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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Racheschwur zu erfüllen, den er vor langer Zeit geleistet hatte.
    Plötzlich hielt Guillaume, der sich bereits von ihm hatte abwenden wollen, inne. »Baldric?«, hakte er nach, als würden die vorhin gesprochenen Worte erst jetzt bei ihm ankommen. »Etwa jener Baldric, von dem Ihr mir einmal erzählt habt?«
    Der Baron nickte widerwillig.
    »Also, das nenne ich einen Zufall, und einen höchst sonderbaren dazu. Wie der Vater so der Sohn, nicht wahr? Aber wie kommt ein Normanne, der die Angelsachsen einst wie Vieh geschlachtet hat, dazu, sich einen von ihnen zum Sohn zu nehmen? Ist das nicht seltsam?«
    Conn war wie vor den Kopf geschlagen. Was, in aller Welt, faselte der Mörder da?
    »Hat dein Adoptivvater es dir etwa nicht gesagt?«, bohrte Guillaume genüsslich nach, der Conns Gesichtsausdruck richtig deutete. »W ie bedauerlich, das muss er wohl vergessen haben. Vielleicht ist er ja in Wahrheit meiner Ansicht – nämlich dass ein Angelsachse so wertlos wie der and…«
    W eiter kam er nicht, denn Conn verlor die Beherrschung. Seine Geliebte mochte Guillaume de Rein ihm genommen haben, seinen Vater würde er ihm nicht auch nehmen!
    Zwar hatte Conn seine Bewegungsfähigkeit noch längst nicht vollständig zurückerlangt, aber es reichte aus, um sich nach vorn zu werfen und sich wie ein Raubtier auf Nias Mörder zu stürzen.
    Guillaume, der von der Attacke ebenso überrascht war wie die Wachen, stieß einen entsetzten Schrei aus. Die Wucht des Aufpralls riss ihn zu Boden, und ein wildes Handgemenge entbrannte. Im ritterlichen Duell Schwert gegen Schwert mochte Conn dem Sohn des Barons unterlegen sein – wenn es jedoch darum ging, mit bloßen Händen und nach dem Gesetz der Straße zu kämpfen, lagen die Vorteile klar auf seiner Seite. Schon lag der Hochmütige unter ihm, und Conns geballte Fäuste fuhren herab und trafen ihn ins staubige Gesicht, brachen ihm die Nase, aus der hellrotes Blut spritzte. Guillaume kreischte, und Conn wollte ihn an der Kehle packen, um das Leben aus ihm herauszupressen – dazu allerdings kam es nicht mehr.
    Etwas traf ihn hart am Hinterkopf.
    Heißer Schmerz durchzuckte ihn bis zu den Zehenspitzen, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte. Ein zweiter Hieb ereilte ihn und raubte ihm für einen Augenblick die Besinnung. Er fand sich im Staub wieder, auf der Seite liegend, während Guillaume rücklings von ihm fortkroch, Tränen in den Augen und quiekend wie ein Ferkel, die goldberingte Hand auf seine blutende Nase pressend.
    Conn hatte das Gefühl, sein Schädel würde platzen. Guillaumes Begleiter, der französische Ritter, stand plötzlich über ihm. Mit dem Knauf seines Schwertes hatte er auf Conns Hinterkopf gedroschen und den Kampf beendet. Nun holte er mit der Klinge aus, um Conn mit einem Streich zu enthaupten – und schlug ohne Zögern zu.
    »Halt!«, rief Renald de Rein, kurz bevor die Klinge Conns Kehle traf, wo sie verharrte.
    » W as soll das?«, ereiferte sich Guillaume, der wie ein angestochenes Schwein umhersprang und dabei Blut verspritzte. Seine Stimme näselte. »Der Angelsachse hat versucht, mich umzubringen! Er hat den Tod mehr als verdient!«
    »Das zu entscheiden liegt nicht in deiner Macht«, widersprach der Baron.
    »Aber Sire«, wandte nun auch der Provenzale ein, der Conn noch immer in Schach hielt. »Ihr habt doch selbst gesehen, wie …«
    »Schweigt, Eustace de Privas. Was Ihr mit Guillaume zu schaffen habt und welche Ränke Ihr gemeinsam mit ihm spinnt, ist Eure Sache. Hier jedoch habt Ihr nichts zu sagen, also enthaltet Euch Eurer Meinung.«
    Dem Franzosen war anzusehen, dass er mit dem Gefangenen lieber kurzen Prozess gemacht hätte. Mit offenkundigem Widerwillen nahm Eustace sein Schwert von Conns Kehle und rammte es zurück in die Scheide. Einige der Knappen und Diener lachten daraufhin, jedoch nur so lange, bis Guillaume wutschnaubend in ihre Richtung blickte.
    »Ist es das, was Ihr damit bezweckt, Vater? Wollt Ihr mich zum Gespött der Leute machen? Ich verlange Genugtuung! Setzt diesen da auf ein Pferd, damit ich ihn mit meiner Lanze durchbohren kann. Ich verlange Gerechtigkeit, hört Ihr? Gerechtigkeit!«
    »Du verlangst Gerechtigkeit? Seit wann, Guillaume? Dieser da«, der Baron deutete auf Conn, »ist freiwillig in den Kampf gezogen, um für das Heer die dringend benötigten Vorräte heranzuschaffen, während du es vorgezogen hast, auf deinem Hintern zu sitzen und dich mit deinen seltsamen Freunden zu treffen. Nennst du das

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