Das Büro
scheußlich, denn es gibt keine Enklaven; es ist dort brechend voll.
Was könnten sie wollen, in ihren Rohren und Leitungen, das ich Euch schreibe (?). Ich habe diesen Brief rechtzeitig geschrieben. Ich muss aufpassen und nicht weiterschreiben. Ich will es verteidigen. Wenn es erst einmal bloß auf der Post ist, dann ist es wenigstens außer Reichweite, jenseits der feindlichen Linien hinter der Zensur, nicht über das Rote Kreuz, sondern durch Falschheit in der Schrift. Der Code ist der einfachste, den es gibt, nämlich buchstäblich, was dort steht. Weitere Hinweise sind irreführend und nicht von mir. Ich höre also rechtzeitig auf. Mit freundlichen Grüßen
frans
*
„Herr Beerta!“, sagte Slofstra, als er den Raum betrat.
„Ja, Herr Slofstra?“, sagte Beerta, ohne von der Arbeit aufzusehen.
„Ich bin gerade dabei, die Druckfahnen nachzusehen, aber da steht was, was nicht stimmt.“
Beerta sah zur Seite und streckte die Hand nach hinten über seine Schulter, ohne Slofstra dabei anzusehen. „Worum geht es denn?“
„Sie schreiben hier über ein geschwängertes Mädchen.“ Er ignorierte die Hand, er war schräg hinter Beerta stehengeblieben und sah in die Druckfahnen. „Sehen Sie nur!“ Mit dem Finger auf die beiden Worte zeigend hielt er Beerta die Druckfahnen unter die Nase.
Beerta zog seine Hand wieder zurück und sah sich die betreffende Passage an. „Und was stimmt daran nicht?“
„Das geht so nicht! Die Luft ist geschwängert, nicht aber ein Mädchen!“
Beerta drehte sich um und sah Maarten an. „Was sagst du dazu?“
„Ich finde es ein schmutziges Wort“, antwortete Maarten mürrisch, „und ich verstehe nicht, wie es in Ihr ansonsten doch sehr kultiviertes Vokabular geraten konnte.“
Die Antwort berührte Beerta peinlich. „Das verstehe ich nicht.“ Er stand auf. „Ich finde, es ist ein ganz normales Wort.“ Er holte das Wörterbuch aus dem Zimmer von Fräulein Haan und kam, darin blätternd, zurück, während Maarten und Slofstra warteten. „Hier!“, sagte er triumphierend. Er ging zu Maarten und zeigte ihm eine Passage, in der „geschwängert“ tatsächlich in der verwendeten Bedeutung benutzt wurde.
Maarten sah sie sich flüchtig an. „Diese Passage stammt aus dem Jahre 1780. Als Sprachwissenschaftler müssten Sie doch wissen, dass gerade solche Ausdrücke schnell veralten und als unkultiviert gelten.“
„Was soll ich jetzt tun?“, wollte Slofstra wissen.
„Wodurch soll Slofstra es ersetzen?“, fragte Beerta Maarten.
„Schwanger!“
Beerta sah sich erneut die bewusste Passage an. „Das geht nicht“, sagte er irritiert, „dann muss ich den ganzen Satz umstellen. Wie weiß man sonst, dass es durch diesen Jüngling geschieht?“
Slofstra lachte laut. „Das ist doch klar wie Kloßbrühe!“, sagte er. „Es gibt schließlich keinen anderen.“
*
Maarten saß bei Stoutjesdijk, als er die Mitglieder der Kommission, begleitet von Fräulein Haan, vorbeikommen hörte. Als er hintenherum in sein Zimmer zurückging, hörte er, wie sie im Flur mit einem von ihnen redete, nach den kargen Reaktionen zu urteilen, mit Professor Heertjes. In seinem Zimmer hing dichter Zigarrenqualm. Beerta war damit beschäftigt, die Stapel mit den Mappen und Büchern von seinem Schreibtisch auf den Mitteltisch hinüberzutragen. Sein Gesicht war gerötet. Maarten schloss die Tür, öffnete das Fenster und stellte seine Schreibmaschine auf ihren Platz zurück. Während er mit der Wiederherstellung seiner Tischseite beschäftigt war, ging die Tür auf und Fräulein Haan trat ein. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du der Kommission vorschlagen würdest, Ansing eine eigene Abteilung zu geben?“, fragte sie wütend.
Beerta blieb stehen und drehte sich um. „Weil das eine Angelegenheit zwischen dem Direktor und der Kommission ist“, sagte er in gemessenem Ton.
„Dass du es nur weißt: Ich werde mich damit nicht abfinden! Ansing ist mein Assistent! Und ich entscheide, was ihm aufgetragen wird!“
„Letztendlich entscheide ich das. Ich trage hier die Verantwortung.“
„Die Verantwortung!“, höhnte sie. „Du hast noch niemals für irgendetwas die Verantwortung getragen! Denn du versteckst dich doch immer nur hinter anderen! Wenn nicht hinter van der Haar, dann hinter der Kommission!“
Beerta zuckte die Achseln und wandte sich ab.
„Dass du es nur weißt: Ich werde der Kommission einen Brief schreiben, dass Ansing für diese Aufgabe ungeeignet ist!“
„Aber jetzt
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