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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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einen ganz bestimmten Ort zu bringen … « Er verstummte kopfschüttelnd. » Mit ihr würde alle Hoffnung dahingehen. «
    » Hoffnung worauf, Albertus? «, fragte Corax.
    » Auf eine bessere Welt. Eine bessere Menschheit. Hoffnung auf Gottes Gnade für uns alle. «
    » Das sind große Worte. «
    » Nicht groß genug für das, was auf dem Spiel steht. «
    Libuse wollte abermals auffahren, doch ihr Vater gebot ihr mit einer ungewohnt herrischen Geste zu schweigen. » In einem hast du Recht «, sagte er zu Albertus. » Libuse und ich sollten nichts von alldem wissen, falls Konrads Bluthund tatsächlich hier auftaucht. Aber ich werde nicht mit dir gehen. Nicht heute und nicht irgendwann in der Zukunft. Das hier ist unser Zuhause. Hier habe ich meinen Frieden gefunden. «
    » Frieden, Corax? « Albertus hob eine Augenbraue. » Du siehst nicht aus wie ein Mann, der mit sich und der Welt im Frieden lebt. Hast du deine Tochter gelehrt, mit Kriegswerkzeug umzugehen? Hast du ihr beigebracht, wie man Menschen tötet? «
    » Ich habe ihr beigebracht, wie man sich schützt. «
    » Wie man tötet. Zum Teufel, Corax! Rede dir deine Welt nicht schöner, als sie ist. Und sprich mir nicht von Frieden. «
    Er sagte es so verächtlich, dass Libuse ein Schauer über den Rücken lief. » Du würdest Frieden nicht erkennen, wenn er mit Fanfaren vor deine Tür marschierte. Und du würdest ihn nicht wollen. Nicht tief in deinem Herzen. «
    Sie hätte vieles als Reaktion auf diese Worte erwartet. Dass ihr Vater vollends die Beherrschung verlöre. Dass er den Fremden an seiner Kutte packen und aus dem Turm werfen würde. Dass er ihn windelweich prügelte.
    Doch dass Corax einfach nur dasaß und schwieg, das hatte sie nicht kommen sehen. Nicht in tausend Jahren.
    » Vater? «, fragte sie behutsam.
    Er schüttelte den Kopf.
    » Vater, was er da – «
    » Später! « Er sah sie nicht an und wandte sich erst nach einer Weile wieder an den Dominikaner. » Du hast mich gerettet, Albertus. Zwei Mal, das ist wahr. Und einmal habe ich es dir vergelten können. Vielleicht stehe ich auch noch immer in deiner Schuld, selbst nach all den Jahren. Aber du kannst nicht von mir erwarten, dass ich alles aufgebe, was Libuse und ich uns hier geschaffen haben, um irgendwelchen vagen Hoffnungen zu folgen. Ich bin kein Geistlicher. Und seit ich die Ritterwürde abgelegt habe, bin ich nicht mal mehr ein guter Christ. Ich bete seltener, als ich es vielleicht tun sollte. Und manchmal sehe ich um mich herum Geister, die nichts mit Gott oder seinen Engeln zu tun haben. «
    » Was du siehst, ist deine Vergangenheit. Und ich gebe dir die Möglichkeit, ein für alle Mal damit abzuschließen. Du kannst an den Ort zurückkehren, an dem du Rache geschworen hast. Das hast du mir selbst erzählt, damals vor … wie vielen Jahren? «
    Corax ’ Augen verengten sich zu bedrohlichen Schlitzen, doch Albertus ließ sich davon nicht aufhalten.
    » Sie ist es doch, die dir keine Ruhe lässt – die Rache, die du nie nehmen konntest. Ist es nicht so? Geh mit mir zurück, bring mich und das Mädchen bis dorthin – den Rest des Weges, der dann noch folgen wird, können wir allein gehen, wenn es so sein soll. Aber bis dorthin, Corax … Mehr verlange ich nicht. «
    » Du hetzt mir einen alten Feind auf den Hals, der uns verfolgen wird, und jagst mich zugleich auf einen zweiten, der vielleicht noch schlimmer ist? « Corax ’ Augen schienen den Dominikaner zu durchbohren. Doch Albertus rührte sich nicht. Die Blicke der beiden Männer blieben ineinander verkeilt wie Schwertklingen.
    » Du hast niemals Vergeltung üben können für den Tod deiner Frau, Corax. Nun kannst du es. «
    Libuse hielt nichts mehr auf ihrem Platz. Sie vertrat ihrem Vater die Sicht auf Albertus. » Mutter …? «
    Corax schwieg.
    Sie hatte Tränen in den Augen, als sie zu dem Dominikaner herumwirbelte. » Was ist mit meiner Mutter geschehen? Und an wem soll sich mein Vater für ihren Tod rächen? «
    Hinter ihr erhob sich Corax und schob sie beiseite. » Geh hinaus, Libuse! Ich muss allein mit Albertus sprechen! «
    » Aber, Vater … Du hast mit mir nie über Mutter – « Sie brach ab, denn die Tränen raubten ihr für einen Moment die Stimme. » Du kannst jetzt nicht – «
    » Geh hinaus! «, wiederholte er, und diesmal war sein Tonfall unmissverständlich.
    » Nein! « Sie riss sich von ihm los und trat rückwärts einen Schritt auf Albertus zu, obgleich er doch der Letzte war, mit dem sie sich verbünden

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