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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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geheimen Vereinigung die Treue geschworen und ihr Leben in den Dienst der Suche nach den heiligen Reliquien gestellt hatten, waren nicht mehr am Leben. Obschon die Bruderschaft dafür gesorgt hatte, dass ihre Kämpfer nicht zu darben hatten wie so viele andere, waren viele der Hitze oder grassierenden Krankheiten zum Opfer gefallen – oder wie zuletzt einem unbarmherzigen Feind.
    Eustace de Privas gehörte zu denen, die überlebt hatten, aber auch er hatte sich verändert, war nicht mehr jener vor Zuversicht strotzende Recke, als der er Guillaume in Caen erschienen war. Das Oberhaupt der Bruderschaft, die er zusammen mit einigen französischen Rittern gegründet hatte, hatte an Glanz verloren. Sein einst makelloser Teint war fleckig, seine hohen, aristokratischen Wangen eingefallen und sein Bart war nicht länger eine fein getrimmte Zier, sondern ein wucherndes Ungetüm, das die untere Hälfte seines Gesichts verschlang; sein Waffenrock schließlich war zerschlissen, die einstmals blaue Farbe ausgebleicht und schmutzig. Das allein wäre nicht weiter verwunderlich gewesen, denn viele Edle waren im Zuge der vielen Entbehrungen verwildert und zu Schatten ihrer selbst geworden. Doch mit einer Mischung aus Verblüffung und Genugtuung stellte Guillaume fest, dass in Eustaces Zügen erstmals auch Zweifel zu lesen waren.
    Er selbst hatte nie Hoffnungen gehegt, was die Ziele des Feldzugs betraf, also hatten sie auch nicht enttäuscht werden können. Seine Interessen richteten sich ausschließlich auf sich selbst, seine beherrschende Empfindung in diesem Augenblick war nicht Niedergeschlagenheit oder Trauer, sondern Wut …
    »W en will das wundern bei solchen Führern«, entgegnete er auf Eustaces Einwurf. »Dummheit und Unfähigkeit regieren, wo Tapferkeit und weise Voraussicht das Sagen haben sollten.«
    » Du solltest froh sein, dass ich und niemand sonst dich so reden hört«, erwiderte Eustace. Im Lauf der Zeit waren sie einander vertrauter geworden, und Guillaume genoss inzwischen das Privileg, sich zum engsten Kreis der Bruderschaft zählen zu dürfen – was wohl auch daran lag, dass von Eustaces alten Freunden viele nicht mehr am Leben waren. Zwar waren im Gegenzug zahlreiche junge Adelige aufgenommen worden, doch konnten sie nicht alle Verluste ersetzen.
    »Meinst du?« Guillaume schüttelte das Haupt. Angewidert starrte er auf den nicht enden wollenden Zug der Kämpfer, der sich durch die Talsohle schleppte. Auf jeden Ritter, der noch auf dem Pferd saß, kamen zwei, die zu Fuß gingen, und noch ein weiterer, der verwundet war und den sie trugen. Der Pfeilhagel der Muselmanen, in den ihr Anführer sie blindlings hatte rennen lassen, hatte hohe Verluste gefordert, nicht nur unter den Reitern und Fußsoldaten, sondern auch unter den Tieren. »Robert ist ein Dummkopf«, fügte Guillaume bitter hinzu. »Das hat er auch früher schon gezeigt. Ein Stümper wie er verdient es nicht, uns anzuführen.«
    »Um Himmels willen«, zischte Eustace und sah sich auf dem Hügelgrat um, so als fürchtete er, sie könnten belauscht werden. »Mäßige dich, Bruder, ich bitte dich!«
    »Nein, Eustace.« Guillaume verzog das Gesicht. »Ich bin der Bruderschaft nicht beigetreten, um mich zu mäßigen. Und ganz sicher nicht, um am Ende der Welt mit einem Pfeil in der Brust elend zu verrecken. Wir sind zu Höherem berufen, hast du das vergessen?«
    »Natürlich nicht. Aber wie können wir hoffen, die weltlichen Hinterlassenschaften des Herrn zu finden, wenn es uns nicht einmal gelingt, die Stätten seines Wirkens zu erreichen? Bedenke, was sich uns bislang in den Weg gestellt hat, Guillaume: Nicht nur der grausame Feind, auch Elend, Seuchen und Unwetter sind über uns hereingebrochen. Es gibt Prediger, die davon sprechen, dass sich die Prophezeiungen aus der Apokalypse an uns bewahrheiten würden.«
    » Und solch einen Unfug glaubst du?« Guillaume schnaubte.
    »Du etwa nicht?«
    »An den Hindernissen, die sich uns in den Weg gestellt haben, war nichts Übernatürliches. Sie waren die Folge falscher Entscheidungen, die von den Fürsten getroffen wurden, und es ist an der Zeit, dass sich das ändert.«
    »W ie?«, fragte Eustace verblüfft.
    »Die Bruderschaft hat bislang immer Lösungen gefunden«, schnaubte Guillaume. »Sie hat uns genährt, als andere hungerten, und sie füllt unsere Börsen, wo andere bereits verarmt sind und als elende Bettler nach Hause zurückkehren mussten.«
    »Nun«, meinte der Provenzale, »Proviant zu besorgen

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