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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Favola schüttelte den Kopf. » Der König hält ihn gefangen. «
    » Und nur ihn «, sagte Albertus. » Alle Wolfskrieger wurden erschlagen, ebenso die Räuber. Die Leichen werden vor der Burg verbrannt, sobald der König und seine Männer von hier aufbrechen. «
    » Und warum hat er Gabriel am Leben gelassen? «
    Favola und Albertus wechselten einen Blick, aber es war König Stefan selbst, der ihm darauf eine Antwort gab. Der Herrscher aller Serben war unbemerkt herangetreten und winkte ab, als Aelvin Favola loslassen und sich verneigen wollte.
    » Lass gut sein, Junge. Mir scheint, du hast es dir verdient, dein Mädchen in den Armen zu halten. «
    Aelvin entging nicht, dass Albertus bei diesen Worten die Stirn in Falten legte.
    » Der Gefangene hat den Verstand verloren «, sagte der König. » Er windet sich am Boden wie eine Schlange, obwohl meine Männer ihn in Ketten gelegt haben. Und er schreit so laut und erbärmlich, dass wir ihn knebeln mussten. Ein Heilkundiger hat ihn untersucht, kann aber keinerlei Verletzungen finden. «
    » Gabriel ist dem Wahnsinn verfallen «, stimmte Albertus zu.
    » Ihr solltet ihn töten «, mischte sich Corax mit dröhnender Stimme ein. Libuse führte ihn an der Hand heran. » Er hat den Tod dutzendfach verdient. «
    » Aber wir haben ihn nicht unter den Räubern gefunden «, sagte König Stefan. » Er hat keinen Widerstand geleistet und sich, soweit ich sehe, keines Verbrechens innerhalb meines Reiches schuldig gemacht. Es ist nicht leicht, über ihn zu richten, solange es kein Vergehen gibt. Und, so Leid es mir tut, es gibt keine Ankläger, die stichfeste Beweise vorbringen können. «
    » Er hat meinen Vater geblendet! «, rief Libuse erbost. Die Tatsache, dass er ihr Gewalt angetan hatte, verschwieg sie vor den fremden Männern.
    Der König musterte die Verletzungen im Gesicht des alten Ritters. Sicher nicht zum ersten Mal. » Dann soll von Goldau das gleiche Schicksal erleiden. «
    » Tötet ihn! «, forderte Corax erneut. » Er hat weit Schlimmeres verbrochen, als einen alten Mann zu blenden. «
    Albertus hob schlichtend die Hand. » Das alles soll später besprochen werden. Und es ist des Königs Entscheidung, nicht die unsere – auch nicht deine, Corax. Ich bezweifle nicht, dass ein weiser Beschluss gefasst werden wird. «
    » Lasst euch verköstigen und ruht aus, so lange ihr mögt «, sagte der König. » Vor übermorgen werden wir nicht von hier aufbrechen, und so lange solltet auch ihr ruhen und euch von den Schrecken dieser Tage erholen. « Damit wandte er sich ab und schritt zurück zu den übrigen Rittern. Er ließ sich auf einem hohen Stuhl nieder, den man für ihn auf ein Podest gehoben hatte. Sogleich schloss sich der Kreis der Männer um ihn, um die Beratungen fortzuführen.
    Albertus senkte seine Stimme, während die Gefährten zum Ausgang der Halle gingen. » Der König hat uns Begleitschutz bis Nisch versprochen, vielleicht sogar bis nach Sofia. « Er unterdrückte mit wenig Erfolg ein geschmeicheltes Lächeln.
    » Mir war ja gar nicht bewusst, dass man meinen Namen sogar am serbischen Hofe kennt. Meine Werke sind – «
    » Ja, ja, sehr schön «, unterbrach Aelvin ihn ohne jede Ehrfurcht. » Sagt lieber, was mit dem anderen Anführer der Wolfskrieger gescheh en ist. Der Mann mit dem Bart. I st er tot? «
    Die Antwort erhielten sie, als Albertus hinauf zum höchsten Festungsturm zeigte. Der Leichnam des Räuberhauptmanns hing jetzt nicht mehr allein dort oben. Ein zweiter Mann baumelte von den Zinnen, mit schlaffen Gliedern und gebrochenem Genick. Langes Haar und zerzauste Bartsträhnen wehten im Wind. Eine Krähe grub mit dem Schnabel unter seinem rechten Augenlid. Sein Mund stand weit offen, als hätte er noch im Tod seine Henker mit Flüchen belegt.
    » Er ruhe in Frieden «, sagte Albertus, während sie zu dem Toten emporschauten.
    Favola sprach aus, was alle dachten. » Ich hoffe, er schmort in der Hölle. «
    Libuse warf Aelvin ein Lächeln zu, so kurz, dass er einen Augenblick später nicht mehr sicher war, ob er es sich nur eingebildet hatte.
    » In der Hölle «, knurrte Corax.
    » Amen «, sagte Albertus.

VIERTES BUCH DAS PARADIES
    WORIN DER ORIENT BEREIST WIRD.
    UND ES SO VIELE
    WAHRHEITEN GIBT WIE
    SANDKÖRNER
    IM WÜSTEN MEER.
    BAGDAD
    S i naida sah die Stadt vor sich im Morgengrauen leuchten, eine Perle am funkelnden Band des Tigris. Schon seit Tagen ritt sie nicht mehr allein durch die staubige Ebene. Die meisten Menschen, die sich von

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