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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Vielleicht aber werden einst auch Zeiten kommen, die alles verändern, und auf diese Zeiten müsst ihr vorbereitet sein.
    Mit pochendem Herzen trat auch Isaac an die Truhe. Er wusste, dass es sein Schicksal war, das hier auf ihn wartete. B ar Levi, der die Anspannung des Freundes spürte, hob rasch den Deckel.
    Die Truhe war leer.
    »W as habt Ihr?«, erkundigte sich der Parnes lächelnd, als Isaac zusammenzuckte. »Habt Ihr erwartet, etwas in dieser Truhe zu erblicken?«
    »Offen gestanden, ja«, gab Isaac zu.
    »Dann seht noch einmal genauer hin, alter Freund. Eure Augen mögen Euch täuschen, aber nicht Euer Glaube.« Damit griff der Vorsteher der Kölner Gemeinde in die Truhe, steckte den Zeigefinger in etwas, das wie ein harmloses Astloch aussah, und zog daran – und Isaac begriff, dass die Kiste einen doppelten Boden hatte.
    Der Grund der Truhe klappte empor, und das Licht der Kerzen fiel auf den Gegenstand, der im Sockel verborgen gewesen war, schlank und zylindrisch, etwa eine Elle lang und eine halbe Handspanne breit, genauso, wie Isaac ihn trotz all der Jahre in Erinnerung hatte.
    Obwohl er wusste, dass dies nur das Behältnis war, das das eigentliche Artefakt enthielt, wurde er von Ehrfurcht ergriffen. Denn in das hart gegerbte Leder war das Zeichen eingebrannt, das jenem König zugeschrieben wurde, der das noch junge Reich Israel einst zur Blüte geführt und den Ersten Tempel errichtet hatte: zwei gleichseitige, in ihrer Form vollendete Dreiecke, die ineinander verschränkt waren und zusammen einen sechszackigen Stern ergaben.
    Das Siegel Salomons.
    Auf dem Weg zu seinem Haus schalt sich Isaac für den eitlen Stolz, den er empfand, während er den Köcher unter seinem Mantel trug. »Behaltet ihn stets bei Euch, bei Tag und bei Nacht«, hatte Bar Levi ihm eingeschärft, »und lasst ihn niemals aus den Augen. Nach allem, was geschehen ist, bedarf unser Volk seines Inhalts mehr als je zuvor in seiner langen Geschichte.«
    D ann hatten die beiden Freunde sich voneinander verabschiedet, wissend, dass sie einander in diesem Leben wohl nicht mehr begegnen würden. Andere Mächte hielten nun ihr Schicksal in den Händen.
    In Gedanken versunken, ging Isaac durch die verlassenen Straßen. Wie genau er zum Kontor zurückgelangte, wusste er später nicht mehr zu sagen. Eindrücke von verbarrikadierten Eingängen und in Dunkelheit liegenden Gassen begleiteten ihn, aber er nahm sie nicht wirklich wahr. Den Behälter fest an sich gepresst, passierte er die Eingangstür und stieg die Stufen zur Wohnung hinauf, wohl zum letzten Mal in seinem Leben. Die wenige Habe, die er auf die lange Reise mitnehmen wollte, hatte er bereits gepackt. Er durfte nicht länger säumen. Nur noch eines gab es zu tun, eine letzte Aufgabe, die ihm schwerer fallen würde als alle anderen.
    Gott um Verzeihung bittend, dass er so kurz nach dem Besuch der Mikwe die Last des Verzweiflung schon wieder spürte, betrat er Chayas Kammer – um entsetzt zurückzufahren, als er statt seiner geliebten Tochter einen fremden Mann darin erblickte.
    Der Kerl wandte ihm den Rücken zu. Er trug ein weites Gewand und eine Kippa auf dem Haupt und war damit beschäftigt, eine Schranktruhe zu durchwühlen. An der Schnelle und Leichtigkeit seiner Bewegungen und der Art, wie er sich bückte, erkannte Isaac, dass es sich um einen jungen Burschen handeln musste, vielleicht sechzehn oder siebzehn Winter alt. Sein erster Gedanke war, dass Rehabeam ihm gefolgt sein könnte. Natürlich war das Unsinn, und der Kaufmann fühlte, wie ihm heißer Zorn in die Adern schoss.
    »Bursche!«, rief er laut und sprang vor, um sich ungeachtet seines Alters und seiner klammen Glieder auf den Eindringling zu stürzen. »Reicht es denn nicht, dass in diesen Tagen alle Welt unser Feind geworden ist? Musst du dich auch noch am Elend deines eigenes Volkes bereichern?«
    Der Angesprochene fuhr herum, noch ehe Isaac ihn er r eichte. Dabei löste sich die Kippa, rutschte von seinem Kopf und entblößte ein kahlgeschorenes Haupt. Die Rasur war erst vor kurzem durchgeführt worden und offenbar in aller Eile, denn an einigen Stellen war die Kopfhaut blutig und wund. Die erbleichten Züge darunter starrten den Kaufmann voller Erschrecken an – und er stieß einen lauten Schrei aus, als ihm klar wurde, dass er dieses Gesicht kannte.
    »Chaya! Was bei allen Propheten …?«
    Isaacs Bestürzung war abgrundtief. Seine Blicke zuckten in hilfloser Unruhe umher, suchten nach Sinn und Erklärung.
    Er sah

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