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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Richtung, sondern an seinen Monarchen gewandt. »Befehlt, und ich werde tun, was Ihr verlangt.«
    »Eure Treue ehrt Euch«, entgegnete der Berater ungerührt anstelle des Königs. »Dennoch sollt Ihr zunächst erfahren, wer es gewesen ist, der die Kunde von Euren Verdiensten und Eurer unbedingten Pflichterfüllung an unser Ohr getragen hat. Mylady, wenn Ihr so gütig sein wollt …«
    Flambard wandte sich nach der unbeleuchteten Seite der Halle, und zur Überraschung der Besucher regte sich dort eine Gestalt, die so still in der Dunkelheit zwischen den Säulen verharrt hatte, dass keiner der Besucher sie bemerkt hatte. Sie war von schlankem Wuchs, und ein Kleid umwallte sie, das bis zum Boden reichte und bei jedem ihrer Schritte raschelte. Der Lichtschein des Kaminfeuers erfasste sie schließlich und hob ihre Züge aus der Dunkelheit – und Renald de Rein gab einen Laut der Verblüffung von sich, als er das schmale Gesicht seiner Gemahlin erblickte.
    »Eleanor!«, entfuhr es ihm. »W as bei allen Heiligen …?«
    »Ich kann mir vorstellen, dass Ihr verwundert seid, Baron«, antwortete Flambard an ihrer Stelle. »Bei allem, was Ihr nun erfahren werdet, bitten wir Euch jedoch zu bedenken, dass Euer Weib einer überaus bedeutsamen und um die Krone verdienten Familie entstammt. Wusstet Ihr, dass ihr Vater bei Hastings an des Königs Seite gefochten hat?«
    »Ja«, entgegnete Renald trocken, »er hat keine Gelegenheit ausgelassen, mich daran zu erinnern.«
    »Und wusstet Ihr weiter, dass Bischof Maurice von London, der langjährige Lordkanzler des Reiches, bei dem zu die n en ich selbst die Ehre hatte, sein engster und vertrautester Freund gewesen ist?«
    »Und?«, fragte Renald nur. Seinen verkniffenen Zügen, die plötzlich etwas von einem Keiler hatten, der bei der Jagd in die Enge getrieben worden war, war nicht zu entnehmen, ob er auch davon Kenntnis gehabt hatte; wohl aber konnte man ihm ansehen, dass ihm die Art, wie sich das Treffen mit dem König entwickelte, ganz und gar nicht behagte. Guillaume hingegen triumphierte innerlich, denn durch das Auftauchen seiner Mutter hatten die Dinge eine Wendung genommen, die zumindest für ihn nur Vorteile bringen konnte.
    »Den Einfluss ihrer Familie nutzend, hat Eure Gemahlin unsere Nähe gesucht«, fuhr der königliche Berater fort.
    »In der Tat«, brummte der Baron und bedachte Eleanor mit einem undeutbaren Blick. »Hat sie das.«
    »Ihr solltet ihr dankbar dafür sein, denn ohne ihr Zutun hätten wir womöglich niemals Kunde von Euren großen Taten erlangt. Da Lady Eleanor nicht nur über die normannischen Tugenden der Schönheit und Anmut verfügt, sondern auch über herausragende Klugheit, bat sie uns, Euren Einsatz im Grenzland neu zu bewerten und zu erwägen, ob es Aufgaben gäbe, die einem Mann von Euren Fähigkeiten und Verdiensten angemessener wären – wohl wissend, dass Ihr selbst viel zu bescheiden und von zu großer Freude an der Pflichterfüllung beseelt seid, um jemals selbst dergleichen zu erbitten.«
    »Sire, ich …«, wollte Renald sich an seinen Lehnsherren wenden, doch Ranulf ließ ihn auch diesmal nicht zu Wort kommen.
    »Aus diesem Grund und eingedenk der treuen Dienste, die Ihr für die Krone geleistet habt«, fuhr er fort, »sind wir bereit, Euch mit einer Mission zu betrauen, die Euch weit über alle anderen Vasallen des Königs stellen und Euch, solltet Ihr sie erfolgreich abschließen, zu einem der größten und einflussreichsten Edlen des gesamten Reiches machen wird.«
    »Ich danke Euch, Sire«, erwiderte der Baron steif und deu t ete eine Verbeugung an. So empfänglich er für Komplimente seine Ritterlichkeit betreffend war und so sehr die Worte des Beraters ihm sicher schmeichelten, so vorsichtig blieb er dennoch. Die Tatsache, dass seine Gemahlin ohne sein Wissen und seine Zustimmung ihren eigenen Einfluss bemüht und den Kontakt zum König gesucht hatte, beschämte ihn und machte ihn misstrauisch. Der argwöhnische Blick, den er umherschweifen ließ, traf zuerst sie, dann Flambard und schließlich Guillaume, der ein wenig versetzt hinter seinem Vater stand und nicht wusste, was er von alldem halten sollte, da seine Mutter ihn ebenso wenig in ihre Pläne eingeweiht hatte wie den Baron.
    Als er jedoch die Unsicherheit in den bohrenden Blicken seines Vaters bemerkte, da begann er zumindest eines zu ahnen: dass jene Gelegenheit, von der seine Mutter noch am Abend gesprochen hatte, jene günstige Stunde, schon bedeutend näher gerückt war.

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