Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
Perser grinste. » Noch ehrenvoller, zweifellos, wäre es mir gelungen, einen anständigen Diener Allahs aus Euch zu machen. «
    Auch Albertus verneigte sich, und genauso taten es die Übrigen. Favola schwankte leicht, als sie sich vornüberbeugte, doch als Aelvin ihr besorgt zu Hilfe eilen wollte, lehnte sie mit einer Geste ab. Trotzdem ließ er sie fortan nicht mehr aus den Augen.
    Alle fünf trugen über ihrer Reisekleidung die schneeweißen Gewänder der Bedu, der Einwohner der arabischen Wüsten. Sie bestanden aus bodenlangen, luftigen Hemden und Kopftüchern, die weit über die Schultern fielen und mit schwarzen Stirnbändern aus Wolle befestigt wurden. Dazu kamen weite Umhänge, die sie tagsüber vor dem Wind und des Nachts vor Frost schützen sollten.
    Das Ruderboot brachte den Kapitän und seine Männer zurück zum Boum. Er winkte ihnen ein letztes Mal mit steif erhobenem Arm zu, als sei dies der Gruß an fünf Todgeweihte, kein Abschied mit Aussicht auf ein Wiedersehen.
    Der Schatten des Steingiganten wanderte über sie hinweg, als sie sich zum Aufbruch bereitmachten. Aelvin hatte aufgehört, an böse Omen zu glauben, doch war ihm alles andere als wohl zumute, als die Sonne hinter dem bizarren Felskoloss verschwand. Aus der Nähe hatte das Gebilde nicht mehr gar so große Ähnlichkeit mit einem knienden Menschen. Dafür fiel seine sonderbare Oberfläche auf: Sie war glatt und schimmerte wie Glas.
    » Der Blitz ist in den Fels eingeschlagen «, erklärte Albertus. » Er hat das Gestein zu Glas zerschmolzen. «
    Libuse legte die Stirn in Falten. » Von so etwas habe ich noch nie gehört. «
    » Es gibt in diesen Landen weit größere Wunder als alle, von denen du je gehört hast. «
    » Warum wisst Ihr dann davon? «, fragte Aelvin.
    Der Magister zögerte und warf einen Blick zu Favola, die als Einzige auf dem Rücken eines Kamels saß und so blass war wie niemals zuvor. » Nehmt keine Rücksicht auf mich «, sagte sie, ohne einen von ihnen anzusehen. Ihre Stimme drohte vom scharfen Ostwind fortgeweht zu werden. Sie hatte Mühe, sich oben zu halten, trotz der Schlingen und Schlaufen, mit denen sie gesichert war. Aelvins Herz blutete bei ihrem Anblick, und allein die Nähe Libuses bewahrte ihn davor, gänzlich verzweifeln.
    » In den Aufzeichnungen des Jüngers war die Rede von diesen Felsen «, sagte Albertus nebulös.
    » An Bord habt Ihr gesagt, wir würden noch mehrere davon zu sehen bekommen «, sagte Sinaida argwöhnisch. » Wie habt Ihr das gemeint? «
    » Genau so, wie ich es gesagt habe. Die Steinernen Riesen sind es, die uns an unser Ziel führen werden. «
    Libuse fixierte den Magister mit einem finsteren Blick. » Was genau stand da auf der Karte? «
    » Nun «, sagte Albertus gedehnt und mit merklichem Widerwillen, » man muss sicher unterscheiden zwischen den verklärten Worten des Jüngers und der Wirklichkeit. «
    » Bislang habt Ihr doch jedes seiner Worte für bare Münze genommen «, sagte Libuse. » Ich meine, wir sind hier wegen seiner Worte! «
    Aelvin nickte. » Was bringt Euch auf den Gedanken, er könnte irgendetwas verklärt haben? «
    Auch Sinaida, die es merklich zum Aufbruch drängte, stutzte.
    Albertus seufzte. » Wie sonst sollte man es verstehen, wenn er nach all den genauen Landschaftsbeschreibungen der anderen Teilstücke mit einem Mal behauptet, er sei auf dem Weg vom Fundort der Lumina bis zur Küste von Riesen verfolgt worden? Und dass der Allmächtige selbst ihm zu Hilfe kam, Blitze hinter ihm zur Erde schleuderte und die Riesen zu Stein erstarren ließ? «
    Aelvin, Libuse und Sinaida wechselten besorgte Blicke, und Favola murmelte einen gotteslästerlichen Fluch.
    » Das stand auf der Karte? «, fragte Aelvin. Sein Blick schweifte über die Dünenkette, die vor ihnen einen Teil des Horizonts versperrte. Er stellte sich vor, wie ein blutfarbener Riese über die Kuppen stieg, mit viel zu langen Armen und Beinen, und mit Fäusten, die einen Menschen wie ein Insekt zermalmen konnten.
    » Ich bin sicher, er hat bildlich gesprochen «, sagte Albertus beharrlich. » Die vielen Tage in der Wüste, die Sonne. Wer weiß, ob er nicht ein wenig … nun, verwirrt war. «
    Libuse stemmte die Hände in die Hüften. » Wollt Ihr behaupten, wir haben den ganzen Weg bis hierher auf uns genommen, weil wir uns auf die Worte eines Verwirrten verlassen haben? Das kann nicht Euer Ernst sein! «
    Albertus warf ergeben die Hände zum Himmel. » Bei Gott , was erwartet ihr denn von mir? Dass ich

Weitere Kostenlose Bücher