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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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dürstete ihn nach dem Blut derer von Jülich. All das war kein Geheimnis. Doch wer war jener andere Mann, über den Corax und Albertus sprachen? Zweifellos mehr als ein einfacher Handlanger, wenn selbst ihr Vater ihn fürchtete.
    Corax trat zurück an seinen Sessel. Nach kurzem Zögern nahm er Platz, ergriff den leeren Becher und drehte ihn nachdenklich in der Hand. » Also hat Konrad seinen gefährlichsten Bluthund ausgesandt, um dich zu fangen. Aber aus welchem Grund, Albertus? Was hat das alles mit dir zu tun? «
    » Nicht auf mich hat er es abgesehen. Er will das Mädchen. Und, vor allem, das, was sie bei sich trägt. Zwinge mich nicht, dir jetzt alles bis ins Letzte zu erklären. Vertrau mir ein wenig, darum muss ich dich bitten. Später wirst du alles erfahren. «
    » Ich soll dir vertrauen, aber du traust mir nicht weit genug, um mir – « Corax versteifte sich. » Nein, das ist es gar nicht! «, unterbrach er sich selbst und blickte Albertus durchdringend an. Dessen Schweigen kam einem Schuldeingeständnis gleich. » Du denkst, dass er herkommen wird! « Corax ’ Züg e w aren selbst im Schein des Feuers bleich geworden. » Du glaubst, er kommt her und wird mich nach dir fragen! Das ist es doch, oder? «
    » Ich fürchte, ja. «
    » Und du denkst, er könnte mich zwingen, ihm alles zu erzählen, was ich von dir erfahren habe. Gott im Himmel! Du hast ihn hierher geführt. Geradewegs zu uns! «
    » Er hat immer gewusst, wo er dich finden kann. Selbst Konrad weiß es. «
    » Und doch könnte nicht einmal er mich zu irgendetwas zwingen. Nicht einmal er! «
    Albertus blickte demonstrativ zu Libuse herüber. » Bist du ganz sicher? «
    Corax folgte seinem Blick und ballte die Fäuste.
    » Du hast einen wunden Punkt «, sagte Albertus. » Sie ist eine schwache Stelle, an der er ansetzen könnte, wenn er der Überzeugung wäre, es könnte sich lohnen. «
    » Ich würde nicht zulassen, dass er Libuse auch nur ein Haar krümmt! «
    Sie hörte alldem zu, als beträfe es eine andere. Sie war wie betäubt. Noch nie in ihrem Leben war sie so aufgewühlt gewesen, und sie stand kurz davor, die beiden Männer anzuschreien, ihr endlich alles zu offenbaren und sich nicht länger in Andeutungen zu ergehen.
    » Das würde er nicht wagen! «, flüsterte Corax, doch es klang, als wollte er damit vor allem sich selbst überzeugen.
    Albertus trank nun doch einen Schluck von dem kalt gewordenen Met. » Das Mädchen, auf das Konrad und sein Bluthund es abgesehen haben, ist im Augenblick im Kloster der Zisterzienser. Ich muss sie rasch von dort fortbringen, bevor die Mönche das Schicksal der ermordeten Schwestern teilen. Morgen früh brechen wir auf. «
    » Das hier ist nicht Frankreich! Konrad würde nicht … so nah bei Köln … «
    » Der Preis, den es für ihn zu gewinnen gilt, ist zu wertvoll. Glaub mir, er würde auch dieses Kloster verwüsten. Deshalb muss ich das Mädchen so rasch wie möglich von hier fortbringen. Ich kam nur her, um mit dir zu reden, Corax. Um dich zu bitten, mit uns zu gehen. Ich brauche deine Hilfe, deine Stärke und deine Erfahrung. «
    » Ich bin ein alter Mann, Albertus. Das sind wir beide – alte Männer. «
    » Und gerade deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass den Jüngeren etwas zustößt. Darum muss ich Favola dorthin bringen, wo sie hingehört. Das ist meine Pflicht vor dem Herrn! «
    Libuse konnte nicht länger schweigen. » Ihr habt von etwas gesprochen, das dieses Mädchen bei sich trägt. Also geht es Euch nicht um sie, sondern nur um … um dieses Ding, nicht wahr? Sprecht also nicht von Eurer Pflicht, den Jüngeren zu helfen. Mir scheint, Ihr seid ein rechter Heuchler. «
    Albertus sah sie an, sah sie zum ersten Mal wirklich an, so als begriffe er jetzt erst, dass sie mehr war als nur ein dummes Kind, das zu schweigen hatte, wenn sich erwachsene Männer unterhielten.
    » Dieses Mädchen «, sagte er mühsam beherrscht, » dieses Mädchen, das bei mir ist … sie ist krank. Schwer krank. Und sie wird sterben, wenn ich nicht weiterhin alles anwende, was ich je über Medizin und Heilkunde gelernt habe. Du, Corax, weißt, dass das nicht wenig ist. Aber selbst mit meiner Hilfe sind ihr nur noch wenige Monate beschieden. « Er erhob sich von seinem Stuhl und stand nun wie eine Erscheinung vor ihr, groß, düster und Ehrfurcht gebietend. » Versteht ihr? Das Mädchen wird bald sterben, und mit ihr stirbt … mehr, als ihr euch vorstellen könnt. Wenn es mir nicht gelingt, sie rechtzeitig an

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