Das Büro
später.
„Heute.“
Beerta drehte sich um und sah ihn an. „Dann gebe ich dir den ernstgemeinten Rat, vorher um ein Gespräch mit van der Haar zu bitten. Vielleicht kann er euch erklären, was die Beweggründe dafür sind, Nijhuis dienstuntauglich schreiben zu lassen.“
Maarten hatte den Kopf gehoben. Er sah nachdenklich vor sich hin, ohne zu antworten.
„Du kannst von mir alle Informationen bekommen“, drängte Beerta. Als Maarten nicht reagierte, stand er auf, drehte sich zum Tisch um und suchte in den Stapeln mit Mappen. Er zog eine Mappe heraus und legte sie neben sich. „Da hast du alles. Ich will nichts mehr damit zu tun haben.“
Maarten zog die Mappe heran und schlug sie auf. Oben lag der Durchschlag eines Briefes an den Verwaltungsrat, in dem Beerta –unter Verweis auf die Paragraphen aus dem Beamtenreglement und dem Pensionsgesetz, von denen er gesagt hatte, dass er sie nicht kenne – darum bat, Nijhuis wegen langandauernder Erkrankung nachuntersuchen zu lassen. Der Brief war auf Beertas Schreibmaschine getippt und trug links oben die Kürzel „B/B“. Maarten sah ihn sich an, fassungslos. „Sie haben also doch einen Durchschlag des Briefes“, sagte er.
„Natürlich habe ich einen Durchschlag“, sagte Beerta. „Ich habe immer von allem einen Durchschlag.“
„Und Sie haben mir gesagt, dass Sie die Paragraphen nicht kennen.“
„Welche Paragraphen?“
„Diese!“ Er stand auf und zeigte Beerta die Paragraphen in seinem Brief.
Beerta las sie. „Daran kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern“, sagte er verärgert. „Ich verstehe auch nicht, dass ihr so viel Aufhebens davon macht. Ich würde es sehr ungehörig finden, auch Nijhuis gegenüber, mit einer solchen Untersuchung bis zum letztmöglichen Termin zu warten.“
Verblüfft legte Maarten den Brief in die Mappe zurück. Er nahm den Brief des Büros, griff zu seiner leeren Milchflasche und verließ den Raum. Vor dem Schreibtisch von Fräulein Haan blieb er stehen. „Herr Beerta will den Brief nicht unterschreiben.“ Wie immer musste er einen Widerstand überwinden, um das Wort an sie zu richten.
Sie sah auf, angespannt. „Das wundert mich nicht.“
„Und er rät uns, erst van der Haar um ein Gespräch zu bitten.“
„Das hat doch keinen Sinn mehr?“
„Nein, das hat keinen Sinn.“ Er gab ihr den Brief.
„Glauben Sie, dass wir dazu noch eine Sitzung anberaumen sollten?“, fragte sie, plötzlich unsicher.
„Nein, wir sollten ihn einfach abschicken.“
Als er mit einer vollen Milchflasche in sein Zimmer zurückkam, stand Beerta an seinem Schreibtisch. „Van der Haar will nichts mehr davon hören“, sagte er. „Er findet, dass schon genug darüber geredet worden ist. Das hatte ich bereits befürchtet.“
Als Maarten von seinem Mittagsspaziergang zurückkam, traf er im vorderen Raum Meierink und de Gruiter mit bedrückten Gesichtern an.
„Hast du Herrn Beerta erzählt, dass wir diesen Brief geschrieben haben?“, fragte Meierink.
„Ja“, sagte Maarten. Er fühlte sich sofort schuldig.
„Er sagt, dass wir Schwierigkeiten bekommen würden, wenn wir ihn abschicken.“
„Sehr unangenehm“, fand de Gruiter.
„Was für Schwierigkeiten?“, fragte Maarten.
„Weil letztendlich van der Haar über unsere Beförderung entscheidet.“
„Aber das ist doch völlig verrückt“, sagte Maarten entrüstet.
„Es wäre schon besser gewesen, wenn er nicht gewusst hätte, dass wir diesen Brief geschrieben haben“, meinte de Gruiter.
„Eigentlich haben wir ihn doch auch alle gemeinsam geschrieben?“, ergänzte Meierink.
„Ich habe keinen Augenblick geglaubt, dass es jemandem schaden könnte“, verteidigte sich Maarten.
„Aber wir können es jetzt ausbaden“, sagte de Gruiter. „Denn das war natürlich nicht der Sinn der Sache, dass wir dadurch auch noch Schwierigkeiten bekommen würden.“
„Was genau hat er gesagt?“, fragte Maarten, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
„Er sagte, dass er nicht versteht, warum wir kein Vertrauen zu van der Haar haben, und dass wir noch einmal gut darüber nachdenken sollten, weil er sich ernsthaft gekränkt fühlen würde, wenn wir uns hinter seinem Rücken an den Verwaltungsrat wenden“, sagte Meierink.
„Und jetzt erfahren wir von Frau Haan, dass sie den Brief schon verschickt hat“, sagte de Gruiter. „Das hätten wir gern erst noch einmal besprochen gehabt.“
Maarten fühlte sich angesprochen. „Das war doch schon entschieden?“
„Aber wenn
Weitere Kostenlose Bücher