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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sollte, doch zu seinem Erstaunen war es Favola, die den Kopf schüttelte und ihn aus ihren trübe gewordenen Augen ansah. » Lass ihn «, presste sie heiser hervor. » Er muss allein mit sich und seinen Gedanken sein. «
    » Du bist ihm nicht böse? «, fragte Libuse.
    Favolas Mundwinkel zuckten. » Wir suchen alle einen Be weis, oder? Dafür, dass jemand uns liebt. Oder wir uns selbst. Vielleicht sogar etwas da oben … « Sie deutete mit einer bebenden Hand zum Himmel. » Gott, vielleicht. Oder auch nicht. Möglicherweise ist dort nichts als eine andere Art von Wüste, in der es keine Skorpione und Käfer unter der Oberfläche gibt. Nur Sterne wie Sand. Und ebenso viele Wahrheiten. «
    Sinaida warf einen weiteren Zweig in die Flammen. Knisternd fing er Feuer. In den Schrunden des Steinernen Riesen pfiff der Wind wie auf einem Musikinstrument.
    Als die Glut hell emporflackerte, stand mit einem Mal wieder Albertus neben ihnen in der Schwärze, aus der Nacht gemeißelt wie die bleiche Statue eines Wüstenfürsten.
    » Hinter den Felsen liegen Leichen «, flüsterte er schreckensstarr. » Sieben tote Männer. «
    Sinaida war als Erste auf den Beinen. » Die Turgauden? «
    Der Magister nickte.
    » Und Shadhan? «, fragte sie.

DAS TEILEN IHRER TODE
    D ie Turgauden waren seit mindestens einem Tag tot, womöglich in der letzten Nacht ermordet. Das Blut ihrer klaffenden Wunden war im kalten Wind der Wüstennacht gefroren, tagsüber wieder aufgetaut, verkrustet und jetzt zu schwarzbraunem Staub zerfallen. Die Wüste beseitigte schnell, wofür sie keine Verwendung hatte.
    Shadhan war nicht unter den Leichen.
    Das Lagerfeuer der Männer war halb von Sandverwehungen bedeckt. Verkohlte Holzreste stakten wie Knochenfinger aus dem Boden. Die Mörder hatten alles so zurückgelassen, wie sie es vorgefunden hatten. Getier, das wagemutig seine Verstecke unter dem Sand verließ, hatte längst begonnen, die sterblichen Überreste für sich zu beanspruchen. Mindestens drei der Körper wiesen Bissspuren auf.
    Sinaida und Libuse hielten brennende Holzscheite als Fackeln. Favola, die nicht allein auf der anderen Seite des Felsens zurückbleiben wollte, wurde von Aelvin gestützt. Trotz seines Schreckens über den Leichenfund war sein Entsetzen über Favolas Schwäche ungleich größer. Schon nach wenigen Schritten konnte sie kaum mehr einen Fuß vor den anderen setzen, und das letzte Stück des kurzen Weges musste er sie tragen. Wieder verlor niemand ein Wort darüber.
    Sinaida untersuchte die Leichen, während Albertus tief durchatmete und hinaus in die Nacht blickte, über die eisgrauen Dünen im Sternenlicht. Der nächste Steinriese lag zu weit entfernt, um ihn in der Dunkelheit zu erkennen, doch sie kannten die Richtung, in der er sich befand. Dorthin musste auch Shadhan unterwegs sein.
    » Ich dachte, die Bedu wagen sich nicht in die Nähe der Felsen «, sagte Libuse.
    » Ich glaube nicht, dass es Bedu waren «, entgegnete Sinaida. Sie hatte die Umgebung nach Spuren abgesucht, doch ein Tag hatte ausgereicht, um alle Abdrücke verschwinden zu lassen.
    » Der einzige Grund für sie, diese Männer zu töten, wäre der, sie auszurauben. Aber dann hätten sie das Rüstzeug mitgenommen. Und die Waffen. «
    Tatsächlich lagen Helme und Plattenpanzer der Mongolenkrieger neben den Toten im Sand. Bis auf zwei, die Wache gehalten hatten und ein paar Schritt weit abseits lagen, waren alle im Schlaf überrascht worden. Drei von ihnen war nicht einmal die Zeit geblieben, sich aus ihren Decken zu befreien.
    Das Einzige, was fehlte, waren ihre Kamele und die Vorräte.
    » Wer war es dann? «, fragte Aelvin.
    Niemand sagte etwas.
    Sinaida wandte sich an den Magister. » Albertus? «
    Er sandte ihr einen Blick, der im Fackelschein schwer zu deuten war. Unsicherheit mochte darin liegen, beinahe so etwas wie ein Schuldeingeständnis.
    Sinaida ließ nicht locker. » Du weißt, wer es gewesen ist, nicht wahr? «
    » Ich habe einen Verdacht. «
    » So? «, fragten Aelvin und Libuse wie aus einem Mund. Favola hob an Aelvins Schulter schwerfällig den Kopf.
    Sinaida stand über einem der Toten und verschränkte die Arme. Ihre Mandelaugen schimmerten dunkel, fast schwarz.
    » Es gibt möglicherweise so etwas wie … Wächter «, sagte Albertus zögernd. » Einen Stamm von Wüstenbewohnern, de r d as Land, auf dem sich einst der Garten Eden befand, vor Fremden schützt. «
    Libuse und Aelvin wechselten Blicke. » Aber die Bedu – «
    » Ich glaube nicht, dass

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