Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Schlägern mutig entgegen.
    »W as hast du, Heide?«, fragte der Wortführer, der schon dabei gewesen war, sich unter dem begeisterten Gegröle seiner Kumpane auf das nächste Gemälde zu stürzen. »W illst du dich beschweren?«
    »Brüder«, entgegnete Usija mit vor Aufregung bebender Stimme, »ich weiß nicht, was euer Eindringen in das Haus Gottes zu bedeuten hat, aber ich bitte euch …«
    »Habt ihr gehört, Leute?«, fiel ihm der Anführer mit hämischem Grinsen ins Wort. »Er hat uns gerade ›Brüder‹ genannt.«
    »Mir wird gleich schlecht«, behauptete ein anderer.
    »… aber ich bitte euch, den Frieden im Hause des Herrn zu respektieren«, fuhr der Gehilfe des Rabbiners tapfer fort. »Die Synagoge ist ein Ort des Gebets und der Lehre. Natürlich steht es euch frei, ihn zu betreten, aber wenn ihr dies tut, dann ohne Waffen und in der Demut, die ihm gebührt.«
    Das Geschrei der Eindringlinge war verstummt.
    Aller Blicke hatten sich auf ihren Anführer gerichtet, gespannt, was dieser unternehmen würde.
    Zunächst geschah nichts. Der Unruhestifter und der Gehilfe des Rabbiners standen einander gegenüber, und für einen Moment hatte es den Anschein, als wüsste der Schläger nicht, wie er reagieren sollte. Seine Augen, blutunterlaufen von zahllosen durchzechten Nächten, weiteten sich in schierem Unglauben, sein Mund, der ein fauliges Gebiss entblößte, klappte auf. Verstohlen schaute er nach seinen Leuten, die wiederum voller Erwartung auf ihn starrten. Nach all den großen Wor t en wollten sie von ihm Taten sehen – und er musste handeln, wenn er nicht als Maulheld dastehen wollte.
    »Habt ihr das gehört, Leute?«, rief er deshalb effektheischend in die Runde. »Dieses elende Heidenschwein will uns vorschreiben, was wir zu tun haben! Als ob es nicht genügen würde, dass sie sich das Heilige Land unter den Nagel gerissen haben und kein Christenmensch mehr dort sicher ist, wollen sie uns jetzt auch noch sagen, was wir auf unserem eigenen Grund und Boden zu tun und zu lassen haben!«
    Seine Leute bekundeten heiser ihre Empörung, und die Augen des Anführers wurden plötzlich kalt und dunkel wie die eines Raubtiers. Drohend trat er auf Usija zu, den Speer halb erhoben.
    »Keineswegs«, versuchte der Gehilfe des Rabbiners sich zu rechtfertigen, während er unwillkürlich zurückwich, »ich möchte nur …«
    Er verstummte jäh. Sein Mund blieb offen, seine Augen wurden glasig, und seine Robe färbte sich dunkel. Aber erst, als er nach vorn gekrümmt zu Boden fiel und die Ratsmitglieder die blutige Waffe in den Händen seines Mörders erblickten, begriffen sie, was geschehen war.
    Entsetzen packte sie nun alle, selbst Isaac, der geglaubt hatte, auf alle Schrecken gefasst zu sein. Panisch sprangen auch noch die letzten von ihren Sitzen auf, wichen zur Wand zurück und drängten sich Schutz suchend aneinander, einer Herde verschreckten Viehs nicht unähnlich.
    Ihre Peiniger freilich wurden dadurch noch ermutigt. Hohnlachend und mit erhobenen Waffen rückten sie vor, sprangen auf die Bima und entweihten das Podium, auf dem die Thora verlesen wurde, indem sie mit ihren schmutzigen Stiefeln darüberstampften.
    »Schluss mit diesem Unfug!«, riefen sie dabei.
    »Nieder mit den Heiden!«
    »Die längste Zeit habt ihr unsere Städte verseucht und unsere Brunnen vergiftet!«
    U nd noch ehe Akiba, der Rabbiner, Bar Levi oder irgendjemand sonst begriff, welchen Frevel die Eindringlinge planten, hatten sie auch schon den Thoraschrein erreicht. Ein Aufschrei des Entsetzens gellte durch den Innenraum der Synagoge, zu mehr waren die eingeschüchterten Ratsmitglieder nicht mehr fähig. Hilflos schauten sie zu, wie der Anführer des Trupps und zwei seiner Kumpane die samtene Schutzhaube entfernten, ihre ruchlosen Hände an die Schriftrollen legten und sie unter hellem Gelächter herausrissen. Dann entrollten sie sie, warfen sie auf den Boden und trampelten darauf herum.
    Rabbi Akiba verfiel in lautes Wehgeschrei, und es bedurfte der vereinten Kräfte Jakob Lachischs und Daniel Mintz’, ihn daran zu hindern, sich mit bloßen Fäusten auf die Frevler zu stürzen.
    Auch Isaac Ben Salomon konnte sich nicht länger beherrschen – und anders als der Rabbiner wurde er von niemandem zurückgehalten.
    »Mörder! Diebe!«, rief er. »Feinde des Herrn!«
    »W as war das?« Der Anführer der Bande fuhr herum. Seine Raubtieraugen blitzten Isaac gefährlich an. »Hast du etwas gesagt, Alter?«
    »Ich sagte, dass ihr Mörder und

Weitere Kostenlose Bücher