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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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weg, aber Koning passt auf die Klingel auf“, hörte Maarten ihn im vorderen Raum sagen.
    „Sitzt da noch jemand?“, fragte Maarten.
    „Frau Moederman, glaube ich“, sagte Hendrik.
    „Ja, natürlich, Frau Moederman.“ Er stand auf und ging in das vordere Zimmer. Die Türen zum Flur standen offen. Frau Moederman kramte nervös in der chaotischen Masse von Papieren, die über ihren Schreibtisch verstreut lagen. Ihr Gesicht war von der Anspannung gerötet und ihr Kopf bewegte sich leicht hin und her, als redete sie mit sich selbst. „Gehen Sie nicht zum Empfang?“, fragte Maarten.
    „Doch“, sagte sie verwirrt und sah auf. „Nur dies noch eben fertigmachen, ich komme sofort.“
    „Sie brauchen nicht.“ Er war stehengeblieben und betrachtete sie mit Sympathie.
    „Nein, ich gehe sofort“, sagte sie, sich entschuldigend. „Ich bin nur noch kurz hiermit beschäftigt.“
    Maarten ging zurück in den zweiten Raum. Hendrik saß wieder an seinem Tisch. Maarten zog einen Stuhl unter dem Mitteltisch hervor und setzte sich Hendrik gegenüber. Von dort, wo er saß, konnte er in den Garten sehen. In der Stille hörte er Frau Moederman im vorderen Raum mit Papieren rascheln. „Frau Moederman arbeitet sich zu Tode.“
    „Ich finde, sie ist eine nette Frau“, sagte Hendrik.
    Sie schwiegen.
    „Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum du nichts schön findest?“, fragte Maarten.
    „Nein.“
    Maarten nickte bedächtig.
    „Ich weiß übrigens nicht einmal, ob ich tatsächlich nichts schön finde“, sagte Hendrik nach einer Pause.
    „Ja, körperliche Genüsse, einen Schnaps trinken und so, aber das meine ich nicht. Ich meine, auf geistigem Gebiet.“
    „Nein, auf geistigem Gebiet finde ich, glaube ich, nichts schön“, gab Hendrik zu, „außer Kreuzworträtsel lösen.“
    „Das liegt wohl an unseren Vätern, oder?“
    „Du, das weiß ich nicht.“
    „Wenn dein Vater dich niemals lobt, denkst du, dass das wirklich Wichtige erst noch kommt.“
    „Es ist eher so, dass ich alles so kindisch finde“, überlegte Hendrik. „Beispielsweise so eine Karte des Pflügens. Wer braucht so etwas eigentlich?“
    „Das ist es auch“, gab Maarten zu. „Es muss mit Mühen verbunden sein.“
    „Aber es kostet mich durchaus Mühe.“
    Maarten lachte. „Weil es so kindisch ist. Du willst es so machen, dass es Sinn bekommt, aber das gelingt dir nicht.“
    „Ach was.“
    Sie schwiegen erneut. Im Raum nebenan hustete Frau Moederman leise.
    „Wenn sich Frau Moederman nicht beeilt, verpasst sie den Empfang“, bemerkte Maarten.
    „Ja.“
    „Das ist auch so etwas. Wie kann man sich bloß über so eine Königliche Auszeichnung freuen.“
    „Das verstehe ich auch nicht.“
    „Was für ein Mensch muss man dafür sein.“
    „Ach, so jemand ist wahrscheinlich ganz glücklich.“
    „Dann lieber unglücklich, wenn man dafür kein Arschloch sein muss.“
    „Ob er ein Arschloch ist, weiß ich nicht. Dazu kenne ich ihn nicht gut genug.“
    „Und was ist mit der Angelegenheit um Nijhuis?“
    Hendrik gab darauf keine Antwort.
    Maarten stand auf und ging in den vorderen Raum. Frau Moederman saß noch genauso da wie zuvor. Sie stapelte ihre Papiere um, machte Notizen und blätterte im Codebuch. „Sind Sie noch nicht fertig?“, fragte er.
    „Doch, Herr Koning, ich bin sofort fertig“, sagte sie nervös. „Nur noch eben das hier.“
    Er sah ihr noch einen Moment zu und ging dann wieder zu seinem Stuhl gegenüber von Hendrik zurück. „Ob Frau Moederman glücklich ist?“, fragte er, als er wieder saß.
    „Ich weiß es wirklich nicht“, sagte Hendrik. „Ich glaube es nicht.“
     
    „Du hast keine besonders gute Figur gemacht“, sagte Beerta, als er den Raum betrat. Es war kurz vor Büroschluss. Maarten war gerade im Begriff, nach Hause zu gehen. Beerta blieb an Maartens Schreibtisch stehen und sah ihn an. Sein Gesicht war rot angelaufen. „Das könntest du demnächst, wenn es um meine Nachfolge geht, womöglich noch bereuen.“
    „Wie war es?“, fragte Maarten, die Bemerkung ignorierend.
    „Wir haben ein herrliches Stück Torte bekommen. Und ein herrliches Gläschen Wein. Du hast etwas verpasst.“
    „Schade.“
    Beerta blinzelte nervös und spitzte die Lippen. „Van der Haar hat noch kurz überlegt, ob er uns für euch ein Stück mitgeben sollte, hat dann aber doch davon abgesehen.“
    „Zu Recht!“
    Beerta nickte. „Zu Recht!“, wiederholte er.
    *
    „Hier ist Bart“, sagte Maarten. Er hatte zusammen mit

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