Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies
sie bei sich trägt. «
» Ein Erzbischof, der Klöster zerstören lässt? « Corax winkte ab. » Du musst dir etwas Besseres einfallen lassen, um mich zu überzeugen. «
Albertus beugte sich mit einem Ruck vor. Sein Tonfall war nun messerscharf. » Konrad ist ein Ungeheuer! Und er würde alles tun, um seine Position innerhalb der Kirche zu stärken. Könnte er morgen auf dem Stuhl des Heiligen Vaters sitzen, würde er heute dafür ganze Landstriche entvölkern. Verdammt, Corax, du kennst ihn! Lass mich nicht gegen Wände anreden. Du weißt, zu welchen Taten er fähig ist. Du warst einer von denen, die seine Befehle ausgeführt haben! «
Der ehemalige Ritter senkte den Blick, seine Augen suchten das Kaminfeuer und schienen sich daran festzusaugen. Die Kälte der Außenwelt rückte schlagartig näher an sie alle heran, auch an Libuse, die jetzt gar nicht mehr wusste, was sie denken sollte.
» Ich habe damit abgeschlossen «, sagte er leise.
Albertus ’ Stimme wurde sanfter. » Das weiß ich. Und es ist mir nicht leicht gefallen, hierher zu kommen und dich an all das zu erinnern. «
Corax stieß ein leises Schnauben aus. » Als hätte ich irgendetwas davon je vergessen! Jeden Tag sehe ich es vor mir, selbst nach all den Jahren. « Abrupt hob er seinen Kopf, fixierte Albertus. » Und untersteh dich, jetzt von Sühne zu reden. «
» Du hast genug gelitten für das, was – « Albertus brach ab, als erinnerte er sich erst in diesem Moment wieder an Libuse. Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, konzentrierte sich aber dann wieder auf Corax. » Ich will ehrlich zu dir sein. Ich bin verzweifelt. Und ich bitte nicht aus einer Laune heraus um deine Hilfe. Das Mädchen … sie ist die einzige Überlebende des Blutbads, das Konrads Männer in dem Kloster angerichte t h aben. Dreiundzwanzig Dominikanerschwestern, Corax. Er hat sie ermorden lassen … oder sagen wir, er hat ihren Tod in Kauf genommen, ob er ihn nun selbst befohlen hat oder nicht. «
Libuse sah, wie ihr Vater abermals aufhorchte. » Sie wurden getötet, obwohl er ihren Tod womöglich gar nicht angeordnet hat? «
Albertus nickt.
» Wer führt diese Männer an? «
» Ahnst du das nicht längst? Es gibt auch heute noch nur einen Mann im Gefolge des Erzbischofs, der sogar die Zerstörung eines Hauses des Herrn allein verantworten würde. «
Corax sprang so hastig von seinem Stuhl auf, dass Libuse erschrocken zusammenfuhr. » Er verfolgt dich? Ist er einer von den Reitern draußen in den Wäldern? «
Libuse wusste nicht, von wem die Rede war, aber Albertus nickte erneut. » Und er ist noch gefährlicher geworden, seit du ihm zuletzt begegnet bist. «
Corax trat vor und stützte sich mit beiden Händen gegen den Kamin. Das Feuer schien um seinen muskulösen Körper zu lodern, als stünde er inmitten der Flammen. » Daran zweifle ich nicht. Heute klebt sicher eine Menge mehr Blut an seiner Klinge. «
» Viel mehr, als du ahnst. Damals war er durch seinen Eid als Ritter an gewisse Gesetze gebunden – selbst er hat sich an gewisse Regeln halten müssen. Aber heute dient er dem Erzbischof als freier Mann. Konrad hat ihn ebenso aus seinen Diensten entlassen wie dich, Corax. Jedenfalls wurde das nach außen hin behauptet. In Wahrheit aber dient er Konrad im Geheimen weiter und erledigt für ihn jene Dinge, die den Rittern des Erzbischofs zu schmutzig sind. «
» Dann ist er zum Söldner geworden. «
» Genau genommen, ja. Doch im Verborgenen ist er Konrads rechte Hand. Keinem anderen Mann scheint der Erzbischo f s o bedingungslos zu vertrauen wie ihm. Und es gibt gute Gründe, weshalb er gerade ihn mit dieser Mission beauftragt hat. Für Konrad steht eine Menge auf dem Spiel. Hast du von dem Dom gehört, den er in Köln errichten lässt? Ganz zu schweigen von dem endlosen Krieg, den er gegen den Graf von Jülich um diese Berge und Wälder hier führt. Konrad hat sich überschätzt, er kämpft an zu vielen Fronten gleichzeitig. Allmählich muss er etwas vorweisen, einen Erfolg, der allen Gegnern und Spöttern die Mäuler schließt. «
Libuse hatte Mühe, dem Gespräch der beiden zu folgen. Gewiss, sie hatte eine Menge gehört über den Erzbischof Konrad von Hochstaden, über die Zeit, als ihr Vater in seinen Diensten stand, und freilich auch über den ewigen Zwist mit dem Grafen von Jülich, dem es vor Jahren sogar gelungen war, Konrad für neun Monate in den Verliesen seiner Burg Nideggen einzukerkern. Doch der Erzbischof war wieder freigekommen, und es
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