Das Büro
gewesen sein.“ Die Anteilnahme in seiner Stimme hatte etwas Scheinheiliges.
„Es war entsetzlich, denn so mitten in der Nacht, um drei Uhr morgens, bekommt man nicht so schnell Hilfe, denn ich habe auch kein Telefon, so dass er, als sie endlich kam, schon so steif war, dass sie ihn nicht mal in sein Zimmer kriegen konnten, denn er ist ein großer, stämmiger Mann, und da haben sie ihn in den Flur gelegt, und da hat er bis acht Uhr gelegen.“
„Ganz fürchterlich.“
„Ich werde nie wieder an einen Mann vermieten.“
„Das verstehe ich.“
„Aber weshalb ich eigentlich gekommen bin: Veerman hatte noch Mietschulden bei mir, und ich habe ihm auch was geliehen, das ich nie zurückgekriegt habe, und ich habe mich gefragt, ob hier vielleicht noch etwas Geld für mich liegt, und er muss auch sein Gehalt noch kriegen, hat er gesagt.“
„Unser Gehalt bekommen wir immer am Monatsende.“
„Das kann ich also nicht mitnehmen?“
„Das wird ein Notar regeln müssen.“
„Und werde ich dann benachrichtigt?“
„Darüber werden Sie benachrichtigt.“
„Was denkt sich so eine Frau bloß“, sagte Beerta, nachdem er sie hinausbegleitet hatte. „Man muss dem Himmel danken, dass man keine Zimmerwirtin hat.“
„Es gibt auch nette.“
„Wenn sie nett sind, dann deshalb, weil sie mit einem ins Bett wollen“, sagte Beerta zynisch.
Van Ieperen hielt Maarten an, als der kurz danach vorbeikam. Fräulein Haan saß nicht an ihrem Schreibtisch, ihre Lampe war jedoch an. „Sie haben gestern Streit gehabt, nicht wahr?“, sagte er verschwörerisch.
„Wer?“, fragte Maarten widerstrebend.
Van Ieperen machte eine Kopfbewegung zur Tür. „Beerta und Veerman, darüber, dass er in der Mittagspause immer so lange wegblieb.“ Er sprach gedämpft, aus Angst, man könnte ihn hören.
Maarten schüttelte den Kopf. „Streit ist zu viel gesagt.“
„Ja, ich weiß es natürlich auch nicht“, sagte van Ieperen rasch. Er machte eine Kopfbewegung zum Schreibtisch von Fräulein Haan. „Aber das sagt Dé. Sie sagt, dass er davon wohl den Schlaganfall bekommen hätte.“
„Woher will sie das denn wissen?“, sagte Maarten irritiert. „So etwas lässt sich doch niemals genau feststellen.“
Die Kommissionssitzung
Die Kommission traf sich ein Mal im Jahr. Sie bestand neben dem Vorsitzenden aus sieben Mitgliedern, von denen einer, Professor Hillebrink, bettlägerig war. Aus diesem Grund fand die Sitzung bei ihm zu Hause statt. Beerta und Maarten fuhren mit dem Zug dorthin. Beim ersten Halt gesellte sich die Vorsitzende zu ihnen. Maarten kannte sie noch aus seiner Studienzeit. Sie war mit Springvloed befreundet und hatte ihn einmal für ein halbes Jahr vertreten. „So, hier sitzt ihr“, sagte sie, als sie ihr Abteil betrat, „dabei habe ich extra eine Fahrkarte Erster Klasse genommen!“ Sie ließ sich auf den Platz Beerta gegenüber fallen, ohne ihm die Hand zu geben, und blickte ihn amüsiert an.
„Tag, Kaatje“, sagte Beerta ruhig. „Du weißt, dass ich ein sparsamer Mensch bin.“
„O ja“, sagte sie fröhlich. „Jetzt kommt
das
wieder! Ja, Anton, du bist wirklich ein sparsamer Mensch.“
Beerta nickte mit unterdrückter Ironie. „Du kennst Herrn Koning?“
„Das nun nicht gerade, aber ich habe schon viel von ihm gehört.“ Sie sah Maarten an und machte zur Begrüßung, mit der Hand auf der Brust, eine kleine Verbeugung. „Und so weiter, und so fort.“ Sie lachte vergnügt.
Maarten hatte sich bereits aufgerichtet, da er erwartete, dass sie ihm die Hand geben würde. Er ließ sich wieder zurücksinken und nickte mit einem verlegenen Lächeln. Unberechenbares Verhalten machte ihn unsicher, und Kaatje Kater hatte den Ruf, schwierig und unberechenbar zu sein.
„Hast du die letzte Ausgabe von
De Gids
gelesen?“, fragte sie und wandte sich an Beerta. „Den Artikel von Hennipstra? Ich meine nur.“
„Das war unter seinem Niveau“, fand Beerta.
„Unter seinem Niveau!“ Sie lachte herzlich. „Ja, so kann man es auch ausdrücken. Ich fand es eine Unverschämtheit. Wenn man doch …, will ich mal sagen!“
„Schreib doch etwas dagegen.“
„Denn
du
hast zu viel zu tun.“
„Ja, ich habe zu viel zu tun“, sagte Beerta lächelnd.
Maarten hörte zu, ihm war unbehaglich zumute. Er hatte die letzte Ausgabe von
De Gids
nicht gelesen, konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann er
De Gids
überhaupt das letzte Mal gelesen hatte, und von Hennipstra hatte er nur vage gehört. Während
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