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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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immer wieder auch zu Streitigkeiten führte und noch zusätzlich zu der fiebrigen Unruhe beitrug, die ohnehin schon über der Stadt lag.
    Auch Conn blieb davon nicht unberührt.
    Das geschäftige Treiben und der auch bei Nacht nicht endende Lärm erinnerten ihn an einen wimmelnden Bienenstock, und trotz der Düsternis in seinem Herzen ertappte er sich dabei, dass die allgemeine Anspannung auch ihn ergriff.
    Was, so fragte er sich, würde die Kreuzfahrer erwarten? Wohin würde die Reise gehen? Welche exotischen, weit entfernten Orte würde er mit eigenen Augen sehen, die er bislang, wenn überhaupt, nur aus Erzählungen gekannt hatte?
    »Habt ihr schon gehört?«, fragte Bertrand, als sie wie jeden Abend im Schankraum der Taverne beisammen saßen, Baldric wie immer am Ende des Tisches und in Schweigen versunken, Conn mit irgendeiner Aufgabe befasst, die sein Herr ihm zukommen ließ. An diesem Abend galt es, den hölzernen Schild des Ritters, der die typische Mandelform besaß, zu schleifen und die metallenen Beschläge zu polieren. »W ie es heißt, wird auf dem Weg nach Süden eine weitere Streitmacht zu uns stoßen, die sich mit der unseren vereinen soll. Und der Herzog selbst wird sie anführen!«
    »Recht so«, sagte Baldric gelassen. »Je mehr Kämpfer sich dem Heer Christi anschließen, desto besser ist es für unsere Sache.«
    »Ein Hoch auf den Herzog.« Bertrand hob den hölzernen Humpen, über dessen Rand weißer Bierschaum quoll. »Es ist zwar kein Ale, aber immerhin.«
    Remy, der ihm am Tisch gegenüber saß, brummte eine unverständliche Erwiderung, dann hob auch er seinen Krug, und beide tranken. Kaum hatten sie abgesetzt, verfiel der Hüne wieder in das alte Schweigen, während Bertrand, dessen Schweinsäuglein schon vom Alkohol glänzten, munter weiter p lapperte: »Sobald wir uns mit dem Heer des Herzogs vereint haben, meine Freunde, geht es geradewegs nach Süden.«
    Aufgrund einer Zeichnung, die Baldric mit einem Stück Kohle für ihn angefertigt hatte, hatte er inzwischen eine ungefähre Vorstellung davon, wo sich diese fernen Länder und Städte befanden, aber noch immer erschienen sie ihm unerreichbar fern. Die Welt, so kam es ihm vor, war innerhalb weniger Wochen um vieles größer geworden – und komplizierter.
    Italien.
    Griechenland.
    Byzanz.
    Der Nachhall dieser Namen, die mehr Fremdheit verhießen, als Conn in seinem ganzen Leben erfahren hatte, geisterte wie ein Echo durch seinen Kopf.
    »Der Graf von Flandern wird ebenfalls Truppen stellen und den Feldzug begleiten«, fuhr Bertrand beflissen in seinem Vortrag fort, »und wie zu hören ist, hat sich auch der Graf von Blois zur Teilnahme verpflichtet. Allerdings«, fügte er grinsend und mit gedämpfter Stimme hinzu, »ist dies wohl mehr dem Ehrgeiz seiner Gemahlin geschuldet. Wir alle wissen, wessen Blut in ihren Adern fließt.«
    Natürlich hatte Conn keine Ahnung, worauf der Normanne anspielte, aber er wollte auch nicht fragen, um nicht schon wieder als Tölpel dazustehen. Bertrand jedoch sah das Unwissen in seinen Augen, und da der Alkohol seine ohnehin redefreudige Zunge noch zusätzlich gelockert hatte, setzte er zu einer Erklärung an. »Unser junger Angelsachse weiß nicht, wovon ich spreche, nicht wahr? Schön, junger Freund, dann werde ich es dir erklären. Die Gemahlin Stephens de Blois ist keine andere als Adele, eine leibliche Tochter des Eroberers – und wie es heißt, hat der alte William ihr nicht nur eine ansehnliche Mitgift vermacht, sondern auch seinen eisernen Willen.« Er kicherte. »In Blois gibt es nicht wenige, die den armen Stephen bedauern, weil in Wahrheit sein Weib das Sagen hat. Und alle sind sich einig, dass sie es gewesen ist, die i hn zur Teilnahme am Feldzug gedrängt hat, um hinter ihrem Bruder Robert nicht zurückzustehen.«
    »Robert?« Conn horchte auf.
    »Gewiss, des Eroberers ältester noch lebender Sohn und Herzog der Normandie. Sein jüngerer Bruder William, auch Rufus genannt, sitzt auf dem Thron von England, wie sogar ein hergelaufener angelsächsischer Bengel wissen dürfte.«
    Conn nickte nachdenklich. Er kannte den dicklichen Normannen inzwischen gut genug, um ihm seine abschätzigen Worte nicht zu verübeln. Auf seine Kenntnisse in Schrift und Sprache bildete sich Bertrand zwar einiges ein, war sich aber auch nie zu schade, um über sich selbst zu lachen.
    »Natürlich weiß ich das«, versicherte Conn deshalb mit mattem Grinsen. »Ich habe mich nur gefragt, warum der König von England nicht

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