Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
Vom Netzwerk:
einfach etwas gegen Leute, die Macht haben wollen“, sagte er nachdenklich. „Darum dreht es sich.“
    Hendrik nippte an seinem Glas, ohne zu antworten. Er stellte es neben sich, zog seine Krawatte etwas weiter nach unten und krempelte die Hemdsärmel ein paarmal um.
    Maarten beobachtete ihn. „Sollen wir eine Partie Schach spielen?“
    „Das ist ein guter Vorschlag“, antwortete Hendrik.
    *
    „Van der Haar gibt heute Nachmittag einen Empfang“, sagte Beerta, sobald Maarten auf seinem Platz saß. „Wir sind auch eingeladen.“
    „Warum?“, fragte Maarten.
    Beerta drehte sich um. „Hast du denn die Zeitung nicht gelesen?“
    „Doch, natürlich.“
    „Van der Haar hat eine Königliche Auszeichnung bekommen.“
    „Ach, so etwas lese ich nicht.“
    „Liest du so etwas nicht?“
    „Nein, warum sollte ich das lesen?“
    „Weil fast immer jemand dabei ist, den man kennt.“
    „Ich kenne keine Leute, die von der Königin ausgezeichnet werden.“
    „Jetzt kennst du also jemanden.“
    Maarten gab darauf keine Antwort. Er sah zur gegenüberliegenden Gebäudeseite, wo van der Haar hinter dem Schreibtisch saß und telefonierte.
    „Für van der Haar ist es ein Höhepunkt in seiner Karriere“, sagte Beerta. „Er hat mir anvertraut, dass in seiner Familie noch nie jemand eine Königliche Auszeichnung bekommen hat.“
    „In Ihrer denn?“
    „In der meinigen auch nicht, aber ich bin Sozialist. Van der Haar nicht. Und mir wird man auch keine geben. Wenn sie dich jemals fragen, ob ich eine Königliche Auszeichnung haben möchte, dann kannst du sagen: Herr Beerta will keine, denn er ist Sozialist.“
    Maarten schmunzelte. „Doktor Beerta“, korrigierte er.
    „Doktor Beerta“, wiederholte Beerta. Er stand auf, ging mit kurzen Schritten hinter Maarten vorbei und verließ den Raum. Er schloss die Tür hinter sich. „Van der Haar gibt heute Nachmittag einen Empfang“, hörte Maarten ihn sagen, „weil er eine Königliche Auszeichnung bekommen hat. Ihr seid alle eingeladen.“ Danach ging er weiter. Er blieb geraume Zeit weg. Der Letzte, bei dem er vorbeiging, war de Gruiter. Maarten hörte seine Stimme durch die Wand zum Hinterzimmer.
    „Wie waren die Reaktionen?“, fragte Maarten, als Beerta zurückgekehrt war.
    „Alle gönnen es ihm“, sagte Beerta, während er sich wieder hinsetzte. „Van der Haar ist beliebt. Ich wollte, mein Personal würde hinter meinem Rücken so über mich reden.“
    „Ich gönne es ihm auch, aber ich gehe nicht hin.“
    Beerta drehte sich erschrocken um. „Das wäre sehr unklug.“
    „Trotzdem gehe ich nicht“, sagte Maarten starrköpfig. „Ich finde es idiotisch, jemanden zu so etwas zu beglückwünschen.“
    Beerta sah ihn von der Seite an. „Natürlich ist es idiotisch, aber das ist noch lange kein Grund, es nicht zu tun, wenn man jemandem damit eine Freude bereitet.“
    „Ich finde es schon einen Grund.“ Er sah kurz zur Seite.
    „Sogar der Linke Balk geht hin.“
    „Nicht, weil ich links bin“, sagte Maarten mürrisch, „sondern weil ich es idiotisch finde.“
    Beerta zuckte mit den Achseln und wandte sich ab. „Denk noch mal darüber nach“, sagte er.
     
    Um halb vier legte Beerta seine Brille hin und stand auf. Er kämmte sich das Haar in seinem Taschenspiegel, verstaute Kamm und Spiegel sorgfältig und ging zur Tür. An Maartens Schreibtisch blieb er stehen. „Hast du noch darüber nachgedacht?“, fragte er ernst.
    „Ja, ich gehe nicht.“
    „Du musst es selbst wissen“, sagte Beerta steif. Er verließ den Raum.
    Kurze Zeit später sah Maarten ihn neben Fräulein Haan und gefolgt von van Ieperen über den Gartenweg zum Hintereingang des Hauptbüros gehen. Ein paar Meter dahinter folgten Balk, Meierink, de Gruiter und Slofstra. Als Beerta und Fräulein Haan die Freitreppe erreicht hatten, wurde die Tür seines Zimmers geöffnet. Hendrik sah hinein. „Gehst du nicht zu van der Haar?“
    „Nein.“
    „Dann gehe ich auch nicht.“
    Die Solidarität rührte Maarten. „Ich finde es Unsinn“, sagte er, wie um sich zu entschuldigen. In dem Moment öffnete sich hinter Hendrik die Tür zwischen dem ersten und dem zweiten Zimmer. Hendrik drehte sich langsam um. De Bruin trat ein. „Sag mal, Koning, ich hab gehört, dass du nicht rüber gehst. Könntest du dann auf die Klingel achten? Dann kann ich auch mal eben vorbeischauen.“
    „Gut“, sagte Maarten.
    „Dann lass ich die Türen so lange auf.“ Er drehte sich um und ging zurück. „Ich bin mal eben

Weitere Kostenlose Bücher