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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Chaya stehen geblieben, nach vorn gebeugt und die Hand auf ihren Bauch pressend, das Gesicht schreckverzerrt, während ein wässriges Rinnsal zwischen ihren Beinen herabtroff und sich einen Weg über die steinernen Stufen suchte.
    Das Kind war auf dem Weg!
    Chaya begann zu weinen, als ihr klar wurde, dass es begonnen hatte, noch lange vor der Zeit.
    Conn eilte zu ihr und legte schützend den Schildarm um sie, führte sie die restlichen Stufen hinab, während er ein verzweifeltes Stoßgebet zum Herrn schickte. Selten zuvor in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick.
    » Chaya! Ich bin hier.«
    »Conn!«, wimmerte sie verzweifelt. »Das Kind … unser Kind … es kommt. Was soll ich nur tun?«
    Conns Gedanken jagten sich. Sein Blick traf den von Remy, aber der Normanne war nicht weniger ratlos als er selbst. Eine Klinge zu führen und Schädel zu spalten mochten seine Sache sein – davon, ein Kind auf die Welt zu bringen, hatte auch er keine Ahnung.
    Wenn Conn jedoch geglaubt hatte, dass dies seine einzige Sorge wäre, so wurde er schon im nächsten Augenblick eines Besseren belehrt. Ein dumpfes Poltern war zu hören, gefolgt von gellenden Schreien.
    »Das kommt aus der Eingangshalle«, stellte Caleb aufgeregt fest. »Jemand versucht, das Tor aufzubrechen.«
    Conn holte tief Luft. Die Situation verlangte nach einer raschen Entscheidung. Es brach ihm das Herz, sich ausgerechnet jetzt von Chaya zu trennen, aber wenn es nicht gelang, die Eindringlinge aufzuhalten, so würde ihr Kind ohnehin keine Chance haben.
    »Bring sie in den Keller, von dem dein Vater erzählt hat«, wies er Caleb entschlossen an. »Dort tu, was getan werden muss.«
    »Aber ich …«
    »Danke, Freund«, sagte Conn, noch ehe Chayas verblüffter Cousin etwas erwidern konnte, und legte ihm die behandschuhte Rechte auf die Schulter. Dann wandte er sich wieder Chaya zu, die sich vor Schmerzen kaum noch auf den Beinen halten konnte, und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er dabei – dann hatte er auch schon das Schwert gezückt und war auf dem Weg zum Innenhof, gefolgt von Remy, der ihm dicht auf den Fersen blieb.
    Sie brauchten nur dem Kreischen der Dienerinnen nachzugehen, die jedes Poltern gegen die Eingangspforte mit hellem Geschrei beantworteten. Gerade in dem Augenblick, da Conn u nd Remy das Portal erreichten, brach die Tür aus den Angeln. Ein behelfsmäßiger Rammbock erschien – eine Marmorstatue, die ihres ursprünglichen Zweckes kurzerhand beraubt worden war –, dicht gefolgt von schwer gerüsteten Kämpfern, die mit blanken Waffen hereindrängten.
    Die Dienerinnen stoben auseinander wie aufgescheuchte Hühner. Eine jedoch, eine betagte Jüdin mit angegrautem Haar, war zu langsam, sodass einer der Eindringlinge sie zu fassen bekam. Die Frau schrie aus Leibeskräften – bis das Schwert ihres Häschers in ihre Brust fuhr und sie durchbohrte.
    »Nein, verdammt!«, brüllte Conn, erbost über diese Bluttat. Die Schwerter kampfbereit erhoben, stellten Remy und er sich den Eindringlingen entgegen.
    »W er seid ihr?«, wollte der Kreuzfahrer von ihnen wissen. Seine Augen, die wegen des Nasenschutzes am Helm leicht schielten, verrieten Verwirrung. »W as habt ihr hier zu schaffen?«
    »Ich bin Conwulf, des Baldrics Sohn. Dieses Haus steht unter meinem persönlichen Schutz.«
    »Tatsächlich?« Der andere, der die blutige Klinge noch erhoben hatte, grinste breit. »Und das soll ich dir glauben? Ist es nicht vielmehr so, dass du und dein schafsgesichtiger Freund sich den ganzen Mammon, den das Judenvolk hier angehäuft hat, allein unter den Nagel reißen wollen?«
    Remy schnaubte.
    Zum einen war offenkundig, dass sich der Disput nicht gütlich würde beilegen lassen. Die Eindringlinge, ihrer Sprechweise nach flämische Söldner, waren auf Beute aus und nicht gewillt, sie sich von anderen streitig machen zu lassen. Zum anderen verübelte der Normanne ihnen die Sache mit dem Schafsgesicht.
    Ungerührt trat er vor, und noch ehe der Anführer der Söldner ein Wort sagen oder auch nur reagieren konnte, sank er bereits mit durchbohrtem Halse nieder, an dem Blutschwall würgend, der aus seiner Kehle schoss. Die anderen Kämpfer s chrien wütend auf und drangen mit ihren Klingen auf Remy ein, dem Conn sofort zur Seite sprang. Ein hitziges Gefecht entbrannte, das Conn und sein Begleiter jedoch beherrschten. Einer der Flamen fiel unter Conns Klinge, ein weiterer wurde von Remy

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