, das mit Goldfäden bestickt war, die sich zu einem großen Baummuster zusammenfügten. Aus dem Augenwinkel betrachtet, sah es so aus, als würden sich die goldenen Zweige im Wind wiegen. Das Haar der Prinzessin war zu einem Zopf geflochten, der im Dämmerlicht wie pures Gold schimmerte. Sie schaute Michael mit einem mitfühlenden Blick entgegen, sagte aber kein Wort und machte auch keine Anstalten, auf ihn zuzugehen.
    Ihr gegenüber, rechts von Michael, kauerte Emma. Sie hatte weder ihre Kleidung gewechselt, noch sich gewaschen oder geschlafen. Bei Michaels Anblick sprang sie auf, rannte zu ihm und warf schluchzend die Arme um seinen Hals. Michael wollte sie umarmen und trösten, aber etwas in seinem Inneren war erstarrt. Sein Körper schien ihm nicht mehr zu gehorchen.
    Vor ihm lag Kate auf einem niedrigen Bett. Die Augen waren geschlossen. Sie trug ein elfenbeinfarbenes Spitzenkleid. Man hatte eine Decke über sie gelegt; die Arme sowie die gefalteten Hände, in denen das goldene Medaillon ihrer Mutter lag, ruhten auf der Decke. Kates Gesicht war leichenblass.
    Michael musste nichts fragen. Er wusste, dass

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