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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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sei doch mal vernünftig, Dé“, beschwor Beerta sie und drehte sich wieder zu ihr um. „Es ist doch auch in deinem Interesse!“
    „Jemand, der noch nie etwas publiziert hat!“, sagte sie wütend. „Der schon mehr als zwei Jahre mit der Karte des Pflügens beschäftigt ist! Lass ihn erst mal eine Doktorarbeit schreiben, bevor du ihn zum Leiter einer solchen Abteilung machst!“ Sie wandte sich abrupt ab und verließ den Raum, die Tür dabei mit einem Knall hinter sich zuschlagend. „Sie ist imstande, es zu tun“, sagte Beerta und sah ihr hinterher.„Ich möchte doch zu gern wissen, wofür unser Herrgott mich strafen wollte, als er diese Frau auf meinen Weg führte.“ Er wandte sich ab, hob einen weiteren Stapel von seinem Schreibtisch und trug ihn zum Tisch. „Du siehst, dass es nicht so einfach ist“, sagte er zu Maarten. „Und ich habe die Sache am Hals.“
    Maarten reagierte nicht. Er hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt und legte die Arbeit vor sich hin. Beerta ging hinter ihm vorbei und öffnete die Tür. „Ist Frau Haan weggegangen?“, hörte Maarten ihn fragen.
    „Soweit ich weiß, schon“, antwortete van Ieperen.
    Kurz darauf kam Beerta mit Hendrik zurück. „Setz dich mal“, sagte er.
    Sie setzten sich an seinen Schreibtisch, Beerta auf seinen Stuhl, Hendrik auf einen Stuhl, den er unter dem Tisch hervorzog.
    „Ich habe der Kommission vorgeschlagen, dir eine eigene Abteilung zu geben, die zwischen den Abteilungen Sprache und Volkskultur angesiedelt sein soll, und deinen Auftrag von der bäuerlichen Sprache auf die Arbeit in der Landwirtschaft auszuweiten. Wäre das etwas für dich?“
    „Ja, Herr Beerta.“
    „Hat Maarten schon mit dir darüber gesprochen?“
    „Nein, Herr Beerta. Ich wusste nichts davon.“
    „Weil du kaum überrascht bist.“
    „Dessen bin ich mir nicht bewusst, Herr Beerta.“
    „Gut. Ich habe also vorgeschlagen, eine Abteilung
Bäuerliche Sprache und Arbeiten in der Landwirtschaft
zu schaffen. Würdest du dir das zutrauen?“
    „Das weiß ich nicht, Herr Beerta.“
    „Warum weißt du das nicht?“
    „Weil ich das doch erst beweisen müsste.“
    „Maarten meint, du kannst es.“
    Maarten sah hinüber. Hendrik saß aufrecht auf seinem Stuhl. Die Bemerkung hatte ihn in Verlegenheit gebracht. Er gab nicht sofort Antwort, sondern richtete sich zunächst auf. „Das hat er dann zu verantworten.“
    „Aber würdest du es auch wollen?“
    „Ich will es gern probieren.“
    „Denn sonst lasse ich es bleiben.“
    Hendrik reagierte nicht darauf.
    „Ein Einwand der Kommission lautet, dass du noch nichts publiziert hast.“
    „Ja, Herr Beerta, das ist richtig.“
    „Wie weit bist du jetzt mit deinem Kommentar zur Karte des Pflügens?“
    „Damit habe ich noch nicht angefangen.“
    „Warum nicht?“
    „Ich habe Schwierigkeiten damit, eine Erklärung für die Unterschiede zu finden, Herr Beerta.“
    „Was ist daran so schwierig?“
    „Das weiß ich nicht.“ Er dachte nach, während Beerta ihn musterte. „Vielleicht liegt es daran, dass mein Wissen über die Geschichte der Landwirtschaft noch Lücken hat.“
    Beerta nickte. „Dann wird es Zeit, dass du das änderst.“
    „Jawohl, Herr Beerta.“
    „Die Kommission wollte auch wissen, ob du schon Pläne bezüglich einer Doktorarbeit hast.“
    „Nein, Herr Beerta.“
    „Was ‚nein‘?“
    „Ich habe noch keine Pläne.“
    „Warum nicht? Wenn man mit seinem Studium fertig ist, ist es doch das Erste, woran man denkt, eine Doktorarbeit zu schreiben?“
    „Ich habe noch nicht daran gedacht.“
    „Dann wird es Zeit, dass du dich einmal damit beschäftigst, denn sonst, fürchte ich, bekommen wir Schwierigkeiten.“ Es klang ziemlich irritiert.
    „Jawohl, Herr Beerta.“
    Es war still.
    „Gut“, sagte Beerta schließlich. „Geh jetzt wieder an die Arbeit und tu, was ich dir gesagt habe.“
    „Ich schreibe doch auch keine Doktorarbeit“, sagte Maarten, alsHendrik den Raum verlassen hatte, „und ich publiziere ebenfalls nichts.“
    „Du bist ein anderer Fall“, antwortete Beerta. „In deinem Fall habe ich nicht mit Frau Haan zu tun.“
    *
    „Ich wüsste nicht, warum man keine Doktorarbeit schreiben sollte“, sagte Hendrik träge.
    Zu dritt saßen sie nach dem Essen um den Ofen herum, Jonas in seinem Karton zu ihren Füßen, Hendriks und Nicoliens Kaffeetassen auf einem Hocker zwischen den beiden, die von Maarten neben ihm auf dem Teetisch. Die Wände des Ofens glühten, aus dem Kessel, der auf der

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