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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Samstagmorgen in die Ferien und werde ungefähr einen Monat wegbleiben, doch ich freue mich schon darauf, dich an deinem ersten Arbeitstag begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, es wird dir gefallen. Bis dahin verbleibe ich mit herzlichen Grüßen, auch an deine Frau, dein A. P. Beerta.
    „Er scheint den Unterschied zwischen
dass
und
das
nicht zu kennen“, sagte Nicolien verwundert, als sie den Brief gelesen hatte. „Das hätte ich nicht von Herrn Beerta erwartet.“
    Maarten wunderte es ebenfalls, aber er fand es menschlich. Es verriet eine Nonchalance, die seinen Eindruck, dass es zwei Beertas gäbe, noch verstärkte.
    *

 
Tod auf der Toilette
    „Setzen Sie sich“, sagte Beerta gemessen.
    Veerman zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und stellte ihn direkt vor Beerta, so dass sie fast Knie an Knie saßen.
    „Ich habe Sie ein paarmal vergeblich gesucht.“
    „Ich war nicht da.“
    „Das habe ich gemerkt. Aber Sie hätten da sein müssen.“
    Veerman reagierte nicht. Als Maarten sich umdrehte, sah er, dass er seinen Kopf etwas nach vorn geschoben hatte und rot geworden war.
    „Sie wissen, dass wir eine Dreiviertelstunde Mittagspause haben, und nicht anderthalb, wie Sie das gelegentlich machen.“
    Veerman war nun puterrot. Es war beängstigend, zu sehen, wie die Wut sich in seinem Kopf aufstaute. „Und wer sagt das?“, brach es aus ihm hervor.
    „Ich sage das“, sagte Beerta ungerührt.
    „Und was gibt Ihnen das Recht dazu?“
    „Das ist meine Pflicht.“
    „Das ist Ihre Pflicht!“, wiederholte Veerman wütend. „Wissen Sie eigentlich, wer hier vor Ihnen sitzt?“ Er schob seinen Kopf noch weiter nach vorn, so dass seine Nase fast die von Beerta berührte, der jedoch nicht zurückwich. „Vor Ihnen sitzt ein Genie, Herr Beerta! Und Genies tadelt man nicht, wenn sie zu spät kommen.“
    „Da bin ich anderer Meinung, Herr Veerman. Auch Genies müssen pünktlich sein.“
    „Genies haben ihre eigene Zeit!“, rief Veerman wütend.
    Maarten hatte aufgehört zu arbeiten. Er beobachtete die Szene, bereit, zu Hilfe zu eilen, wenn es nötig sein sollte, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er das bewerkstelligen sollte.
    „Denken Sie nur an Kant“, sagte Beerta, ohne auch nur mit derWimper zu zucken. „Kant war ein Genie, aber auch ein Mann, der die Pünktlichkeit liebte, wie Ihnen zweifellos bekannt sein dürfte.“
    Beertas Ruhe brachte Veerman fast zur Explosion. Er hatte sich von seinem Stuhl erhoben und stand, nach vorn gebeugt, vor Beerta. „Ich habe mit Ihrem Kant nichts zu schaffen!“, schrie er, mit geballten Fäusten. „Ich gehorche meinen eigenen Gesetzen!“
    „Aber hier gelten die Gesetze des Büros“, beharrte Beerta. Er war mit diesem Kopf so dicht vor sich in seiner Haltung erstarrt, und Maarten gewann nun doch den Eindruck, dass es nicht gut ausgehen könnte.
    „Wissen Sie, was Sie sind?“, schnauzte Veerman ihn an. „Sie sind, Sie sind …“ Er suchte nach dem passenden Wort, wich aber etwas zurück, als Beerta sich langsam erhob.
    „Und jetzt gehen Sie besser wieder an die Arbeit“, sagte Beerta ruhig, „bevor Sie beleidigend werden, denn das werden Sie später nur bereuen.“
    „Ein popeliger kleiner Bürokrat“, brach es aus Veerman hervor. „Das sind Sie, Herr Beerta! Ein engstirniger Bürohengst!“
    Beerta stand aufrecht da und sah ihn regungslos an, ohne zu reagieren.
    „Und das werde ich nicht bereuen!“ Er wandte sich ab und verließ den Raum.
    Beerta blieb noch einen Moment stehen. Dann drehte er sich um und nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz. „Da hätte nicht mehr viel gefehlt“, sagte er trocken. „Ich habe wirklich einen Moment geglaubt, dass mein letztes Stündchen geschlagen hätte.“
    „Dafür haben Sie sich aber gut gehalten“, fand Maarten.
    „Das hat nichts zu sagen“, entgegnete Beerta. „Das ist Angst. In Wirklichkeit habe ich mich zu Tode geängstigt. Ich war froh, dass du hier warst.“
    *
    Als Maarten den Raum von Fräulein Haan durchquerte, auf dem Weg zu seinem Zimmer, kam de Bruin dort gerade heraus. „Hast du schon von Veerman gehört?“, fragte er.
    „Was ist mit Veerman?“, fragte Maarten.
    „Tot!“
    „Tot?“, sagte Maarten überrascht.
    „Schlaganfall! Auf dem Klo!“
    „Hier bei uns?“ Er blickte unwillkürlich in Richtung der Toiletten.
    „Zu Hause! Seine Zimmerwirtin hat gerade angerufen.“ Er ging weiter.
    Beerta saß hinter seinem Schreibtisch und schrieb.
    „Veerman ist tot?“, fragte Maarten.
    Beerta

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