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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sonnengebräunten, blutverschmierten Züge, aus denen ihn ein dunkles Augenpaar anstarrte, waren kaum älter als seine eigenen.
    Conn zögerte noch, als der andere einen Ausfall unternahm. Der Türke warf sich nach vorn, die gekrümmte Klinge in einem engen Kreis gegen Conns Kehle führend – und in einem Reflex riss Conn den Speer empor, um den Streich abzuwehren.
    Der Schaft aus Eschenholz fing die feindliche Klinge knapp oberhalb der Parierstange ab, wo die Wucht des Hiebes am geringsten war. Die Zähne gefletscht, die Muskeln zum Zerreißen angespannt, stieß Conn den Türken zurück, der über den leblosen Körper eines erschlagenen Kreuzfahrers fiel. Noch während er niederging, setzte Conn nach, und noch ehe er auch nur darüber nachdenken konnte, was er tat, hatte er d ie Spitze des Speeres bereits in den Leib seines überraschten Feindes gestoßen. Der Seldschuke schrie, und Conn, der den Speer wieder freizubekommen suchte, begriff, dass er genau den Fehler begangen hatte, vor dem Remy ihn stets gewarnt hatte: Seine Waffe hatte sich zwischen den Rippen des Gegners verfangen!
    Conn unternahm keinen zweiten Versuch, sie herauszuziehen, was ihm beide Hände rettete. Denn ein weiterer Türke war plötzlich heran und schlug nach seinen Armen. Nur mit knapper Not entging Conn dem Hieb. Er wich zurück, um sich außer Reichweite des Muselmanen zu bringen, der im nächsten Moment von einem verirrten Pfeil in den Hals getroffen wurde.
    Hastig sah sich Conn nach einer neuen Waffe um. Lange zu suchen brauchte er nicht, der Boden war übersät mit den Körpern Erschlagener und Verwundeter, herrenlose Klingen lagen allenthalben umher. Er griff nach einem Schwert, das nach den endlosen Lektionen, die Baldric ihm erteilt hatte, ohnehin die Waffe seiner Wahl war, und sprang einem lothringischen Soldaten bei, der sich dem Angriff gleich zweier Gegner ausgesetzt sah. Conn fällte den einen, indem er die Klinge mit beiden Händen führte. Der Krieger war auf die Attacke nicht gefasst und kam nicht dazu, sich zu wehren, blutüberströmt ging er nieder. Der andere Kämpfer war schwer gepanzert, offenbar ein seldschukischer Edler. Sein goldfarbener Helm wurde von Kranichfedern geziert, sein Plattenpanzer war aufwendig gefertigt und mit einem Kragen aus Kettengeflecht versehen; aus seinem Blick jedoch sprach dieselbe Überheblichkeit, die Conn schon in den Augen normannischer Adeliger gesehen hatte. Und als gelte es, sich zu beweisen und für alle Schmach zu rächen, die er jemals von der Obrigkeit zu erdulden hatte, stürzte sich Conn unter wüstem Gebrüll auf ihn.
    Der Edle hob seinen Rundschild und wehrte den Angriff ab, worauf Conn sofort zu einem zweiten Streich ansetzte. Die Klin g en – Conns schwerfälliges Langschwert und der gekrümmte, sehr viel leichter zu führende Stahl des Seldschuken – trafen aufeinander. Ein wüstes Hauen und Stechen setzte ein, bei dem jeder dem anderen einen Vorteil abzuringen suchte. Dabei musste Conn sich vorsehen; der schäbige Kettenpanzer, den er trug und der von einem bei Nicaea gefallenen Lothringer stammte, war nicht dazu angetan, der vollen Wucht eines Schwerthiebs zu trotzen, und anders als bei seinem Gegner war sein Nacken ungeschützt. Eine falsche Bewegung, eine Unachtsamkeit oder auch nur ein verirrter Pfeil mochten genügen, um Conns Kampf – und sein Leben – jäh zu beenden.
    Wieder griff der Türke an, nicht mit wuchtigen Schlägen, wie Remy es in unzähligen Übungen getan hatte, sondern schnell und mit einer Eleganz, wie Conn sie nie zuvor bei einem Schwertkämpfer gesehen hatte. Tödliche Erfahrung sprach aus jeder Bewegung. Als die Klinge erneut herabfiel und seine Kehle nur knapp verfehlte, begriff Conn, dass seine Kenntnisse nicht ausreichen würden, um diesen Gegner zu besiegen.
    Der andere rief etwas in seiner Sprache, die Conn nicht verstand. Es mochte ein Ausruf des Triumphs sein oder eine Beschimpfung, mit der er zum tödlichen Streich ausholte. Die Klinge des Türken flog heran, und Conn ließ sich reaktionsschnell nach hinten fallen, um ihr zu entgehen. Er landete zwischen leblosen, blutigen Körpern, denen nicht mehr anzusehen war, für welche Seite sie gefochten hatten. Der Krieger wollte hinterher, um seinem Gegner den Todesstoß zu versetzen – da schwang Conn das Schwert, dessen Griff er noch immer beidhändig umklammert hielt, nach seinen Beinen.
    Der Seldschuke schrie entsetzlich, als der schartige Stahl knapp unterhalb des Knies in sein linkes Bein

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