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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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fragend an. Wieder war es still geworden in der Synagoge, nur die Laute von draußen waren weiter zu hören.
    Derbes Gelächter.
    Entsetzte Schreie.
    »Es beginnt«, sagte jemand mit furchtbarer Endgültigkeit. Entsetzen ergriff von Isaac und den anderen Ratsmitgliedern B esitz, als sie erkannten, dass es kein anderer als Kalonymos Ben Meschullam war, der dies gesagt hatte.
    »W as beginnt, Rabbi?«, fragte Elija, der Brotbäcker, einfältig.
    »Sie haben Kunde von den Ereignissen in Mainz erhalten«, erklärte der andere mit erschreckendem Gleichmut. »V on den Nachrichten beflügelt, ahmen sie nach, was dort geschehen ist. Euch wird das gleiche Verderben ereilen, das auch uns getroffen hat.«
    Einen Augenblick lang waren aller Augen auf Kalonymos gerichtet, während die schreckliche Erkenntnis wie ein Lauffeuer um sich griff.
    Es war zu spät, um noch zu fliehen.
    Das Verhängnis nahm bereits seinen Lauf.
    In diesem Moment war erneut ein lauter Schrei zu hören, und etwas prallte mit derartiger Wucht gegen das Tor der Synagoge, dass die Ratsmitglieder zusammenzuckten. Wieder lachte jemand, und eine Frau rief mit tränenerstickter Stimme einen Namen.
    Dann erneut ein Krachen – und das Eingangstor des Gotteshauses brach aus den Angeln. Trampelnde Schritte waren zu vernehmen, und im nächsten Moment wurde der Vorhang zum Innenraum der Synagoge aufgerissen und eine wilde Meute drängte herein.
    Es waren zehn, vielleicht auch mehr.
    Brutal aussehende, schmutzige Gestalten in derber Kleidung, die teils an Brust und Schulter mit Eisenringen verstärkt war. Einige von ihnen hielten blanke Klingen in den Händen, andere kurze Spieße, wie sie bei der Jagd verwendet wurden. Wieder andere schwenkten primitive Totschläger aus Holz, durch das lange Nägel getrieben worden waren. Ihre Gesichter waren rot vom Wein und vom Bier, das sie getrunken hatten, ihre Stimmen laut und grölend. Fraglos gehörten sie dem rohen Pöbel an, der sich seit geraumer Zeit in der Stadt versammelte. Und die Bosheit, die aus ihren Augen sprach, verhieß nichts Gutes.
    » Seht euch das an!«, rief einer von ihnen, der sich offenbar zum Anführer ernannt hatte. »Da sitzen sie beisammen und zittern! Feiglinge sind sie, einer wie der andere, sonst würden sie sich nicht hier verkriechen wie die Ratten in ihrem Loch!«
    Isaacs Innerstes verkrampfte sich, weniger der Beleidigungen wegen, die der Kerl von sich gab, sondern weil er den Hass der Schläger beinahe körperlich fühlen konnte. Selten zuvor hatte er mehr sinnlose Aggression vorgefunden, und ihm war klar, dass nur blanker Fanatismus der Grund dafür sein konnte.
    Den anderen Ratsmitgliedern erging es nicht anders. Eben mochten die Schrecken, von denen der Mainzer Rabbiner berichtet hatte, noch fern gewesen sein – in diesem Moment wurden sie zur greifbaren Realität. Furcht verbreitete sich und zeigte unterschiedliche Gesichter: Erschrecken und Bestürzung, unverhohlene Ablehnung und heillose Panik. Es war unstrittig, dass zusammen mit den Fremden die nackte Todesangst in die Synagoge eingedrungen war.
    Einige der Gemeinderäte sprangen entsetzt von ihren Sitzen auf, die daraufhin geräuschvoll umfielen. Andere zogen die Köpfe ein, als könnten sie so vermeiden, gesehen zu werden. Kalonymos Ben Meschullam jedoch deutete mit furchtgeweiteten Augen auf die Eindringlinge und schrie so laut, dass es von der hohen Kuppel widerhallte: »Es beginnt! Es beginnt von Neuem!«
    Weder kannten ihn die Eindringlinge, noch konnten sie wissen, woher er kam und was er durchlitten hatte. Aber sie sahen die Verzweiflung in seinen Augen, und das gefiel ihnen. Einige von ihnen lachten derb, während der Anführer des Trupps seinen Spieß hob und damit quer über die mit Malereien verzierte Wand fuhr. Der Putz, der sich dabei löste, hinterließ eine hässliche Narbe in der Abbildung eines Adlers, der mit weit ausgebreiteten Schwingen dargestellt war und dem nun die Flügel gestutzt worden waren.
    Isaac spürte, wie sich der erste Schrecken in Zorn verwan d elte. Seine Hände, die sich so fest um die seitlichen Lehnen des Hockers geklammert hatten, dass das Weiße an den Knöcheln hervorgetreten war, begannen zu zittern, und er wollte sich erheben, um der mutwilligen Zerstörungswut Einhalt zu gebieten – doch Usija, der Gehilfe des Rabbiners, kam ihm zuvor.
    »Nein!«, rief der junge Mann laut, der dem Rat erst seit kurzem angehörte. Die Kippa auf dem Haupt und die Arme beschwörend erhoben, trat er den

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